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Raffte das Coronavirus 17,26 Millionen chinesische Mobilfunkkunden dahin?

Symbolbild für das Coronavirus und Menschenmassen

17,26 Millionen statt weniger als 3.000 Tote in China durch das Coronavirus? Diese These spricht eine Userin auf Twitter zwar nicht direkt aus, suggeriert aber, dass die Kundenentwicklung der drei wichtigsten chinesischen Telefonanbieter die wahren Folgen des Coronavirus in China zeigen würde. Mehr als 17 Millionen Kunden verloren die drei Unternehmen seit Jahresbeginn. Was ist dran an der Theorie? Und was bedeutet das für chinesische Aktien?

Aufgrund hoher Fixkosten beim Betrieb eines Mobilfunknetzes ist auch der chinesische Markt auf sehr wenige Unternehmen aufgeteilt: China Telecom, China Mobile und China Unicom besitzen landesweite Lizenzen für den Betrieb eines Mobilfunknetzes. Und alle drei Unternehmen sind öffentlich gehandelte Aktiengesellschaften mit Publikationspflichten. Über die gehen die Unternehmen mit der monatlichen Veröffentlichung von Kundenzahlen sogar hinaus. Das ermöglicht es uns, die Marktentwicklung in China sehr genau zu verfolgen. (aktueller Artikel über Signale der Hoffnung hier)

Die 3 chinesischen Provider verlieren erstmals überhaupt Nutzer – 17,26 Millionen in 2 Monaten!

Was die Twitter-Nutzerin zeigte, waren Screenshots von den Webseiten der drei Aktiengesellschaften. Sie zeigen alle drei einen erheblichen Rückgang der Nutzerzahlen in diesem Jahr. Da es die drei einzigen Netzbetreiber sind, kann es sich auch nicht um eine Marktverschiebung handeln, bei der manche Anbieter Kunden verlieren und andere Kunden gewinnen. Die von den drei Unternehmen gemeldeten Kundenverluste sind für den chinesischen Markt verloren. Da das Smartphone in China eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Leben einnimmt und ohne Smartphone und Apps wie WeChat kaum noch etwas läuft, ist ein Nutzerrückgang erstaunlich. Im Verlauf der Coronavirus-Epidemie konnte man das Haus schließlich nicht einmal verlassen, ohne bei Kontrollen einen von der WeChat App generierten QR-Code vorzeigen zu können, der die eigene Infektionswahrscheinlichkeit anzeigte. In China benötigt jeder ein Smartphone.

Die Zahlen sind vor allem im historischen Vergleich geradezu dramatisch. Es ist der erste alle drei Unternehmen gleichermaßen betreffende Nutzerrückgang… seit Beginn der Datenveröffentlichung im Jahr 2008. Während der Finanzkrise 2008 wuchs die Nutzerzahl weiter, pünktlich zum Jahresbeginn 2020 und damit dem Beginn der Coronavirus Pandemie sinken sie erstmals. Leider hat noch keine der drei Aktiengesellschaften einen neuen Quartalsbericht veröffentlicht, in dem sich Erklärungen finden ließen.

Welche Gründe könnte es neben dem eher unwahrscheinlichen Tod von 17,26 Millionen Kunden dafür geben? Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass es in China etwa 150 Millionen mehr Mobilfunkverträge als Einwohner gibt. Touristen und Geschäftsreisende, die sich eine Mobilfunkkarte in China besorgen gehören ebenso dazu wie Kunden, die mehr als eine Mobilfunkkarte besitzen. Es ist also durchaus denkbar, dass es angesichts der Epidemie zu Nutzerrückgängen kam, ohne dass die ehemaligen Besitzer gleich für Tod erklärt werden müssen.

Kein China-Tourismus und Wirtschaftseinbruch dürften die Hauptgründe sein

So sank die Anzahl der ausländischen Besucher seit Mitte Januar beträchtlich und dürfte zum Monatsende nahezu Null betragen haben. Wenn die Karten bereits ausgereister Touristen und Geschäftskunden deaktiviert werden und gleichzeitig keine neuen Besucher nachkommen, sinkt das Vertragsvolumen. 2008 gab es zwar auch einen Rückgang beim Tourismus und Geschäftsreisen, doch der dürfte damals weit entfernt gewesen sein vom Besucherrückgang in diesem Jahr.

2018 zählte China 62,9 Millionen Touristen mit mindestens einer Übernachtung. In zwei Monaten also durchschnittlich 10,5 Millionen. Nur ein Bruchteil davon dürfte sich eine chinesische SIM-Karte besorgt haben. Selbst ein totaler Einbruch des Tourismus könnte also keinen Kundenrückgang von 17,26 Millionen erklären. Weiterhin ist denkbar, dass in der Coronavirus-Quarantäne diverse Kunden die Zeit nutzten, um ihre Vertragsbeziehungen zu ordnen und doppelte, nicht mehr benötigte Verträge gekündigt wurden.

Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass angesichts der Krise wirtschaftliche Aspekte dafür sorgten, dass Verträge ausliefen. Unternehmen, die Mitarbeiter entlassen, das Firmen-Handy einziehen und den Vertrag kündigen, dürften ebenso dazu zählen wie Eltern, die angesichts verlorener Arbeit ihrem Kind den Mobilfunkvertrag kündigen. Erstaunlich ist, dass der Nutzerrückgang lediglich den für China überragend wichtigen Mobilfunkbereich betrifft. Festnetzanschlüsse, die nur einen Bruchteil der Kunden benötigen, waren vom Nutzerrückgang nicht nur nicht betroffen. Die Zahl der Festnetzanschlüsse stieg sogar noch. Das wiederrum spricht gegen wirtschaftliche Gründe für die Kündigung von Mobilfunkverträgen.

Chinesische Aktien haben auf der Downside noch Nachholpotenzial

Ob es nun deutlich mehr Todesfälle bei der Coronavirus-Pandemie gab oder einen so drastischen Wirtschaftseinbruch, dass im Gegensatz zu 2008 die Nutzerzahlen einbrechen: Die Zahlen der drei chinesischen Mobilfunkprovider passen nicht zu den offiziellen Verlautbarungen aus China. Die besagen, die Wirtschaft würde in diesem Jahr um 5% wachsen und es gäbe lediglich 3.274 Tote in Folge der Epidemie.

Ich meine, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und deutlich näher an einem drastischen Einbruch der chinesischen Wirtschaft. Die Aktienkurse in China reflektieren diesen Einbruch jedoch noch nicht. Der Hang Seng China Enterprise Index fiel in diesem Jahr nur um 18,5%, der DAX hingegen um 35,3% und der Dow Jones um 33,6%. Auf der Downside haben chinesische Aktien somit noch einiges nachzuholen.



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4 Kommentare

  1. Allein die Überschrift ist absolut geschmacklos – einfach nur WIDERLICH. Das Thema finanzmarktwelt hat sich damit erledigt. Das ist unterstes Niveau!

    1. Schnappatmung-Alarm!!!!
      Brechen sie sich ihre Holzbeinchen nicht, wenn sie vor lauter Wut im Kreis springen.

      In dem Sinne: Auf Nimmerwiedersehen!

    2. Die Zahlen lassen sich unter anderem auf alle Chinesischen Bürger zurückführen denen die Mitgliedschaft zu Chinas korruptem Online Sozial System entzogen wurde.
      Da wurden quasi Millionen von Bürgern gebannt etwas zu kaufen oder mit jemandem über das Internet zu kommunizieren. Weil Sie ihre Kommunistische Regierung in Frage stellen. Außerdem haben sämtliche GSM Chip Hersteller Chinas ihre Gerätschaften mit überwachungstechnik Ausgestattet. Aber das wird ihnen nun auch nicht mehr helfen.
      Sehen Sie sich einfach neueste Geschehnisse Chinas an, wie Menschen in Massen protestieren.

  2. Holzbein, was sind Sie denn für ein zart besaiteter Mensch. Halten Sie sich von der Börse fern. Sie kriegen noch einen Herzinfarkt.

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