Gas

Rekordnachfrage nach LNG mit China an der Spitze erwartet

Die globale Nachfrage nach LNG ist enorm. China wird wohl der Spitzenreiter sein. Hier dazu eine Branchenanalyse.

LNG-Tanker
LNG-Tanker. Foto: Haritonovstock - Freepik.com

Analysten vom Zentrum für Preisindices der russischen Gazprom Bank erwarten in diesem Jahr weltweit eine Rekordnachfrage nach LNG (Flüssiggas). Treiber der wachsenden Nachfrage sind China, Indien und Südostasien. Auch der britisch-holländische Öl- und Gasmulti Shell konstatierte jüngst in seinem Outlook LNG 2024 eine stark steigende Nachfrage. Bis 2040 kann diese demnach von 404 Millionen Tonnen LNG im letzten Jahr auf maximal 685 Millionen Tonnen steigen. China gilt dabei als dominierender Faktor.

LNG nimmt Fahrt auf

Wie russische Medien im Februar berichteten, soll die weltweite Nachfrage nach LNG im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent steigen und ein Rekordniveau von 114 Millionen Tonnen erreichen. Darüber habe das Zentrums für Preisindizes (CPI) von der russischen Gazprom Bank informiert. Die Experten stellen klar, dass die Nachfrage nach LNG im ersten Quartal quantitativ um 10 Millionen Tonnen steigen werde. Dies sei eine Rekordwachstumsrate in der gesamten Beobachtungsgeschichte. Die Differenz zu den Ergebnissen des vierten Quartals des vergangenen Jahres werde 6,5 Prozent bzw. sieben Millionen Tonnen LNG betragen.

Besonders auf den brennstoffarmen Märkten China, Indien und in Ländern Südostasiens erwarten die Experten einen starken Anstieg des Bedarfs. Zugleich wird ihrer Prognose zufolge die weltweite Nachfrage nach LNG im zweiten und dritten Quartal 2024 auf etwa 105 Millionen Tonnen zurückgehen und sich im vierten Quartal auf 113 Millionen Tonnen erholen. Im letzten Jahr belief sich die weltweite Nachfrage nach LNG nach Angaben im Outlook LNG 2024 von Shell auf 404 Millionen Tonnen.

Tritt die Prognose des Zentrums für Preisindices ein, steigt die Nachfrage in diesem Jahr auf 437 Millionen LNG und somit um 8,1 Prozent. Im Outlook von Shell geht das erwartete Nachfragewachstum für dieses Jahr mit dem Angebotswachstum konform, das sich zwischen 7 und 20 Millionen Tonnen LNG bewegt. Folglich ist maximal ein Wachstum von 4 Prozent drin. Den stärksten Ausbau an Regasifizierungskapazitäten erwarten die Experten in diesem Jahr in China. Im letzten Jahr hätten der relativ milde Winter in Ländern, die zum Heizen auf Gas angewiesen sind, hohe Gasspeicherbestände, eine stärkere Stromerzeugung von Kernkraftwerken und eine bescheidene wirtschaftliche Erholung in China, den globalen Gasmarkt ausgeglichen, so dass Gaspreise in Europa und Ostasien sanken und sich stabilisierten.

China dominiert das Wachstum

Nach neuesten Branchenschätzungen im Shell-Outlook soll die LNG-Nachfrage im Jahr 2040 voraussichtlich etwa 625 bis 685 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen. „China dürfte in diesem Jahrzehnt das Wachstum der LNG-Nachfrage dominieren, da seine Industrie versucht, die CO2-Emissionen durch die Umstellung von Kohle auf Gas zu senken“, sagte Steve Hill, Executive Vice President von Shell Energy. „Da Chinas kohlebasierter Stahlsektor mehr Emissionen verursacht als die Gesamtemissionen des Vereinigten Königreichs, Deutschlands und der Türkei zusammen, spielt Gas eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung einer der weltweit größten Quellen für CO2-Emissionen und lokale Luftverschmutzung.“

Auch das Osloer Energieinstitut Rystad geht von einem starken LNG-Importwachstum in China aus. So sollen bis Ende 2025 die LNG-Lieferungen nach China um fast 20 Prozent auf 84 Millionen Tonnen und bis 2030 auf 136 Millionen Tonnen steigen. Nach Angaben des Energieinstituts beträgt der Anteil von Gas im chinesischen Energiemix nur 8,5 Prozent, was die Voraussetzungen für einen deutlichen Anstieg schafft, da schmutzige Energiequellen wie Kohle ersetzt werden sollen. In Japan beträgt der Anteil von Gas am Energiemix des Landes im Vergleich dazu etwa ein Fünftel und in den USA etwa ein Drittel. In Teilen Süd- und Südostasiens könnte in den nächsten zehn Jahren außerdem die rückläufige inländische Gasförderung zu einem Anstieg der Nachfrage nach LNG führen, da diese Volkswirtschaften zunehmend Gas für Gaskraftwerke oder die Industrie benötigten.

Im letzten Jahr importierte China nach Daten der allgemeinen Zollbehörde 71,3 Millionen Tonnen LNG. Damit erhöhte sich der Import gegenüber dem Vorjahr um 12,6 Prozent, und das Reich der Mitte setzte sich wieder vor Japan an die Spitze der weltweiten Importeure. Das meiste LNG, ein Drittel, kam aus Australien. Zweitgrößter Lieferant war Katar mit 16,7 Millionen Tonnen LNG. Besonders stark ist laut Zollbehörde der Importanstieg aus Russland ausgefallen. Demnach hat China 8 Millionen Tonnen LNG im Wert von über 5 Milliarden US- Dollar aus Russland importiert, was einem Anstieg von mehr als 23 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Grund für den Importrückgang im Jahr 2022 waren hohe Preise.

Russland korrigiert Pläne zur Produktion von LNG nach oben

Russland korrigierte angesichts der hohen Nachfrageerwartung seine Produktionspläne für LNG nach oben. „110 Millionen Tonnen beträgt das Exportvolumen bis 2030“, heißt in einer Präsentation von Vizepremier Alexander Nowak jetzt im Februar. Im Jahr 2023 beliefen sich die Exporte auf 33 Millionen Tonnen. Damit steht Russland bei den LNG-Exporten hinter den USA, Australien und Katar weltweit an vierter Stelle. Seit 2021 setzt Russland das Projekt Durchbruch auf LNG-Märkten um. Geplant ist laut Nowaks Präsentation, die Produktion an der Ostsee bis 2030 von 2,2 Millionen Tonnen im Jahr 2023 auf 15 Millionen Tonnen steigert. Bei Murmansk sollen es bis dahin 20 Millionen Tonnen sein. Auf der Halbinsel Jamal am Nordmeer ist eine Erhöhung von 20 auf bis zu 60 Millionen Tonnen und auf der Pazifikinsel von 11 auf 15 Millionen Tonnen LNG.

Das erwartete Nachfragewachstum in China mag Russland beflügelt haben, bis 2030 die Produktionspläne anzuheben. Die Rede war zuvor von geplanten 100 Millionen Tonnen LNG im Jahr 2030. Auch wenn in China Konjunkturflaute und Immobilienkrise ihre Schatten werfen, zeigten im letzten Jahr grüne bzw. saubere Energien neben dem LNG-Bedarf einen deutlichen Aufwärtstrend. „Ohne den Beitrag der Sektoren sauberer Energien zum chinesischen Wirtschaftswachstum wäre das BIP des Landes im Jahr 2023 nur um 3,0 Prozent gestiegen, statt der tatsächlich verzeichneten 5,2 Prozent“, ist ein Ergebnis im Carbon Brief des Forschungszentrums für Energie und saubere Luft CREA im Januar. Für China ist die Dekarbonisierung demzufolge ein zentraler Faktor. Vor diesem Hintergrund dürfte das Zurückdrängen des hohen Kohleanteils in der Stahlindustrie mit LNG ganz oben auf der Agenda stehen.



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9 Kommentare

  1. Ja, wie ich schon öfter hier geschrieben habe. Russland wird sich mit dem Handel mit Rohstoff nach Asien, Afrika und Südamerika ausrichten.
    Das kann alles nicht übers Knie gebrochen werden, und es wird auch die Märkte noch oft durchrütteln.
    Die Sanktionierer können dann ja das Öl und Gas von den Staaten kaufen, die auch von Russland beliefert werden, aber nicht alles selbst verbrauchen können. Natürlich mit einiges an Aufschlag.
    Aber- ich habe den deutschen Regierungsmedien entnommen, dass die Sanktionen gegen Russland nun aber wirklich bald Wirkung zeigen werden; ganz bestimmt, bald.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Ich habe den russischen Regierungsmedien entnommen, dass es im fernen Andalusien einen Suppenkasper geben soll, der noch immer völlig unhinterfragend Meister Putlers Propaganda Glauben schenkt. Der nicht zwischen Sanktionen auf dem Technologie-, dem Finanz- und dem Energiesektor unterscheiden kann. Der bis heute noch nicht einmal kapiert hat, dass es keine Sanktionen auf russisches Gas gibt. Und dass Deutschland nur noch 4 Prozent seines LNG und somit in der Summe fast gar nichts mehr an Erdgas insgesamt aus dem Traumland vieler blauer Nutztiere des Kreml bezieht.

      Mein Freund Wladimir der Kleine teilte mir mit, dass er solche braven Marionetten und Nachplapperer überall in Europa dringend benötige, um seine neue Geschichtsschreibung und andere Märchen effektiv verbreiten zu können. Und um überall Spaltkeile in die Gesellschaften und zwischen die einzelnen Staaten zu treiben, um einen Nährboden für die nächsten militärischen Spezialoperationen zu schaffen. Wäre doch gelacht, wenn sich die Grenzen aus den 80er Jahren nicht wieder herstellen ließen.

      1. @Andreas Wieninger. Wenn man die unterentwickelten Kommentare von Helmut liest, dann verwendet er keinen Spaltkeil, sondern ist einer der wenig Übriggebliebenen, die noch einen Faustkeil nutzen.

    2. @Helmut
      es ist immer eine Freude, solch völlig faktenfreie Äußerungen zu lesen. Mittlerweile sind wir bei Gaspreisen vom Oktober 2022 angelangt, Tendenz fallend.
      Nun, Russland mag neue Abnehmer finden, kann denen aber weit weniger Gas zur Verfügung stellen, als sie nach Europa geliefert haben.Denn eine Pipeline nach Afrika wird es nicht geben. bleiben die Schiffe, die halt eine begrenzte Kapazität haben und nicht im genügenden Maße vorhanden sind.

      1. Hallo Zusammen,

        wenn ich richtig rechne sind ca. 1,8 Mrd. Tonnen der Anteil von Chinas Stahlindustrie von Gesamt 11,8 Mrd.. 40% von 11,8 Mrd. sind Strom und davon 60% aus Kohle. Somit ca. 2,8 Mrd. aus Kohleverstromung. Da ist es für mich wahrscheinlicher, dass LNG hier erstmal die Kohle ersetzen wird. wenn man weiß wie Stahl produziert wird und wie teuer hier die Umstellung kommt, ist ein Gaskraftwerk im Vergleich mahlen nach Zahlen.
        China hat kürzlich den Ausstieg aus Kohle beim Stahl um 5 Jahre nach hinten verlegt ;). Warum wohl?
        Warum ist das generell wichtig?
        Die LNG Nachfrage wird weit mehr ansteigen als von vielen gedacht.

        Aber nur meine bescheidene Meinung :).

  2. Andreas Wieninger, Sie scheinen auch der grünen Sekte anzugehören, die auf einer ganz anderen Welt lebt.
    Aber das ist wohl bei allen Glaubensrichtungen so, wenn sie ins sektenhafte abgleiten.
    Sie haben aber wohl recht, dass Deutschland nur noch offiziell recht wenig billiges Pipelinegas aus Russland bekommt. Dafür aber lieber das teure und unweltschädliche Frackinggas in der Welt zusammen kauft. Und das Öl ebenfalls.
    Sie reden sich die Welt eben schön.
    Aber das macht ja eigentlich nichts, wenn Sie nicht gleichzeitig über die Preise meckern, und die hohen Gewinne der Multis bei fossilen Brennstoffen. Denn die sorgen für unsere Energiesicherheit. Oder warum machen die so hohe Gewinne?
    und alles was in Grün investiert geht am Stock.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Ach Helmut
      lass ihn doch den lieben braven Wieninger. Er liebt seine Regierung und erzählt eben gern Quatsch.

      1. @ottonorma
        Heute mal ein inhaltsleerer Ad-hominem-Kommentar um 02:13 Uhr. Hat Ihnen die russische Trollfabrik eine Nachtschicht aufgebürdet?

    2. @Helmut und @ottomorma. Die Gaspreise sind so tief wie schon lange nicht mehr, deutlich tiefer als vor Ausbruch des Ukraine- Kriegs! Sieht so aus als ob wir für das ach so tolle Pipeline-Gas aus Russland früher, völlig überteuerte Preise bezahlt haben. Ich würde sagen alles richtig gemacht. Die Zahl der Anbieter hat sich durch LNG erhöht und der Wettbewerb hat zugenommen, Preise sind in der Folge gesunken.

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