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Analyse Von BASF bis Thyssenkrupp: Wasserschwund im Rhein schafft Probleme

Der Wasserschwund im Rhein bereitet Konzernen wie BASF, Covestro oder Thyssenkrupp Probleme. Hier dazu ein Überblick.

Niedrigwasser im Rhein

Jahrhundertelang war der Rhein ein zuverlässiger Schifffahrtsweg, an seinem Ufer haben sich daher unzählige Industriegiganten angesiedelt. Mit dem Klimawandel neigen sich diese Tage dem Ende entgegen — und die Bundesregierung kann mit der Entwicklung nicht Schritt halten. Vom Spätsommer bis zum Herbst sinkt der Wasserstand inzwischen regelmäßig auf ein Niveau, das die Schifffahrt behindert. Hier dazu eine Analyse von Bloomberg: Zur Vermeidung von Stillständen versuchen Produzenten ihre Logistik eilig anzupassen und horten Vorräte. Frachtunternehmen haben damit begonnen für flaches Wasser geeignete Lastkähne in ihre Flotten aufzunehmen. Diese Maßnahmen verdeutlichen, dass die Klimakrise selbst fortgeschrittene Industrieländer trifft.

Tiefstand bei Kaub macht Rhein zu problematischem Fluss für die Schifffahrt

Nach extremen Hitzewellen in Südeuropa hat der Rhein bei Kaub, zwischen Lorch und der Loreley, in diesem Sommer für massive Probleme gesorgt. Aufgrund des niedrigen Wasserpegels an der Stelle konnten einige Schiffe nur etwa die Hälfte ihrer normalen Kapazität befördern. Zwar haben die jüngsten Regenfälle die Situation etwas entschärft, aber selbst kleine Veränderungen können große Auswirkungen haben. Laut Florian Röthlingshöfer, Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen, bedeutet ein Rückgang von 10 Zentimetern, dass pro Schiff rund 100 Tonnen weniger transportiert werden können.

“Was wir heute vielleicht als Ausnahme erleben, wird in Zukunft zur Norm werden“, sagte Christoph Heinzelmann, Direktor der Bundesanstalt für Wasserbau, in einem Interview. “Damit werden weitere Einschränkungen entstehen.“ Initiativen sind seit Jahren in Arbeit und umfassen Frühwarnsysteme sowie die Vertiefung einer rund 50 Kilometer langen Strecke im Rhein zwischen Mainz und St. Goar, hinter Kaub. Das Projekt wird die Bundesregierung schätzungsweise 180 Millionen Euro kosten.

Bis zu 90 Milliarden Euro Kosten für Umbau der Rheinflotte

Eine Ertüchtigung der Rheinflotte von 8.900 Schiffen für Niedrigwasser könnte sich auf rund 90 Milliarden Euro belaufen. Und das ist nur ein Teil der anfallenden Kosten, um den Warenverkehr in Gang zu halten. Hinzu kommen zusätzliche Warenbestände und der nötige Platz, um sie zu lagern, sowie die Pläne der Regierung zur Optimierung des Flusses, die nur langsam vorankommen.

BASF, Covestro und Thyssenkrupp müssen sich anpassen

Für Standorte wie das riesige Werk der BASF in Ludwigshafen ist der Rhein weitgehend unersetzlich. Das weltgrößte Chemiewerk erstreckt sich über 10 Quadratkilometer entlang des Flusses, täglich werden am Rhein etwa 15 Lastkähne be- und entladen — das sind etwa 40% des Transportvolumens. Das Unternehmen verwendet ein Frühwarnsystem, das Probleme 6 Wochen im Voraus vorhersagt. Geplant ist, den Transport weitestgehend auf die Schiene zu verlagern. Zusätzlich baut BASF neue Verladestellen, um die Flexibilität zu erhöhen.

Das BASF-Werk am Rhein in Ludwigshafen
Das BASF-Werk am Rhein in Ludwigshafen. Photographer: Ben Kilb/Bloomberg

Deutschlands größtes Stahlwerk ist sogar noch mehr gefährdet. Das in Duisburg am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr gelegene Werk der Thyssenkrupp AG benötigt täglich 60.000 Tonnen Rohstoffe. Die Einstellung der Schiffstransporte würde 2.000 Lastwagen erfordern, und ein kompletter Verzicht auf die Rheinschifffahrt ist dem Konzern zufolge nicht machbar. Binnenschiffe seien nach wie vor “die effizienteste, wirtschaftlichste und ökologischste Transportart”, so eine Unternehmenssprecherin.

Auch die Covestro AG ist auf den Rhein angewiesen, über ihn wird ein Großteil der Rohstoffe angeliefert. Die Werke in Nordrhein-Westfalen transportieren rund ein Drittel ihrer Fertigprodukte über den Rhein. Eine eigene Task Force tritt bei kritischen Wasserständen in Aktion, die beispielsweise die Anmietung weiterer Schiffe veranlasst, um leichtere Ladungen zu ermöglichen. Teils wird die Produktion auch an andere Standorte in Deutschland und Belgien verlagert.

Kosten für die Schifffahrt auf dem Rhein

Ausbau der Wasserwege kommt kaum voran

Politische Unterstützung ist in nächster Zeit nicht zu erwarten. Die Pläne zur Verbesserung der Schifffahrt auf dem Rhein sind in den Streit zwischen den Parteien der Ampelkoalition hineingeraten. Die Wasserstraßen wurden bislang noch nicht vollständig in ein Gesetz aufgenommen, das die Genehmigung wichtiger Infrastrukturprojekte beschleunigen soll. Der Grund: Die Grünen befürchten, dass Baggerarbeiten zur Vertiefung der Fahrrinne schwerwiegende Folgen für die Umwelt haben könnten. Ohne das Gesetz zur Entschärfung von Engpässen wird die Ausbaggerung der Schlüsselstrecke des Mittelrheins frühestens nach 2030 erfolgen, so der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).

Im Zuge der Dekarbonisierung des Verkehrssektors hat die Bundesregierung zwar versprochen, die Binnenschifffahrt und den Schienenverkehr auszubauen. Viel passiert ist bislang jedoch nicht. Zwar sieht der langfristige Ausgabenplan der Bundesregierung vor, bis 2030 270 Milliarden Euro in die Verkehrsinfrastruktur zu investierten, doch fast die Hälfte davon ist für Straßen und weniger als 10% für Wasserstraßen vorgesehen.

Im Gegensatz zum schleppenden Vorgehen Deutschlands hat die Schweiz bereits ein Ausbaggerungsprojekt durchgeführt, um den Zugang zu ihren Häfen am Rhein zu verbessern. Der Plan wurde in einem Klimabericht von 2014 verankert. Die Genehmigung wurde 2017 erteilt und das Projekt im Februar 2019 abgeschlossen. Die Regierungskoalition sage zwar, dass sie in der Klimapolitik eine Vorreiterrolle einnehmen wolle, handele aber nicht schnell genug, sagt Claudia Kemfert, Professorin für Energiewirtschaft am DIW in Berlin.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Die BASF hat mit dem Wetter-Gott einen Deal abgeschlossen.
    So kann sie nun recht unkompliziert die Produktion nach China und in die USA verlegen.

  2. Wenn schon Artikel ungeprüft von Bloomberg abgeschrieben und kopiert werden, sollte zumindest kritisch hinterfragt werden, ob es die Grünen oder Umweltverbände wie BUND oder WWF sind, die Baggerarbeiten zur Vertiefung der Fahrrinne zu verhindern suchen.
    https://www.bloomberg.com/news/articles/2023-07-31/von-basf-bis-thyssenkrupp-wasserschwund-im-rhein-macht-sorgen#xj4y7vzkg

    Die Grünen scheinen dahingehend keine fundamentale Opposition zu bilden und einer Fahrrinnenvertiefung im Gegenteil durchaus positiv gegenüber zu stehen:
    https://gruene-nrw.de/2023/07/tim-achtermeyer-zum-niedrigwasser-im-rhein/
    https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/transport-logistik/minister-fordern-mehr-tempo-bei-vertiefung-der-rhein-fahrrinne-2971892
    https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/pia-schellhammer-gruene-fuer-rheinvertiefung-1-100.html

    Auch wenn es eigentlich logischer Konsens sein sollte, dass dieses Problem nicht wirklich durch eine reine Vertiefung der Fahrrinne gelöst werden kann, da einfach zu wenig Wasser im Rhein ist. Denn damit ein Schiff nicht auf Grund läuft, braucht es schlicht genug Wasser und keine tiefere Fahrrinne. Einen Nutzen brächte die Vertiefung des Rheins nur bei ausreichend Wasser unterm Kiel. Auch Meteorologen äußern Zweifel, ob eine tiefere Fahrrinne sinnvoll ist, wenn die Gletscher künftig den Rhein nicht mehr mit Wasser speisen und der Fluss infolgedessen immer weiter austrocknet.

    1. Was nutzt es, den Rhein auszubagger, wenn kein Wasser da ist, die tiefere Rinne zu fuellen?
      Genau, nutzt gar nichts.

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