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Große Aufkäufe Verkäufe von Rabatt-Öl aus Russland nach China auf Rekordhoch

Russland liefert rabattiertes Öl nach China, und zwar insgesamt gesehen so viel wie noch nie. Der Export läuft also trotz Sanktionen.

Dass Russland über eine „Schattenflotte“ sehr viel Öl auf den Weltmarkt verkauft, hatten wir letzte Woche berichtet. Vor allem wird das schwarze Gold verstärkt nach Asien geliefert, seitdem Europa als Absatzmarkt ausfällt. Auch die Größe von 311 „leeren Schiffen ohne Ziel“ konnte letzte Woche anhand von Bloomberg-Daten dargestellt werden, während es zu beliebigen Zeiten in den Vorjahren immer nur um die 14 Tanker waren. Nun zeigen aktuelle Daten Rekord-Verkaufsvolumen von Russland Richtung China.

Die russischen Exporte von verbilligtem Rohöl und Heizöl nach China sind auf ein Rekordniveau gestiegen, da die konjunkturelle Wiederbelebung des weltweit größten Energieimporteurs nach dem Abbau von Corna-Restriktionen an Fahrt gewinnt, so Bloomberg heute. Nach Angaben des Datenanalyseunternehmens Kpler waren die Gesamtlieferungen von Öl aus Russland im vergangenen Monat so hoch wie noch nie seit dem Einmarsch in der Ukraine vor einem Jahr, und sie übertrafen den Rekord vom April 2020. Die Ausfuhren von Heizöl stiegen auf ein Allzeithoch.

China fragt verstärkt Öl aus Russland nach

Der Kaufrausch wurde wahrscheinlich von privaten Raffinerien gestützt, aber auch staatliche Verarbeiter in China zeigen nun mehr Interesse an Rohöl aus Russland. China ist zusammen mit Indien der größte Abnehmer von russischem Rohöl, nachdem der Krieg in der Ukraine die globalen Energieströme verändert hat. Russland musste Preisnachlässe gewähren, um den schrumpfenden Kundenstamm anzulocken, was von den asiatischen Käufern, die ihre Inflation abbremsen wollen, begrüßt wurde. Der Westen will dem Kreml die Mittel für seinen Krieg gegen die Ukraine entziehen, möchte aber auch die weltweiten Ölpreise unter Kontrolle halten.

Verkäufe von Öl von Russland nach China auf Rekordhoch

Die gesamten russischen Exporte von Rohöl und Heizöl nach China erreichten im vergangenen Monat 1,66 Millionen Barrel pro Tag, so die Kpler-Daten vom 20. Februar (siehe obiger Chart). Das ist mehr als der vorherige Rekord, der im April 2020 aufgestellt wurde, als das asiatische Land gerade seine anfänglichen Corona-Virusbeschränkungen hinter sich gelassen hatte. Die Rohöl- und Kondensat-Lieferungen stiegen auf 1,52 Millionen Barrel pro Tag, und lagen damit nur knapp unter dem vor fast drei Jahren aufgestellten Rekord.

Der Anstieg der chinesischen Käufe ist ein Beweis für die wirtschaftliche Erholung des Landes, die den weltweiten Ölpreisen Auftrieb verleihen dürfte. Die Internationale Energieagentur hat in der vergangenen Woche ihre Nachfrageprognose auf China gestützt, während der OPEC-Produzent Iran den Preis für die Sorte Brent in diesem Jahr auf über 100 Dollar pro Barrel steigen sieht.

Große Rabatte auf Öl aus Russland – China greift zu

Es kann mehr als sechs Wochen dauern, bis die von den westlichen Häfen in Russland verschifften Ladungen mit Öl in China ankommen, während die aus dem Fernen Osten verschifften Fässer in der Regel noch im selben Monat eintreffen. Die Angebote für russisches Urals- und ESPO-Rohöl wurden Händlern zufolge mit einem Abschlag von 13 Dollar beziehungsweise 8 Dollar je Barrel gegenüber Brent auf Lieferbasis festgesetzt. Das ist viel billiger als für ähnliche westafrikanische Sorten, deren Preise nahezu gleichauf mit denen von Brent lagen oder einen Aufschlag aufwiesen.

China dominiert seit Ende 2022 den Kauf von ESPO-Öl, einer Sorte, die schnell aus dem Fernen Osten Russlands verschifft werden kann. Private Raffinerien waren die Hauptabnehmer, aber die Händler achten auf die Nachfrage von staatlichen Raffinerien wie China Petroleum & Chemical Corp oder Sinopec, sowie CNOOC Ltd. China hat nicht nur den gesamten monatlichen ESPO-Ladeplan für Januar gekauft, sondern auch arktische Sorten und Ural, sagte Viktor Katona, leitender Rohölanalyst bei Kpler. Die Käufe von Heizöl stammen hauptsächlich aus der Schwarzmeer- und Ostseeregion, sagte er.

Schiffsverfolgungsdaten deuten darauf hin, dass mehr Öl aus den westlichen russischen Häfen Primorsk und Noworossijsk nach China fließen könnte, wo unter anderem Urals-Öl verladen wird. Der Anstieg ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die staatlichen Raffinerien in China ihre Käufe beschleunigt haben, so Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

Großer Rabatt auf Urals-Öl aus Russland im Vergleich zum Brent-Ölpreis

Laut Kpler erreichten die russischen Exporte von Heizöl mit hohem Schwefelgehalt nach China im Januar einen Rekord von rund 142.000 Barrel pro Tag. Heizöl kann anstelle von Rohöl in großen Destillationsanlagen verarbeitet oder in Sekundäranlagen wie Kokereien zur Herstellung von Diesel oder Benzin verwendet werden. HSFO kann auch zu Schiffskraftstoff oder Bitumen gemischt werden. Den Händlern zufolge lag der Preis für HSFO zwischen 16 und 17 Dollar pro Barrel unter dem Preis für Brent vor Steuern.

Chinas private Raffinerien kaufen seit Ende 2022 aufgrund der attraktiven Preise mehr Straight-Run-Heizöl, sagte Mia Geng, Analystin beim Branchenberater FGE. Private Raffinerien entscheiden sich manchmal dafür, Heizöl anstelle von Rohöl zu raffinieren, um staatliche Quoten zur Begrenzung von Rohöl-Importen zu umgehen. Der jüngste Anstieg der Käufe aus Russland sei jedoch eher darauf zurückzuführen, dass die Verarbeiter bei der Verarbeitung beträchtliche Gewinne erzielen könnten, sagte sie.

FMW/Bloomberg

Öl-Pumpen in Russland
Öl-Pumpen in Russland. Photographer: Andrey Rudakov/Bloomberg


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7 Kommentare

  1. Eine andere Frage ist doch, wieviel Rabatt hätte ein großer Ölmulti Indien und China gegeben, wenn er in diesen beiden Ländern als “ Hoflieferanten“ hätte aufsteigen können?

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. …irgendwie ist das schon auch ein spannender Wirtschaftskrimi…die Russen verkaufen jetzt ihr verbilligtes Öl an China…China öffnet extra die Wirtschaft wieder voll, damit produziert wird…der Westen versucht seinen Konsum einzuschränken, damit nicht mehr so viele Waren (auch die aus China) gekauft werden und China kann im eigenen Land nicht mehr ganz so viele Infrastrukturmaßnahmen planen, weil die Immobilienkrise immer noch ihre Schatten wirft…wenn China an Russland oder andere Staaten verkauft, können nicht die gleichen Erträge generiert werden wie gegenüber dem Westen und der versucht sich wieder neu zu industrialisieren, allerdings mit der Schwierigkeit genügend qualifizierte Arbeitskräfte zu haben, was dann wieder die Löhne treibt, aber vielleicht auch die Digitalisierung weitervorantreibt, da man mehr Prozesse von Mensch auf Maschine umzustellen versucht…es sind schon wirklich spannende Zeiten wie ich finde…

  3. Mit 50 Dollar wird Russland gut leben können.
    Die Rohölsorte Urals zählt zu den am meisten exportierten Ölsorten Russlands. Im Dezember 2022 kostete ein Barrel 56,28 US-Dollar. Der aktuelle Durchschnittspreis für den Monat Januar beträgt 59,25 US-Dollar. Im März 2020 kostete ein Barrel Urals-Öl lediglich ****15,11 Dollar.****

    ttps://de.statista.com/statistik/daten/studie/1302286/umfrage/monatliche-preisentwicklung-urals-oel/#:~:text=Im%20März%202020%20kostete%20ein,das%20Exportgut%20die%20russischen%20Grenzen.

    1. @Helmut52
      Nabiullina die Präsidentin der russischen Zentralbank behauptet man brauche 70-75 USD/Barrel und zwar dauerhaft, am besten um 100 USD um Staatsdefizit zu decken und Kriegsverluste auszugleichen.

  4. Ich fordere Staatspräsident Dr. Wladimir Wladimirowitsch Putin auf, der Tatsache, daß die Russische Föderation ein OPEC+-Mitgliedsland ist, weiterhin einen entsprechenden Stellenwert einzuräumen. Bei seiner aktuellen Rede zur Lage der Nation fiel der Satz „Nicht nur Öl“.

    1. @Holger Voss

      Dr. Wladimir wird das demokratisch zur Kenntnis nehmen wie auch alle folgenden…

  5. Hallo Protagonist,
    das kann ja wohl sein, wenn dazu nur die Öleinnahmen gerechnet werden.
    Nur- alleine Deutschland hat sich durch
    “ Sondervermögen“ was natürlich Sonderschulden sind, wegen des Krieges und der Begleiterscheinungen auf einen Schlag höher verschuldet, als der ganze Bundeshaushalt 2023.
    Und dann gehen noch für die 100 Milliarden für Rüstung schon vorab etwa 20 Milliarden an Zinsen ab. Und von den restlichen 80 Milliarden, sollen 40 Milliarden dafür verwendet werden, dass der Umweltschutz bei der Bundeswehr ausgebaut wird.
    Also wird man wohl etwa Brutto etwa 300 Milliarden benötigen für die Aufrüstung.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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