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Krieg verhindert große Schwemme für Weltmarkt Russland: Weizen-Rekordernte 100 Millionen Tonnen – Stapel im Inland

Die Ernte von Weizen in Russland erreicht wohl 100 Millionen Tonnen. Die Weltmarktpreise könnten fallen, aber es gibt ein Problem.

Ernte von Weizen

Gestern berichteten wir darüber, dass die von den Vereinten Nationen gemessenen weltweiten Lebensmittelpreise sich den fünften Monat in Folge verbilligt haben. Im Vergleich zum Stand von vor genau einem Jahr sind sie aber immer noch 7,9 Prozent teurer. Kann es vor allem beim weltweit so extrem wichtigen Grundnahrungsprodukt Weizen zu einer weiteren Entschärfung der Lage kommen? Denn offenbar war die Ernte in Russland äußerst gut. Nur stapelt sich die Ernte zu guten Teilen im Inland und kommt nur schwer auf den Weltmarkt. Aber sollte Russland es schaffen im Zuge einer möglichen Deeskalation des Ukraine-Kriege auch wieder freiere Handelswege für seine Exportprodukte zu schaffen, könnte viel Weizen aus den Depots auf den Weltmarkt gelangen, und die Preise zum Fallen bringen. Das wäre ein mögliches Szenario.

Blicken wir auf die aktuelle Lage in Russland. Bloomberg berichtet aktuell davon, dass die russische Weizenernte nach Angaben des Beratungsunternehmens SovEcon die historische hohe Menge von 100 Millionen Tonnen erreichen könnte, wobei sich geerntetes Weizen im Inland stapelt, während Russland um den Export großer Mengen kämpft.

Nach guten Wachstumsbedingungen während des gesamten Sommers sind die Landwirte laut Bloomberg im ganzen Land dabei die „reiche Ernte“ an Weizen abzuschließen. Das riesige Angebot im weltweit wichtigsten Lieferland würde normalerweise dazu beitragen die Weltmarktpreise zu senken. Doch in dieser Saison halten staatliche Ausfuhrsteuern und logistische Probleme aufgrund des Krieges in der Ukraine mehr Getreide als üblich in Russland zurück. „Für einige Landwirte ist die Lagerung schon seit einigen Monaten ein Problem“, sagte Andrey Sizov, Geschäftsführer von SovEcon, am Telefon. „So etwas haben wir seit 2017-2018 nicht mehr erlebt.“

Bloomberg schreibt weiter: Die russischen Exportpreise für Weizen sind in letzter Zeit gegenüber anderen Herkunftsländern wie Frankreich und den USA wettbewerbsfähiger geworden, was bedeutet, dass die Verschiffungen zunehmen könnten. Höhere Preise und Probleme bei der Verschiffung russischer Ladungen – einige Versicherer und Banken mieden russische Waren nach dem Einmarsch in die Ukraine im Februar – bremsten die Exporte zu Beginn der Saison. Lebensmittelexporte sind nicht von den westlichen Sanktionen betroffen, aber einige Institutionen sind aufgrund dieser Maßnahmen vorsichtig, was Geschäfte mit Russland angeht.

Die Weizenpreise schnellten weltweit in die Höhe, nachdem eine russische Blockade der ukrainischen Häfen die Exporte des Landes abwürgte und die Lebensmittelpreise in die Höhe trieb. Eine im Juli getroffene Vereinbarung über die Wiedereröffnung der Häfen trug zwar zur Entspannung der Preise bei, doch die Eskalation des Krieges in der Ukraine hat den Weizenpreis wieder auf das Niveau vor der Vereinbarung gebracht.

Auch der Internationale Getreiderat erhöhte am Donnerstag seine Schätzung für die russische Weizenernte um fast 6 Millionen Tonnen, geht aber nicht davon aus, dass dieses zusätzliche Angebot das Land verlassen wird. Er hält die Exportprognose unverändert bei 36,5 Millionen Tonnen. Der Berater IKAR hob seine Schätzung der Weizenernte ebenfalls auf 99 bis 100 Millionen Tonnen an, wie Interfax berichtet.“Diese riesige Ernte wird nicht vollständig in riesige Exporte umgewandelt“, sagte Sizov von SovEcon.

FMW-Anmerkung: Wie gesagt: Ändert sich die politische Lage rund um den Ukraine-Krieg, und Russland kann für seinen Weizen bessere Exportbedingungen herbeiführen, könnten die Preise weltweit fallen. Aber noch sieht es eher nach Eskalation aus, weil Wladimir Putin erst gestern die Teilmobilisierung von Reservisten für den Ukraine-Krieg angeordnet hat. Aber wer am Terminmarkt auf steigende Weizenpreise wettet, sollte nicht vergessen, dass im Hintergrund viel Angebot in Form prall gefüllter Speicher mit Weizen in Russland vorhanden ist.

FMW/Bloomberg



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