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Saudi-Arabien: Investoren reißen sich um allererste Aramco-Anleihe

Saudi-Arabien als „Staat“ hatte im Januar am internationalen Anleihemarkt 7,5 Milliarden Dollar Schulden aufgenommen, bei einer Investoren-Nachfrage von fast 30 Milliarden Dollar. Warum die Saudis Kredite aufnehmen? Sie haben doch gigantische Reserven? Ja, die gibt es zwar, aber die meisten Gelder sind investiert, und der Berg schmilzt, solange der Ölpreis nicht weiter steigt. Die Saudis können ihr Staatsbudget zu großen Teilen nur aus Öl-Einnahmen finanzieren. Also verkauft man derzeit eher weniger seine Geldanlagen, sondern nimmt lieber Kredite auf.

Erst letzte Woche berichteten wir über einen merkwürdigen Deal. Saudi-Aramco, die zu 100% dem Staat Saudi-Arabien (also dem König) gehörende Ölgesellschaft, kauft für 69 Milliarden Dollar 70% der saudischen Petrochemiefirma SABIC, die ebenfalls komplett dem saudischen Staat gehört (formal dem Staatsfonds). Wir erwähnten in unserem Bericht bereits dieses komische Geschäft, wo der Staat quasi an sich selbst ein Unternehmen verkauft. Und genau für diese Transaktion will Saudi-Aramco Schulden machen.

Denn der Staat selbst braucht die Aramco-Einnahmen ja dringend um das Budget-Loch zu füllen. Also, um neues Geld in den inner-staatlichen Kreislauf zu holen, lieber Schulden aufnehmen als das Tafelsilber zu verkaufen? Aktuell wird darüber berichtet, dass Saudi-Aramco in dieser allerersten Schuldenaufnahme des Unternehmens überhaupt mindestens 10 Milliarden Dollar Volumen ausgeben will. Öl-Minister Al-Falih sagte dazu ganz aktuell, dass die Nachfrage wohl bei über 30 Milliarden Dollar liegen werde. Daher nimmt man in Finanzkreisen schon an, dass das Ausgabevolumen aufgestockt wird.

Am Mittwoch wird die Emission vermutlich platziert. Also werden mit 10, 12 oder vielleicht 15 Milliarden Dollar nur ein kleiner Teil des SABIC-Kaufs aus Anleihen finanziert. Den Rest muss Saudi-Aramco folglich aus seinen laufenden Gewinnen abzweigen, wodurch die Gewinnabführung an den Staatshaushalt in 2019 unweigerlich sinken dürfte. Aber ja, dafür hat ja der Staatsfonds 69 Milliarden frische Dollars eingenommen. Wird er dann eine Ausschüttung an den Staatshaushalt vornehmen, um die verringerte Ausschüttung von Aramco aufzufangen? Linke Tasche, Rechte Tasche, wie wir es schon letzte Woche nannten.

Aber durch die mindestens 10 Milliarden Dollar vom ausländischen Anleihemarkt kommt frisches Geld von außen in den saudischen Staatskreislauf. Versteht man die Gemengelage richtig, so will der Kronprinz sein Land weiter öffnen für den Kapitalmarkt. Also könnte diese Emission nur ein erster Schritt gewesen sein? Gut möglich! Will Saudi-Arabien mit seinem Staatshaushalt wieder profitabel werden, muss der Ölpreis weiter steigen, und auch lange Zeit hoch bleiben. 63% der saudischen Staatseinnahmen stammten in 2017 von Aramco-Geldern, aber trotzdem blieb man defizitär. Die Agenda 2030 des Kronprinzen, bei der muss „schnell viel“ passieren. Oder als Alternative nagelt man den Ölpreis in Chicago oben fest bei 100 Dollar, und nagelt auch die Öl-Nachfrage schön weit oben fest.

Saudi-Arabien
Die Khurais Öl-Anlage in Saudi-Arabien. Foto: Planet Labs, Inc. – https://www.planet.com/gallery/khurais/ CC BY-SA 4.0



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