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Schweizer Franken gegen Euro an der Parität – die Gründe

Der Schweizer Franken hat gegen den Euro auf die Parität abgewertet, und er könnte weiter fallen. Hier ein Blick auf die Gründe.

Schweizer Franken Geldscheine

Der lange Zeit starke Schweizer Franken hat die Inflation in der Schweiz relativ niedrig gehalten – denn man konnte mit seiner starken Währung Rohstoffe günstig aus dem Ausland einkaufen. Seit September ist der Franken aber wieder am Abwerten. Im Chart sehen wir als blaue Linie Euro vs Schweizer Franken, wie er seit September 2022 von 0,95 auf aktuell 1,0043 aufwertet – der Franken wertet also ab. Das ist sein tiefster Stand seit Sommer letzten Jahres. Im Vergleich dazu sehen wir in orange, dass auch Euro vs US-Dollar seit Herbst aufwertet.

Schweizer Franken wertet ab auf Parität gegen Euro

Es geht also vor allem um eine eigenständige Stärke des Euro, als um eine eigenständige Schwäche des Schweizer Franken. Denn auch die Schweizerische Nationalbank hatte zuletzt ihre Zinsen gut angehoben. Aber die EZB prescht voran, und hat in den letzten Tagen mehrmals klar gemacht, dass demnächst noch kräftige Zinsanhebungen anstehen (nächste Termine Februar und März). Auch zahlreiche Wall Street-Banken haben jüngst ihre bullische Haltung für den Euro präsentiert. Alles was gegen den Euro gehandelt wird, leidet darunter, so auch der Schweizer Franken.

Euro gegen Schweizer Franken im Vergleich zu Euro gegen US-Dollar

Bloomberg äußert sich über die Gründe für das aktuelle Erreichen der Parität zwischen Euro und Schweizer Franken: Mit einer Aufwertung von bis zu 1,2 % hat der Euro am Mittwoch erstmals seit Juli wieder die Wechselkursparität zum Franken erreicht. Angesichts steigenden Risikoappetits am Finanzmarkt war die Rolle der Schweizer Währung als sicherer Hafen weniger gefragt. Zudem stützten Falken-Signale der Europäischen Zentralbank die Nachfrage nach Europas Gemeinschaftswährung.

Besserer Konjunkturausblick in Europa, EZB-Falken, Olaf Scholz

Zeitweise mussten für den Euro gestern 1,00225 Franken gezahlt werden. Wells-Fargo-Stratege Eric Nelson sieht den Euro auf Zwei-Monats-Sicht auf 1,0265 Franken anziehen. Dabei verweist er auf den verbesserten Konjunkturausblick für den Euroraum sowie die Geldpolitik. Gegenüber dem Dollar legte der Euro bis zu 0,4% zu und erreichte mit 1,0776 Dollar den höchsten Wechselkurs seit Mai.

Da das warme Winterwetter die Energiekrise mildert, wächst unter Anlegern die Zuversicht in den Euro wieder. Im Kampf gegen die Inflation indessen haben EZB-Räte die Notwendigkeit weiterer Straffungen der Geldpolitik signalisiert. Olli Rehn sagte am Mittwoch, die Zinsen müssten „noch deutlich steigen“, um ausreichend restriktiv zu sein.

Der Euro profitierte zudem von der Nachricht, dass Olaf Scholz sich angesichts des amerikanischen Green Deals für die Schaffung neuer gemeinsamer europäischer Finanzierungsinstrumente einsetzen will. Sie soll den Euro-Ländern helfen, mit den wachsenden US-Subventionen für grüne Technologien mitzuhalten. “Dies senkt die Staatsverschuldungsrisiken in der Eurozone und hilft dem Euro, sich breiter zu erholen”, erklärte Valentin Marinov, Leiter der G10-Devisenstrategie bei Credit Agricole.

Stützend für den Euro wirkte auch die gestiegene Risikobereitschaft der Anleger angesichts der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft nach der Abkehr von der Null-Covid-Politik und der Aussicht auf einen künftig weniger aggressiven Straffungskurs der US-Notenbank. Am Mittwoch wurden Euro-Leerverkäufe eingedeckt und am Terminmarkt gab es starke Nachfrage nach Euro-Optionen.

FMW/Bloomberg/Chart TradingView



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