Gold/Silber

Schwellenländer-Panik: Was passiert mit Gold?

Trotz der dramatischen Entwicklung um die Schwellenländer explodiert Gold nicht – warum bloß?

Angesichts der Panik um die Schwellenländer steigt Gold auf ein Zweimonats-Hoch bei 1270 Dollar – das freut die Gold-Bullen, ist aber angesichts der Dramatik der Ereignisse ein eher bescheidener Anstieg. Gleichzeitig fließen Gelder aus goldbasierten ETPs (Exchange Traded Products) ab, während Vermögensverwalter ihre physischen Bestände leicht erweitert haben (Quelle: Saxobank).

Gold DaxIst Gold wirklich die ultimative Krisenvorsorge? Viele horten Goldbarren in Banktresors – was mäßig intelligent erscheint, schließlich würden die Banken bei Eintreten eines Kollaps des Papiergeldsystems erst einmal ihre Pforten schließen nach dem Motto: „kommen Sie morgen wieder, oder lassen Sie es besser gleich ganz bleiben“. Banken leben vom Prinzip der Ungleichzeitigkeit, also von der Hoffnung, dass nicht alle zur gleichen Zeit das Gleiche wollen (zum Beispiel Geld abheben oder ihr Gold aus den Tresoren holen).

Anleger haben Gold, weil sie sich gegen einen Zusammenbruch des sogenannten Fiatgeldes absichern wollen, aber wenn das Fiat-Geld zusammen bricht, kollabieren eben auch die Banken. Es macht also null Sinn, Gold bei Banken zu deponieren.

Das zweite Problem bei Gold ist, dass der Markt überwiegend durch Finanzprodukte gemacht wird – und weniger durch physische Nachfrage. Davon sind zwar einige Sondervermögen (also nicht von einer Insolvenz einer Bank betroffen) – aber viele Produkte, mit denen man Gold handeln kann, sind das eben nicht. Denkbar wäre hier das Lehman-Szenario: Anleger sind Long im Gold mit einem Zertifikat, der Goldpreis steigt, aber die emittierende Bank geht pleite und das Investment ist trotzdem praktisch wertlos (so ähnlich geschehen bei Short-Zertifikaten von Lehman Brothers nach der Insolvenz der Bank).

Die Abhängigkeit des Goldpreises von diesen Finanzprodukten ist zugleich das große Problem. Das zeigte sich schon in der Finanzkrise, als auch der Goldpreis unter Druck kam (nicht so stark wie die Aktienmärkte, siehe Chart) – und damit seine Untauglichkeit als wirklicher Krisenhafen unter Beweis gestellt hat. Bezeichnenderweise stieg dann Gold 2009 und 2010 ziemlich parallel zum Dax.

Und warum ist das so? Gold ist eigentlich eine Absicherung gegen Inflation, also gegen Papiergeld-Entwertung. Aber alle Krisensituationen sind grundsätzlich erst einmal deflationär: Unternehmen investieren nicht mehr, die Leute horten ihr Geld, verkaufen ihre Aktien etc. Cash ist am Beginn einer Krise Trumpf, daher fallen Sachwerte im Preis, also auch der Goldpreis. Der Umschlagpunkt kommt erst dann, wenn die Zentralbanken zur Bekämpfung dieses deflationären Schocks die Märkte mit Liquidität fluten (noch mehr als jetzt schon!). Dann kann es zu einer Inflation, möglicherweise auch zu einer Hyperinflation kommen, die wiederum den Goldpreis explodieren ließe.

Aber was passiert, wenn der Goldpreis explodiert? Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Goldbesitz dann staatlicherseits verboten wird, weil Staaten in Krisenzeiten keine Schattenwährungen akzeptieren können. Die Angriffe auf Bitcoins – und das in rosigen Zeiten von Rekordständen an den Aktienmärkten – haben darauf schon einmal einen Vorgeschmack gegeben. Ob Gold wirklich ein brauchbares Investment zur Absicherung ist, erscheint also zumindest zweifelhaft.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Der Bärenmarkt ist noch intakt. etall läuft gerne vor.

    Zu dem Zeitpunkt zu dem sie ein Goldverbot vermuten ist ein halbwegs vernünftiger Mensch bspw. aus Europa weg. Europa ist viel zu dicht besiedelt. Jeder der geht hilft indirekt durch Abwesenheit. Selbiges gilt für große Städte genauso auf der ganzen Welt.

    Man sollte die Assets zuvor transferieren.

    Gold auf der Bank im Tresor zu lagern ist absurd, das stimmt.

    Es empfiehlt sich auf jeden Fall – ohne jetzt zu werben – z.B. Silber Rounds zu haben oder Gold in Grammbereich. Im Prinzip reicht aber alles das Werthaltigkeit zum gegeben Zeitpunkt suggeriert.

    Wird für Staaten schwer ein Goldverbot zu begründen. In der Vergangenheit, zwar schon anmaßend, bleibt zu vermuten, dass das in Umlauf bringen von Gold zu einer Geldmengausweitung hätte geführt. Das ist heute kein Thema mehr.

    Cash ist auf jeden Fall King kurzfristig am Zenith. Sie verkaufen Gold und konvertieren in andere Sachwerte die im Preis kollabiert sind.

    Was wäre die Alternative zum Dollar. Irgend eine andere Leitwährung. Deswegen ist die Motvation jener die in den U.S. vorsorgen in Metall eine andere. Der Tausch in eine andere Leitwährung ist kaum eine Option. Europäer können in den Dollar gehen, genauso die besagten Staaten.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage