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Sojabohnen-Importe der EU aus den USA explodieren – genialer PR-Gag von Juncker?

Ist Jean-Claude Juncker ein genialer PR-Stratege? Aber von Anfang an. Wie die EU-Kommission heute vermeldet, sind die Sojabohnen-Importe der EU aus den USA regelrecht explodiert. Diese Meldung dürfte Donald Trump brühwarm gegenüber seiner ländlichen Wähler-Klientel promoten. Sie verliert dank des Handelskriegs großvolumig Absatzmärkte in China, und ist somit heilfroh, dass ihr Präsident als Ausgleich die EU als zunehmenden Absatzmarkt herbeigezaubert hat.

So hatten es Jean-Claude Juncker und Donald Trump am 25. Juli diesen Jahres medienwirksam groß angekündigt. Die EU werde die Sojabohnen-Importe aus den USA massiv ausweiten, um den USA in Sachen Ungleichgewicht im Außenhandel entgegenzukommen. Für Trump war das gegenüber den US-Landwirten wie ein Sechser im Lotto. Und jetzt kann er in der Tat liefern. Vergleicht man die Sojabohnen-Importe der EU von Juli-September 2018 mit Juli-September 2017, dann haben sie um 133% zugenommen. Ein Wahnsinn, was der Donald da für seine Wähler erreicht hat, nicht wahr?

Falsch! Diese Info ist nämlich nur eine optische Täuschung. Auch wenn die Zahlen selbst stimmen mögen – der Anstieg der Importe begann ja schon lange vor dem Treffen zwischen Juncker und Trump. Juncker wird sich die Importzahlen der EU aus den USA vor dem Treffen angesehen haben. Dort wird er die eh schon vorhandene gigantische Steigerung gesehen haben. So konnte er Trump enorme Zuwächse versprechen, die aber schon längst von der Privatwirtschaft in Europa selbst herbeigeführt worden waren!

Der Vergleichswert der heutigen Jubelmeldung der Kommission liegt im Jahr 2017, also lange vor dem Juncker-Trump-Treffen. Es ist also statistisch völlig sinnfrei, wenn man diese aktuelle tolle Steigerung als Erfolg des Treffens der beiden verkauften will. Aber die Meldung der Kommission macht doch stark den Eindruck, als wolle man Trump damit schmeicheln nach dem Motto „schau her Donald, wir haben Wort gehalten“.

Und in der Tat, die Meldung könnte die gewünschte Wirkung erzielen. Trump könnte in seiner einfachen Art die +133% als große Zahl in die Kameras verkünden, und als seinen Erfolg verkaufen – obwohl die Steigerung bereits vor dem Treffen der beiden erzielt wurde. Sollte Juncker im vollen Wissen dieser schon vorhandenen enormen Steigerung das Versprechen an Trump gemacht haben am 25. Juli, dann wäre er aus jetziger Sicht ein verdammt guter PR-Mann!

Übrigens: Der US-Anteil an Sojabohnen-Importen in den EU ist gegenüber 2017 von 25% auf 52% gestiegen. Den Preis bezahlen vor allem zwei Exporteure, nämlich Brasilien und Paraguay. Sie haben massiv Marktanteile in der EU verloren. Aber keine Angst – jetzt kommt der Lacher an der Geschichte. Die Chinesen springen als Ersatz-Käufer in Südamerika ein – denn die Regierung in Peking hat ja US-Sojabohnen mit Strafzöllen unrentabel gemacht, womit die südamerikanischen Sojabohnen erst interessant wurden für die Chinesen. So haben sich lediglich die globalen Liefer-Ströme verschoben. Hier mehr Detailinfos von der EU-Kommission im Wortlaut:

Landwirtschaftskommissar Phil Hogan erklärte dazu: „Ich begrüße die jüngsten Handelszahlen, die zeigen, dass den Versprechen der Präsidenten Juncker und Trump, den Handel zu intensivieren, Taten folgen, insbesondere in Bezug auf Sojabohnen. Dieses Ergebnis wurde möglich durch unsere langjährigen Handelsbeziehungen und zeigt, dass durch eine diese Beziehungen ausbauende Zusammenarbeit sehr viel erreicht werden kann.“

Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Einfuhren von Sojabohnen aus den USA in die EU in den vergangenen Wochen kontinuierlich zugenommen haben:

Im Vergleich zu den ersten 12 Wochen des Wirtschaftsjahres 2017 (Juli bis Mitte September) stiegen die EU-Einfuhren von Sojabohnen aus den Vereinigten Staaten um 133 % auf 1 473 749 Tonnen.Zum Zeitpunkt der ersten Meldung am 1. August 2018, die sich auf die ersten fünf Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres erstreckte, beliefen sich die Einfuhren auf 360 000 Tonnen, was einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 280 % entspricht.

Der Anteil der USA an den Gesamteinfuhren von Sojabohnen in die EU beträgt heute 52 %, gegenüber 25 % im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit liegen die USA an erster Stelle vor Brasilien (40 %), dem zweiten Hauptlieferanten der EU, Kanada (2,3 %), Paraguay (2,3 %) und Uruguay (1,7 %).
Hintergrund

Die EU führt derzeit jährlich rund 14 Millionen Tonnen Sojabohnen als Proteinquelle für Tiere (Hühner, Schweine und Rinder) sowie für die Sojamilcherzeugung ein. Sojabohnen aus den USA sind dank ihrer konkurrenzfähigen Preise für europäische Importeure und Verwender sehr attraktiv für den Einsatz als Tierfutter.

Die Daten des heute veröffentlichten Berichts zu Sojabohnen stammen von der Beobachtungsstelle für Ackerkulturen, die die Europäische Kommission im Juli 2017 ins Leben gerufen hat, um im Interesse der Transparenz Marktdaten und kurzfristige Analysen zu verbreiten.

Die folgende Grafik zeigt, dass der Anstieg der US-Ausfuhren von Sojabohnen Richtung EU stetig gesteigert wurde von 2017 bis 2018, und nicht sprunghaft ab dem 25. Juli 2018.



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