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Jahreszahlen 2022 Sparkassen und Genobanken schreiben 13,7 Milliarden Euro auf Wertpapiere ab

Sparkassen und Genossenschaftsbanken schreiben insgesamt für 2022 auf Anleihebestände 13,7 Milliarden Euro ab.

Aufgrund der Zinswende der Notenbanken stiegen die Renditen bei Anleihen. Der Automatismus bedingt damit fallende Anleihekurse. Diese buchhalterischen Verluste müssen abgeschrieben werden, wenn man Anleihen hält. Brenzlig wird es erst (siehe aktuelle Krise bei US-Regionalbanken), wenn man gezwungen wird Anleihen während der Laufzeit verkaufen zu müssen – dann werden es reale Verluste, die Banken in Gefahr bringen können. Aber noch sind wir bei deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken weit von solchen Szenarien entfernt, zumal man auch Abschreibungen auf Bestände vornimmt, und trotzdem noch Gewinne erwirtschaftet. Aktuell sehen wir: Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken hierzulande haben in 2022 laut Bloomberg insgesamt 13,7 Milliarden Euro auf Wertpapier-Eigenanlagen abgeschrieben. Schuld ist eben diese erwähnte Zinswende, die vor allem den Wert von Anleihen einbrechen ließ. Dank starker operativer Geschäfte konnten beide Gruppen die Verluste aber gut wegstecken und das Jahr mit Gewinnen beenden.

Sparkassen schreiben 7,9 Milliarden Euro ab

Bei den Sparkassen beliefen sich die Wertberichtigungen auf Wertpapiere auf 7,9 Milliarden Euro, wie eine Präsentation zu den Jahreszahlen zeigt, die heute vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband veröffentlicht wurde. Das war deutlich weniger als der operative Gewinn, der um rund ein Fünftel auf 11,5 Milliarden Euro anstieg. Auch nach Bewertungen blieben noch 3,7 Milliarden Euro Gewinn übrig, wobei hier noch weitere Posten wie etwa die Risikovorsorge aus Krediten sowie Vorsorgereserven berücksichtigt sind.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken rund 5,8 Milliarden Euro an Abschreibungen auf Wertpapiere bei einem Betriebsgewinn von 9,1 Milliarden Euro berichtet.

100 % Rückzahlung um Laufzeitende – „sollte der Regelfall bei Sparkassen sein“

Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis verwies am Dienstag darauf, dass die Wertpapiere zum 31. Dezember mit dem Wert bilanziert wurden, den sie zu diesem Zeitpunkt auch tatsächlich hatten. Wenn die Papiere nun aber bis zur Endfälligkeit gehalten würden, “dann werden sie zu 100 % zurückgezahlt, und holen die zwischenzeitlichen Wertkorrekturen wieder auf”, sagte Schleweis. Er erwarte, dass das der Regelfall bei Sparkassen sein dürfte.

Wichtige Unterschiede zu US-Regionalbanken

Verluste mit Anleihen sind nicht nur für Sparkassen und Genossenschaftsbanken ein Problem, sondern haben zuletzt auch viele Regionalbanken in den USA unter Druck gesetzt und zum plötzlichen Abzug von Kundengeldern geführt. Bei der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) spielte genauer dieser Mechanismus eine Rolle. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Bei US-Regionalbanken existieren die Verluste oftmals nur auf dem Papier und haben es noch nicht in die Gewinn- und Verlustrechnungen geschafft. Es handelt sich damit um tickende Zeitbomben. Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben die Abschreibungen indes bereits vorgenommen.

Zudem sind Einlagen bei Sparkassen- und Genossenschaftsbanken faktisch ohne Limit geschützt, weil die Institute in einer Art Solidargemeinschaft füreinander einstehen. Das war bei SVB ebenso anders wie die Kundenstruktur. Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben eine sehr breite Kundenbasis, vom Rentner bis zum mittelständischen Unternehmen. Bei der SVB kamen die Kunden vor allem aus dem Technologie- und Startup-Sektor. “Wir sehen auch, dass die Regulierung in den USA sich von der in Deutschland unterscheidet”, sagte Schleweis mit Blick auf die SVB-Pleite in den USA. Mit Liquiditätskennziffern, wie sie für die Sparkassen gelten würden, wäre das Ganze seinen Worten zufolge nicht passiert.

„Operativ stark“ – kein Einlagenschwund

Doch auch die deutsche Aufsicht ist alarmiert. Angesichts der Abschreibungen bei Sparkassen und Volksbanken sprach Bafin-Chef Mark Branson unlängst von “steigendem Stress, zumindest kurzfristig”. Schleweis zufolge sind die Sparkassen operativ so stark, dass sie jetzt nur einen sehr kleinen Teil der früher gebildeten Vorsorgereserven einsetzen müssten, um die Wertkorrekturen zu finanzieren. Die Sparkassen würden die Entwicklung mit Respekt betrachten, Grund zur Sorge bestehe aber nicht. In die Hände spielt Schleweis auch die Tatsache, dass von Einlagenschwund bei den Sparkassen im vergangenen Jahr nichts zu sehen war. Das Gegenteil war der Fall. Insgesamt stiegen die Einlagen um 2,7 % an.

FMW/Bloomberg

Sparkassen-Logi bei der Sparkasse Köln Bonn
Sparkassen-Logi bei der Sparkasse Köln Bonn. Photographer: Krisztian Bocsi/Bloomberg


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6 Kommentare

  1. …mit den durchgeführten Maßnahmen der FED (Anleihen) vom Sonntag Abend, sollte das Problem der Banken eigentlich behoben sein…da es auch ein sehr spezifisches Problem von einigen wenigen Banken ist…ich denke, dass viele andere Banken in den USA ähnlich aufgestellt sind wie die deutschen Banken…schöner Nebeneffekt für die ganzen großen Techunternehmen…bei den kleinen Start-up’s die bei der Pleitebank sind, stellt sich vielleicht Nervosität ein und so können Firmenübernahmen von innovativen Start-Up’s direkt von den großen Techfirmen durchgeführt werden…Angst ist ja manchmal auch ein Treiber für die Gründer, um zu verkaufen…

  2. Liebe Leser,

    mich erstaunt es, dass die Nachricht hier auf den Seiten veröffentlicht wurde.

    Klar, die Bilanzregeln schreiben es vor Wertpapiere (WP, Aktien und Anleihen, usw.) in der Bilanz zum Jahresende zu buchen.
    Aber es ist ja genau der Unterschied, dass die Sparkassen und Geno-Banken eben nicht besagte WPs verkaufen mussten und damit den bilanziellen Verlust realisieren mussten.
    Da davon auszugehen ist, dass die Institute die WP zur Endfälligkeit halten werden, haben sie letztes Jahr vereinfacht gesagt „Stille Reserven“ gebildet. zukünftig werden sie dadurch immer die Möglichkeit haben, diese Reserven aufzulösen bzw. müssen und glänzen dann mit „tollen“ gewinnen.

    Seit dem die Zinsen wieder im positiven Bereich sind, haben die Sparkasse wieder ihr Geschäftsmodell (hohe Kundenentgelte, schlechter Kundenservice und dafür tolle Verkaufspaläste, die der Kunde nicht braucht) zurückbekommen.
    Da ist es wieder schön, Sparkassendirektor zu sein, da man nichts tun muss, weil das Geld ohne Risiko verdient wird!

    Viele Grüße

    Ludger

    1. @ Ludger

      In Deutschland müssen Banken, Fonds, Stiftungen etc. nach HGB buchen. Anders als Sie in ihrem privaten Depot, müssen sie diese Papiere wertberichtigen.

      Es ist auch keinesfalls sicher, dass alle von der Wertaufholung profitieren. Das setzt voraus, dass die Anleihen endfällig gehalten werden.

      1. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen: die Kreditwürdigkeit hängt davon ab, was man jetzt im Moment hat und nicht, was man später vielleicht wieder hat. Für die Sparkassen etc. bedeutet es also auch eine Verschlechterung ihrer Konditionen.
        Es handelt sich also keineswegs nur um einen Bilanztrick, sondern um sicherheitsorientierte Bilanzierung die zug. des Gläubigers gesetzlich vorgeschrieben ist.

  3. Lieber Felix,
    vielen Dank für den Hinweis auf die nicht mehr so guten Bedingungen, zu dennen sich die Sparkassen Geld bei der EZB leihen kann… – Haben die doch gar nicht nötig; ist ja nicht wie bei armen Leut/Firmen.

    Bitte korrigieren Sie mich: Sparkassen sind bestens mit Liquidität versorgt.
    1.) Die Sparkassen können sich wie jede Bank, Geld von der EZB für schlappe 3,25 % refinanzieren.
    Zugegeben wäre das u. U. teuer für die Sparkasse. – Aber das ich auch gar nicht nötig!
    2. ) Als „Verwalter“ der vielen Girokonten von hart arbeitenden Menschen bekommen die Sparkassen, die Liquidität quasi (abzüglich der Kosten für das Konto, etc.) „umsonst“, weil die Einlagen nicht verzinst werden.

    Falls nicht, nennen/teilen Sie mir bitte mit, um welche Sparkasse es sich handelt, damit ich dort ein Konto eröffne.

    Außerdem haben die Opas und Omas bei den Sparkassen „sicher“ ihren Notgroschen gar nicht bzw. unter marktüblichen Bedingungen verzinst „dort angelegt“.
    Ansonsten könnten sich die Sparkassen gar nicht ihre Paläste leisten (SPK Ulm: Haupsitz – Neue Straße, ca. 0,08 Mrd. €).

    Wieso behaupten Sie, dass ich ausgeführt hätte, dass es sich um einen Bilanztrick handeln würde?
    Sille Reserven sollte jeder ehrbarer Kaufmann in die Bilanz aufnehmen; gerade wegen schlechter Zeiten.

    Übrigens ist ihr Hinweis auf das HGB unvolständig und damit nicht richtig.

    Viele Grüße

    Ludger

  4. Die Aussage – Zudem sind Einlagen bei Sparkassen- und Genossenschaftsbanken faktisch ohne Limit geschützt,… ist falsch. Geschützt sind Einlagen bis 100 000 Euro!

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