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Weniger Verbrauch, mehr Importe Stromerzeugung im ersten Halbjahr 11,4 % gesunken – die Gründe

Die deutsche Stromerzeugung sank im ersten Halbjahr deutlich gegenüber dem Vorjahr. Hohe Importe und andere Faktoren machten das möglich.

Transportmasten zum Langstreckentransport für Strom

Die Stromerzeugung in Deutschland ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 % gesunken. Ja, wie bitteschön war man dann in der Lage die Stromversorgung aufrechtzuerhalten? Schauen wir uns das mal genauer an. Das Statistische Bundesamt hat heute früh dazu Details veröffentlicht. Aufgrund deutlich gestiegener Importe (+30,8 %) und gesunkener Exporte (-18,1 %) sank die insgesamt im deutschen Netz verfügbare Strommenge nur um 6,9 %.

Stromerzeugung deutlich geringer – die Gründe

Es ist klar: Deutschland hat im April die Stromerzeugung aus Kernkraftwerken beendet, von daher fiel diese Energiequelle weg. Aber im Jahresvergleich, da sinken auch andere wichtige Energiequellen spürbar ab bei der Menge der Stromerzeugung: Kohle -23,3 %, Gas +3,8 %, Wind -1,2 %, Solar -5,9 %, Biogas -5,3 %, Wasser +13,7 %.

Neben den höheren Stromimporten und sinkenden Stromexporten gibt es noch andere Gründe, warum die Stromerzeugung in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres spürbar niedriger ausfallen konnte, ohne dass die Versorgung zusammenbricht. Als Grund für den Rückgang der insgesamt verfügbaren Strommenge nennen die Statistiker Einsparbemühungen wegen hoher Energiepreise und eine konjunkturelle Abschwächung, insbesondere in den energieintensiven Industriezweigen. Waren es neben Einsparbemühungen auch Abschaltungen von Industrielanlagen, weil diese Anlagen ins Ausland abwandern? Dazu sagen die Statistiker nichts.

Stromimporte wegen abgeschalteten Atomkraftwerken

Der im Vergleich zur insgesamt verfügbaren Strommenge stärkere Rückgang der inländischen Stromerzeugung hängt laut den Statistikern zudem mit der Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke zum 15. April 2023 zusammen. Der Wegfall der Kernenergie wurde vor allem durch vermehrte Stromimporte ausgeglichen. Die nach Deutschland importierte Strommenge stieg im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 um 7,2 Milliarden auf 30,6 Milliarden Kilowattstunden (+30,8 %). Demgegenüber sank die exportierte Strommenge um 7,3 Milliarden auf 32,6 Milliarden Kilowattstunden (-18,1 %). Damit verringerte sich der deutsche Exportüberschuss gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich von 16,5 Milliarden auf 2,0 Milliarden Kilowattstunden. Wichtig ist aber der Blick auf den Zeitraum nach der Abschaltung der Atomkraftwerke. Dazu die Statistiker: Betrachtet man nur das 2. Quartal 2023, in dem die Kernkraftwerke bis zum Abschalten am 15. April 2023 nur noch 1,0 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugten, wurde mit 18,5 Milliarden Kilowattstunden deutlich mehr Strom importiert als exportiert (11,4 Milliarden Kilowattstunden). Dieser Importüberschuss von 7,1 Milliarden Kilowattstunden entspricht etwa der Strommenge, die im 2. Quartal 2022 noch von den drei Kernkraftwerken eingespeist worden war (7,3 Milliarden Kilowattstunden).

Mehr Stromerzeugung aus Erneuerbaren als aus konventionellen Energieträgern

Der im 1. Halbjahr 2023 in Deutschland erzeugte und in das Netz eingespeiste Strom stammte trotz eines Rückgangs um 2,2 % im Vergleich zum 1. Halbjahr 2022 mit 53,4 % mehrheitlich aus erneuerbaren Energiequellen (1. Halbjahr 2022: 48,4 %). Die Einspeisung von Strom aus konventionellen Energieträgern sank um 19,9 % auf einen Anteil von 46,6 % (1. Halbjahr 2022: 51,6 %).

Details zur Stromeinspeisung in Deutschland

Details zur Stromerzeugung in Deutschland im ersten Halbjahr 2023



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2 Kommentare

  1. Hallo Herr Kummerfeld,

    ich tue mich etwas schwer mit Ihrem Beitrag. Dass eine durch die AKW-Abschaltungen entstandene Stromlücke zu schließen ist, einleuchtend.

    Kausal für die Stromimporte ist jedoch ein ganz anderer Grund —> der europäische Strommarkt (nicht alles an und in Europa ist schlecht). Und in einem Markt ist ja der Preis entscheidend! Beispielsweise wurden den Sommer über große Mengen an billiger (!!!) dänischer Windenergie bezogen, was sich letztlich auf den Strompreis auswirkt und somit auf unser aller Geldbeutel.

    Das Energiethema ist leider so politiküberladen. Dass man sich mal freut, dass da etwas europäisch, gemeinschaftlich funktioniert, nein, jeden Tag wird eine andere Stromsau durchs Dorf getrieben, man könnte heulen.

    Dennoch vielen Dank für diese und viele anderen Infos.

    Viele Grüße
    Christoph

  2. Mehr autarke und lokale Energieversorgung machts möglich. Netze werden nicht belastet aber Netzentgelte steigen dann deswegen an. Siehe hier: https://pionierkraft.de/2023/05/15/netzgebuehren-und-stromkosten-sparen-durch-lokale-energie/

    LG Ralf Herweg

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