Full-Self-Driving in China Tesla-Aktie steigt 9 % – Elon Musk mit Baidu-Deal in China

Und schon wieder überrascht Elon Musk die Märkte, und die Tesla-Aktie läuft. Erst meldete Tesla letzte Woche miese Quartalszahlen – aber weil Elon Musk Minuten später über eine rosige Zukunft mit Robo-Taxis und preisgünstigeren Modellen sprach, stieg die Aktie um 13 %. Und heute sehen wir: Die Tesla-Aktie steigt vorbörslich in den USA um 9 %, weil Elon Musk sich in China um die rosige Zukunft von Tesla kümmert, die noch kommen soll. Und der Markt setzt mal wieder sein Vertrauen und seine Hoffnungen in die Fähigkeiten von Elon Musk.

Elon Musk verlässt China mit Tesla-Fahrsoftware

Der kurze Besuch von Elon Musk in China hat sich sofort ausgezahlt: Tesla hat zwei wichtige Hürden für die Einführung seines Fahrerassistenzsystems auf dem größten Automarkt der Welt genommen. Tesla wird mit dem chinesischen Tech-Giganten Baidu zusammenarbeiten, um Karten- und Navigationsfunktionen für das so genannte Full-Self-Driving (FSD) zu entwickeln, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen laut Bloomberg berichten. Tesla hat auch eine wichtige Anforderung an die Datensicherheit und den Datenschutz erfüllt, was dazu beitragen würde, einige der Bedenken hinsichtlich der Markteinführung von FSD in China zu zerstreuen.

Die Entwicklungen kamen, nachdem Tesla-Chef Elon Musk am Sonntag eine unangekündigte Reise nach China unternommen hatte, um eine Genehmigung für eine Fahrerassistenzsoftware zu beantragen, die den Umsatzrückgang des Autobauers aufhalten könnte. Die Funktionen des Unternehmens erfordern zwar eine ständige Überwachung und machen Teslas nicht zu autonomen Fahrzeugen, aber das Unternehmen verlangt dafür in den USA 8.000 Dollar oder 99 Dollar pro Monat für ein Abonnement.

Das Wall Street Journal berichtete am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, dass chinesische Beamte Tesla mitgeteilt hätten, dass Peking den Plan des Unternehmens, FSD in dem Land einzuführen, vorläufig genehmigt habe. Elon Musk traf sich am Sonntag mit Premierminister Li Qiang, der als Sekretär der Kommunistischen Partei Chinas für Shanghai dem Unternehmen beim Aufbau des heute weltweit größten Werks half. Sein Privatjet verließ Peking am Montag, wie FlightRadar24 berichtet.

Während Tesla anfangs in China wie ein roter Teppich empfangen wurde, hat sich das Glück des Unternehmens in letzter Zeit verschlechtert, da man sich einem härteren Wettbewerb mit einheimischen Elektroautoherstellern, angeführt von BYD. Laut Berechnungen von Bloomberg, die auf Daten der China’s Passenger Car Association beruhen, schrumpfte der Anteil von Tesla am chinesischen Automarkt von 10,5 % im ersten Quartal des vergangenen Jahres auf rund 6,7 % im vierten Quartal 2023.

Fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme werden in China immer häufiger eingesetzt, und viele lokale Unternehmen wie Xpeng Inc. und Xiaomi Corp. nutzen sie als Verkaufsargument für ihre Fahrzeuge. Die Automobilhersteller haben auch Erfolg damit, zusätzliche Gebühren für Fahrerassistenzsysteme zu erheben, was Tesla nutzen könnte, nachdem man die Preise auf ein Niveau gesenkt hat, das den Betriebsgewinn, den es auf dem Markt erzielt, zunichte macht.

Die Zulassung von FSD in China wäre ein wichtiger Impuls für Tesla, wo man zum ersten Mal seit 2020 einen Rückgang des Quartalsumsatzes im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen musste. Selbst nach Preissenkungen hat das Unternehmen im ersten Quartal weniger Autos verkauft. Elon Musk baut mindestens 10 % seines Personals ab und will die Entwicklung neuer Modelle beschleunigen, darunter auch preisgünstigere Fahrzeuge, die Anfang 2025, wenn nicht schon vor Jahresende, fertig sein könnten.

Analyst sieht „Wendepunkt“

Elon Musks überraschender Besuch in China ist ein Wendepunkt“, sagte Dan Ives, Senior Analyst bei Wedbush Securities, in einem Interview mit Bloomberg Television. „Dies könnte FSD in China eröffnen, was meiner Ansicht nach eine wirklich große Chance für sie sein könnte. Die Zusammenarbeit mit Baidu – einem von nur etwa 20 qualifizierten Anbietern, die über die landesweit besten Kartendaten verfügen, die für Fahrerassistenzfunktionen verwendet werden können – wird es Tesla ermöglichen, die Navigations- und Kartendienste des chinesischen Unternehmens auf Fahrspurebene zu nutzen. Tesla nutzt Baidu bereits seit 2020 für die Kartierung und Navigation im Auto.

Während das grüne Licht für FSD in China Tesla dabei helfen könnte, verlorenen Boden wieder gutzumachen, haben sich seine Fahrerassistenzsysteme in den USA als problematisch erwiesen. Die oberste US-Autosicherheitsbehörde hat gerade eine Untersuchung des weniger leistungsfähigen Autopilot-Systems des Unternehmens eingeleitet und verweist auf 20 Unfälle, die sich seit Dezember ereignet haben und an denen Fahrzeuge beteiligt waren, die ein Over-the-Air-Software-Update erhalten hatten, um Missbrauch zu verhindern.

Während einer Telefonkonferenz letzte Woche betonte Elon Musk die Bedeutung der Entwicklung des autonomen Fahrens und sagte, dass Menschen, die an Teslas Fähigkeit zweifeln, die Autonomie zu „lösen“, nicht in das Unternehmen investieren sollten.

Kommentar

FMW: Wochenlang war die Tesla-Aktie gecrasht. Dann letzte Woche die Wende dank seiner warmen Worte über eine tolle Zukunft der Firma, und kurz danach sein spontanter China-Besuch, wo man einen Deal für Fahrassistenzsysteme macht. Und erneut jubelt die Börse. Es scheint so, als wolle Elon Musk alles dafür tun, um die Euphorie rund um Tesla noch mal zu entfachen. Der Chart zeigt den Kursverlauf der Aktie seit Jahresanfang. Lange Zeit ein klarer Absturz, weil die Geschäfte schlecht laufen – und jetzt seit letzter Woche die „Neuerweckung“ dank neuer Euphorie durch Elon Musk. Nun ist wieder einige Zeit vorhanden für viel Phantasie bei den Anlegern? Wird diese Euphorie bei den nächsten oder übernächsten Quartalszahlen zerplatzen, oder können immer neue rosige Zukunftsaussichten über schlechte Absatzzahlen hinweg täuschen?

FMW/Bloomberg