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Top-Stratege: Vorsicht bei US-Aktien – Gewinnerwartungen zu hoch

Laut dem Top-Strategen Michael Wilson sind die Gewinnerwartungen zu hoch, US-Aktien könnten weiter fallen. Hier seine Aussagen.

Michael Wilson von Morgan Stanley
Michael Wilson von Morgan Stanley. Foto: Bloomberg

Michael Wilson, der Top-Stratege von Morgan Stanley, war in diesem Jahr sozusagen der Prediger des Pessimismus, und schaute oft in die Röhre mit seinen negativen Aussagen zu US-Aktien. Aber seit einigen Wochen geht es bergab. Ziehen seine Argumente nun immer mehr, auch abgesehen vom Israel-Hamas-Krieg und hohen Anleiherenditen? Die Chancen auf eine Jahresendrallye bei US-Aktien schwinden, da die Anleger mit einer Vielzahl von Risiken konfrontiert sind, die von überhöhten Gewinnschätzungen bis hin zur Straffung der Geldpolitik der Federal Reserve reichen, so Michael Wilson von Morgan Stanley.

Michael Wilson: US-Aktien könnten weiter fallen

Wilson sagt aktuell laut Bloomberg auch, er wäre „nicht überrascht“, wenn der S&P 500 (symbolisiert einen großen Überblick bei US-Aktien) weiter fallen würde, da „die Gewinnerwartungen für das vierte Quartal und 2024 wahrscheinlich zu hoch sind und die Straffung der Geld- und Fiskalpolitik wahrscheinlich spürbar sein wird“. Wall-Street-Analysten erwarten, dass die S&P 500-Firmen im dritten Quartal einen Gewinnrückgang von 1,1 % verzeichnen werden, bevor sie im Zeitraum Oktober-Dezember wieder um 5,2 % zulegen werden, so die von Bloomberg Intelligence zusammengestellten Daten. Die voraussichtlichen 12-Monats-Schätzungen sind ebenfalls fast auf ein Rekordhoch gestiegen.

S&P 500 unter 200-Tage-Durchschnitt

Wilsons pessimistische Einschätzung hat sich in gewisser Weise bestätigt, denn der S&P 500 verzeichnete aufgrund der Sorge um höhere und länger anhaltende Zinssätze den dritten monatlichen Rückgang in Folge. Am Freitag schloss der Leitindex bei 4.224 Punkten und damit zum ersten Mal seit März unter seinem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Diese Marke gilt als wichtige technische Unterstützung und wird von Händlern verwendet, um zu beurteilen, ob der längerfristige Trend nach oben oder unten zeigt.

S&P 500 unter seinem 200-Tagesdurchschnitt zeigt Schwäche bei US-Aktien

Die kombinierten Aussichten für Erträge, Bewertungen und Geldpolitik bedeuten, dass der S&P 500 es „schwer haben wird“, wieder über 4.300 bis 4.400 Punkte zu kommen, die zuvor als taktische Unterstützung galten, so Michael Wilson. Der Stratege hat ein Jahresendziel von 3.900 Punkten – fast 8 % unter dem aktuellen Niveau. Der Chor der Wall Street-Strategen, die vor einem gedämpften Jahresende warnen, ist in den letzten Wochen gewachsen, da US-Aktien auch mit neuen geopolitischen Risiken konfrontiert sind. Die makroökonomische Unsicherheit sowie US-Anleiherenditen von 5 % haben die Berichtssaison für das dritte Quartal überschattet, so dass sich die Bestandteile des S&P 500 zunehmend im Gleichschritt bewegen.

Mauer Start in die Berichtssaison

Die ersten Reaktionen auf die Gewinnmeldungen sind ebenfalls glanzlos. Etwa ein Fünftel der S&P 500-Mitglieder hat bereits Berichte vorgelegt. Laut den von Bloomberg Intelligence zusammengestellten Daten haben die Aktien von Unternehmen, die bei der Kennzahl Gewinn pro Aktie hinter den Analystenschätzungen zurückgeblieben sind, am Tag der Ergebnisse im Durchschnitt um 3,7 % schlechter abgeschnitten als der Referenzindex. Das ist die schlechteste Performance in der Geschichte der Daten, die für US-Aktien bis zum zweiten Quartal 2019 zurückreicht. Selbst Unternehmen, die die Schätzungen übertrafen, blieben um 0,6 % hinter dem S&P 500 zurück – die erste derartige Entwicklung seit dem vierten Quartal 2020.

Entwicklung der Unternehmensgewinne

Zwei weitere Analystenaussagen

Mislav Matejka, Stratege bei JPMorgan, sieht durch die erwartete Stärkung des Dollar weiteren Druck auf die globalen Aktien, schrieb er in einer Notiz vom 23. Oktober. Lori Calvasina, Strategin bei RBC Capital Markets, sagte ebenfalls, dass „die Aussichten trüber geworden sind und wir nicht glauben, dass die Pause in der S&P 500-Rallye schon vorbei ist“. Darüber hinaus sind Large-Cap-Wachstumswerte reif für kurzfristige Rückgänge, da sie „überbesetzt und überbewertet“ sind, während Bilanzsorgen, steigende Anleiherenditen und wirtschaftliche Eintrübungen die Small-Cap-Firmen belasten, so Calvasina. „Es ist unwahrscheinlich, dass der breitere Markt, die Wachstumswerte und die Small-Cap-Werte bei US-Aktien wieder Fuß fassen, solange der jüngste Anstieg der Anleiherenditen nicht beendet ist“, schrieb Calvasina in einer Mitteilung.

FMW/Bloomberg



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