Immobilien

Tiefster Stand seit 11 Jahren Warum europäische Immobilienaktien so kräftig fallen

Europäische Immobilienaktien fallen heute insgesamt auf den tiefsten Stand seit 11 Jahren. Die hohen Leitzinsen und Renditen belasten massiv!

Bürogebäude in Frankfurt
Bürogebäude in Frankfurt. Photographer: Alex Kraus/Bloomberg

Europäische Immobilienaktien sind angesichts zunehmender Sorgen um die Finanzierungskosten der Unternehmen aufgrund des Zinsanstiegs auf den niedrigsten Stand seit fast 12 Jahren gefallen. Der Stoxx 600 Real Estate Index – der Unternehmen wie den deutschen Wohnungsvermieter Vonovia, das britische Bürounternehmen British Land und die Einkaufszentrumsgruppe Unibail-Rodamco-Westfield beinhaltet – fällt heute laut Bloomberg um 2,0 %, da die Anleiherenditen weiter anstiegen, was ihn auf den niedrigsten Schlusskurs seit Januar 2012 brachte. Die 10-jährige deutsche Rendite steigt heute um sieben Basispunkte auf 2,96 %, während die Rendite der US-Staatsanleihe zum ersten Mal seit 16 Jahren die 5 %-Schwelle überschreitet.

Entwicklung europäischer Immobilienaktien seit dem Jahr 2012

Expertenaussage

Der Index für europäische Immobilienaktien ist im bisherigen Jahresverlauf um 14 % gesunken. Angesichts des Rückgangs der Vermögenswerte und der steigenden Schuldendienstkosten müssen einige Unternehmen möglicherweise Kapital aufnehmen, um ihre Bilanzen zu sichern, so die Warnung von Analysten. „Die Besorgnis konzentriert sich auf die Immobilienwerte, bei denen es erhebliche Unsicherheiten und nur wenige Transaktionen gibt, die die Preise stützen“, so Sue Munden, Immobilienanalystin bei Bloomberg Intelligence. „Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Situation ändert, solange nicht klar ist, dass die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben.

Deutsche Immobilienaktien

FMW: In diesem TradingView Chart blicken wir auf deutsche Immobilienaktien. Wir sehen im Verlauf der letzten zwölf Monate: Vonovia verliert unterm Strich 7,2 %. LEG verliert 13,76 %, Aroundtown ist mit 7 % im Minus. TAG Immobilien kann 45,9 % zulegen! Bei allen vier Aktien sieht man aber: Die Erholung der Immobilienaktien über den Sommer hinweg erfährt in den letzten Wochen einen Dämpfer. Dachte man noch vor ein paar Monaten, das Hoch bei den Zinsen bei EZB und Fed sei erreicht, so besteht nun doch noch weiteres Aufwärtspotenzial, oder man vermutet die Möglichkeit, dass die Zinsen längere Zeit so hoch bleiben werden. Dies drückt auf den Immobilienmarkt über sehr hohe Finanzierungskosten, welche Projekte unrentabel und Umschuldungen deutlich teurer machen.

Entwicklung von Vonovia, LEG, TAG und Aroundtown in den letzten zwölf Monaten

Sehr schnell gestiegener Leitzins

Bauzinsen für private Häuslebauer in Deutschland liegen aktuell bei 4,18 % – vor Beginn der Zinswende Anfang 2022 standen sie noch bei genau 1,0 %. Der EZB-Leitzins ist seit Juli 2022 von 0 % auf jetzt 4,5 % gestiegen. Der folgende TradingView Chart mit dem EZB-Leitzins reicht 20 Jahre zurück. Es war seit Sommer 2022 ein extrem schneller und steiler Zinsanstieg! Eben dieser rasante Anstieg belastet die Immobilienaktien enorm. Bleibt das Zinsniveau jetzt noch einige Zeit da oben hängen, wird die Bautätigkeit wohl noch weiter massiv leiden, und Immobilienunternehmen geraten noch mehr in Finanzierungsnöte. Diese neu aufkommende Angst wird jetzt durch die fallenden Aktienpreise der Branche eingepreist.

Verlauf im EZB-Leitzins in den letzten 20 Jahren

FMW/Bloomberg



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