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Türkische Lira rutscht ab – Vorbereitung auf Zinstermin

Die türkische Lira wertet weiter kräftig ab. Der Markt bereitet sich auf die Zinsentscheidung am Donnerstag vor.

Noch kurz vor der Wiederwahl von Präsident Erdogan in der Türkei Ende Mai musste man knapp unter 20 türkische Lira aufwenden für den Kauf von 1 US-Dollar. Aktuell sind es bereits 26,91 Lira. Letzte Woche Freitag waren es noch 26,05 Lira. Die Abwertung der türkischen Währung setzt sich derzeit also fort. Der TradingView Chart zeigt den Kursverlauf des US-Dollar gegen die türkische Lira seit Jahresanfang. Der Anstieg zeigt also die Lira-Abwertung.

US-Dollar gegen türkische Lira seit Jahresanfang

Türkische Lira wertet ab – Vorbereitung auf Zinsentscheidung

Donnerstag Mittag wird die türkische Zentralbank ihre Zinsentscheidung verkünden. Wie die folgende Grafik mit Blick zwölf Monate zurück zeigt: Nach dem großen Personalwechsel bei Finanzministerium und Zentralbank in Ankara wurde der Leitzins bereits ruckartig angehoben von 8,5 % auf 15 %. Aber der Devisenmarkt hatte einen viel kräftigeren Schritt erwartet bei der jüngsten Zinsanhebung am 22. Juni. Und weil die türkische Lira weiter abwertete, schalteten sich staatliche Banken wieder ein, um die Abwertung zu stoppen.


source: tradingeconomics.com

Bloomberg dazu: Die türkische Lira weitete ihre Verluste gegenüber den harten Währungen aber weiter aus, als Händler sagten, die staatlichen Banken hätten ihre Unterstützung vor der Sitzung der Zentralbank zur Festlegung der Zinssätze am Donnerstag zurückgezogen. Es wird vom Markt erwartet, dass der geldpolitische Ausschuss der Zentralbank der Leitzins für die Türkei am Donnerstag zum zweiten Mal in Folge angehoben wird, und zwar von 15 % auf 18,25 %, so die mittlere Schätzung in einer Bloomberg-Umfrage. Die meisten Ökonomen sind der Meinung, dass die Geldpolitik angesichts einer für das Jahresende erwarteten Inflation von mehr als 40 % (aktuell 38,21 %) weiterhin zu locker ist.

Staatliche Banken, die in Zeiten der Schwäche häufig Dollars verkauft haben, um die türkische Lira zu stützen, haben dies laut Bloomberg in letzter Zeit nicht mehr getan, so Händler, die nicht genannt werden wollten. Die staatlichen Banken geben ihre Interventionen auf den Devisenmärkten weder bekannt noch kommentieren sie sie öffentlich.

FMW: Nun wird es spannend. Der Devisenmarkt erwartet 18,25 % Leitzins für Donnerstag, die staatlichen Banken stützen die türkische Lira derzeit nicht, die weiter fällt. Überrascht die Zentralbank mit einem Leitzins von beispielsweise 20 % oder noch höher, dann könnte die Lira plötzlich schlagartig aufwerten. Das wäre möglich. Aber möglich ist bei der Lira wirklich alles – verlässliche Prognosen sind nicht möglich, nur grob skizzierte Szenarien.

Wechselstube in der Türkei
Wechselstube in der Türkei. Photographer: Moe Zoyari/Bloomberg

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. der erdogan hätte mit seiner paradoxen geldpolitik weitermachen müssen.
    seit die zinsen angehoben werden gehts mit der türkischen lira bergab. jetzt ist man in der gleichen spirale wie argentinien gefangen.
    aber er musste sich allen beugen und hat jetzt spezialisten ihres handwerks einberufen, die eine dame und den herrn şimşek.
    und jetzt meinen die wenn sie als schwellenland die zinsen anheben hat das den gleichen effekt wie die notenbanken der harten währungen. pusteblume sag ich nur.

    dabei reicht es für ein schwellenland wenn man die inflation zulässt und die lohnspirale mitdreht, somit ist der effekt immer 1 zu 1.
    auch bei der umrechnung von lohn zu harten währungen bleibt gleich.

    in ein paar monaten ist der zins bei 40 / 50 / 60 % und die inflation wird nicht runter kommen und die lira immer mehr an wert verlieren.
    was hat man gewonnen ? nichts.

    deshalb sage ich, die geldpolitischen handlungen von harten währungen bei der bekämpfung von inflation muss nicht bei ländern mit weichen währungen gelingen bzw funktioniert es nicht 1 zu 1.

    vg md

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