Anleihen

USA vor „Todesspirale“ höherer Schulden: Schwarzer-Schwan-Autor

Der Autor des Buches "Schwarzer Schwan" Nassim Nicholas Taleb sieht die Staatsfinanzen der USA ziemlich düster.

Nassim Taleb

Die Staatsschulden der USA wachsen immer schneller auf über jetzt 34 Billionen Dollar, vor zehn Jahren waren es „nur“ 17,5 Billionen Dollar. Die Grafik zeigt die Entwicklung seit dem Jahr 2003. Der jährliche Zinsdienst für die Schulden beträgt inzwischen mehr als 1 Billion Dollar. Wo soll das alles noch enden? Nach Meinung des Black Swan-Autors Nassim Nicholas Taleb schwillt das US-Defizit so stark an, dass es eines Wunders bedürfte, um den Schaden wiedergutzumachen. “Solange der Kongress das Schuldenlimit immer weiter ausdehnt und Deals macht, weil er Angst vor den Konsequenzen hat, das Richtige zu tun — das ist die politische Struktur des politischen Systems —, wird es irgendwann zu einer Schuldenspirale kommen”, sagte er laut Bloomberg am Montagabend auf einer Veranstaltung von Universa Investments, der Hedgefonds-Firma, die er berät. “Und eine Schuldenspirale ist wie eine Todesspirale.”

Grafik zeigt die Staatsschulden der USA seit dem Jahr 2003

Nassim Nicholas Taleb definierte die ausufernde Schuldenlast der USA als einen “weißen Schwan”, ein Risiko, das wahrscheinlicher ist als ein überraschendes “schwarzer Schwan”-Ereignis. Er nannte zwar keine konkreten Folgen für die Märkte, sagte aber, dass zu den weißen Schwänen sowohl das US-Defizit als auch eine Wirtschaft gehören, die viel anfälliger für Schocks ist als in früheren Jahren. Der Grund dafür sei, dass die Welt aufgrund der Globalisierung viel stärker vernetzt sei und Probleme in einer Region auf die ganze Welt übergreifen könnten.

Nassim Nicholas Taleb schließt sich einer Reihe von Beobachtern an der Wall Street und darüber hinaus an, die sich besorgt über den wachsenden Schuldenberg der USA äußern. In diesem Monat sagte der ehemalige Finanzminister Robert Rubin, die größte Volkswirtschaft der Welt befinde sich im Hinblick auf ihre Staatsdefizite in einer “schrecklichen Lage”. Philipp Hildebrand, Vice Chairman von BlackRock, warnte unterdessen davor, dass ein Zahlungsausfall den Dollar als globale Währung gefährden könnte.

Universa mit Sitz in Miami ist ein sogenannter Tail-Risk-Fonds, der Anleger im Falle extremer Abschwünge schützen soll. Die größten Gewinne erzielt das Unternehmen bei seltenen Marktabstürzen wie dem pandemiebedingten Einbruch im März 2020. Taleb selbst ist dafür bekannt, dass er den Crash des Schwarzen Montags von 1987 bewältigt und die Finanzkrise von 2008 vorausgesehen hat. Auf die Frage, wie sich die “Spirale” in den USA letztlich entwickeln könnte, sagte Taleb: “Wir brauchen etwas, das von außen kommt, oder vielleicht eine Art Wunder.” “Es stimmt mich irgendwie düster, was das gesamte politische System der westlichen Welt angeht”.

FMW/Bloomberg



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17 Kommentare

  1. Korrigiert mich falls ich falsch liege. Je nach Quelle ist das Privatvermögen der Amerikaner 68 bis 100 Billionen Dollar. Eine kleine Vermögensabgabe kann die Schulden signifikant reduzieren oder einen Zahlungsausfall verhindern. Ich kann mir vorstellen, das man das auch im Hinterkopf hat.

    1. Das muss auch so sein. Denn das Residual aus Schulden und (Geld)vermögen ist immer 0. Geldvermögen steigen daher immer exakt im gleichen Maße wie die Schulden. Oder anders ausgedrückt: Keine Geldvermögen (Bargeld, Anleihen, Anwartschaften aus Versicherungen, etc.) ohne Schulden. Ein Abbau von Schulden geht daher immer mit dem Abbau von Vermögen in gleicher Größenordnung einher. Dumm nur das diejenigen die die Vermögen haben nicht die sind die die Schulden haben.
      Aber die die Vermögen haben, haben die Macht. Und das die nicht an einem Vermögensabbau interessiert sind ist nun mal mehr als evident.

      1. Werden bei einem Schuldenschnitt oder bei der Insolvenz von Schuldnern tatsächlich Vermögen abgebaut? Das bezweifle ich. Wenn alle Gläubiger auf ihre Forderungen verzichten oder alle Schulden getilgt würden, wären die Vermögen dann weg? Es werden doch eigentlich Vermögen erst geschaffen, weil mit dem Wegfall der Verbindlichkeiten mehr Handlungsfreiheit entsteht.

    2. Die Realität ist: nicht alle Schulden sind destruktiv und nicht alle Vermögen sind produktiv. Der Versuch, das Volksvermögen heranzuziehen, hat sich kurz- bis mittelfristig immer als destruktiv erwiesen, weil solche Maßnahmen anzeigen, dass die Gesellschaft sich um die eigentliche Problemlösung herumdrückt.
      Vermögen kann ausweichen, und manches Vermögen löst sich auch einfach in Luft auf, sobald es gefährdet ist. Alle Arten von Luxus (Kunst, teure Sammelobjekte) verlieren z.B. sofort massiv an Wert, wenn sie herangezogen werden sollen. Sie sind nicht flüssig und kaum konvertierbar. Ein Perserteppich der in einer Wohlstandsgesellschaft ein kleines Vermögen wert sein kann, wird in einer armen Gesellschaft zu Brennmaterial.

      Ein theoretischer Ausweg wäre: alle sehen ein, dass es so nicht geht. Die ganz Oben, dass sie nicht immer reicher werden können, während der Mittelstand ärmer wird, und die Unten, dass sie nicht auf lau leben können, sondern sich selbst aktivieren müssen. Sie müssen Mittelstand werden wollen durch Leistung. Das sind die Zutaten für eine friedliche und wohlhabende Gesellschaft.

  2. Umverteilung hat fertig

    @ Mickey,die unteren 50% haben Nichts, die oberen 20%haben Alles und sind flexibel und können abwandern, bleibt der Mittelstand der das ganze Kartenhaus noch stützt, wenn der Mittelstand noch mehr geschröpft wird ist Schicht im Schacht. Ist auch ein generelles Problem, auch in der EU. Solange Arbeit stark besteuert wird und Finanzgewinne mit Nichtstun immer grösser werden, wird die Umverteilung immer grösser.( In dieser Ansicht kann man S.Wagenknecht recht geben) Jamie Dimon hat schon länger von der Notenbank geförderten Umverteilung gewarnt, ( Soziale Spannungen) Dass die Bauern mit den Traktoren dieser Entwicklung einen Dämpfer beschert, hat man aber nicht erwartet. Statt der SCHWARZE SCHWAN sind es also SCHWARZE MÄNNER MIT GUMMISTIEFELN die die Politik in die Schranken weist.

    1. Danke für Ihre Gedanken.

    2. Na, da könnt ihr euch doch bei all den linken, korrupten EU-Regierungen und deren Hetz-Gewerkschaften, Medien, NGOs, Aktivisten …… usw. bedanken. Ein gutes Leben für null Leistung wird es halt auf Dauer nicht geben. Irgend wann müssen auch die leistungsbefreiten, arbeitsscheuen, linken Idioten feststellen, dass tot gerittene Pferde während ihrer Zersetzungsphase zu stinken beginnen. In Deutschland, Österr. und weiten Teilen EU-Europas stinkt es mittlerweile gewaltig ……………….

    3. Der Mittelstand trägt die Gesellschaft. Das hat uns Aristoteles erklärt und die Geschichte empirisch bewiesen.

      Falsch ist jedoch, das Finanzgewinne weniger besteuert werden. Das ist Propaganda. Sie werden sogar höher besteuert. Sie werden zuerst auf Ebene der Unternehmen besteuert, und der bereits besteuerte Gewinn wird dann nochmals auf der Ebene des Individuums besteuert.
      Das Problem ist vielmehr die inflationierende Währung. Dadurch wird der bereits Reiche automatisch immer reicher, auch ohne Gewinne zu erzielen und wird somit gar nicht besteuert. Darüber hinaus kann der Reiche weitere Schulden aufnehmen, um weiteren Reichtum zu erwerben, weil er im Besitz beleihungsfähiger Pfänder ist.

      Deswegen fordert die Österreichische Schule im Kern die Verwendung eines soliden Geldes.

      Ohne solides Geld führt jede Ausweitung der Steuern nur schneller in den Zusammenbruch, weil sich die vorgenannten Dynamiken dadurch beschleunigen.

      1. Genauer: durch die Inflation wird der Reiche, weil er Sachwerte besitzt (Immobilien, Aktien, Gold etc.), relativ reicher im Vergleich zu seinen Mitbürgern, die weniger Sachwerte besitzen.

  3. @thinkSelf: So ist es, keiner hat Interesse daran, Vermögen (d.h. die eigene Zukunft) zu verlieren. Die USA besitzen den einzig relevanten Finanzmarkt innerhalb des Sonnensystems, eine Aufgabe ist derzeit schlicht nicht möglich. Vermögenssteuern würden inländische Vermögen zugunsten ausländischer Vermögen belasten. Ist von dorten nicht vorstellbar. Die einzig richtige Konsequenz daraus sind negative Realzinsen. Alle werden dies akzeptieren.

  4. Kommt Trump, gibts noch mehr auf Pump

    Die Amis haben auch eigene Steueroasen im eigenen Land.Passt gut zum Weltpolizisten, der ausländischen Vermögensverwalter bei Steueroptimierung hohe Bussen und Strafen auferlegt.Sie scheuen sich auch nicht, für Ihre Geschäftsmodelle am Paradeplatz Werbung zu machen.Die Politszene ,die erwiesenermassen Insidergeschäfte macht, muss ja die Gewinne auch irgendwo parkieren können.Solange der serbelnde US- Dollar als Weltleitwährung akzeptiert wird können die Amis weiter auf Kosten der Restwelt leben.
    Darum der heftige Wirtschaftskrieg gegen die Brickser.Die EU- Untertanen könnten diesen Krieg beenden,wenn sie sich mehr den zukunftsträchtigen Ländern zuwenden würde.

  5. @ think Self, es macht aber einen Unterschied ob ich Schulden im Inland oder Fremdschulden habe.So hat das hochverschuldete Japan
    viele Schulden im Inland, währen die Amis stark von China und Japan und anderen Ländern unterstützt werden.Es wäre ein Leichtes die Amis kollabieren zu lassen,wenn China die US- Anleihen verkaufen würde. Passiert nicht, weil in der schönen globalisierten Welt alle im gleichen Boot sitzen und sich selber mitreissen würden.
    Einfach gesagt, wenn sie Schulden in der eigenen Familie haben sind sie weniger gefährdet, als wenn sie Schulden beim Nachbarn oder einer Bank haben.

  6. Taleb: Solange der Kongress das Schuldenlimit immer weiter ausdehnt und Deals macht, weil er Angst vor den Konsequenzen hat, das Richtige zu tun — das ist die politische Struktur des politischen Systems —, wird es irgendwann zu einer Schuldenspirale kommen

    Wie ist das gemeint? Warum ist die Schuldenspirale in der „politischen Struktur des politischen Systems“ angelegt? Wenn ich mir die Schuldenquoten von Nationalstaaten anschaue, dann finde ich keine Korrelation zwischen der Schuldenquote und dem politischen System:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Staatsschuldenquote

    Geht es nicht primär darum, irgendjemanden zu finden, der Schulden kauft und im Falle der USA auch noch um den besonderen Nimbus der Supermacht und ihrer Staatsanleihen als „sicheren Hafen“? Das ist ja eher ein Narrativ als eine messbare, wirtschaftliche und politische Realität. Gut für die USA, dass alle an sie glauben. Einige mögen jetzt vom Glauben abgefallen sein, aber so schnell findet man auch keinen neuen Glauben und die USA kann auch neu aufstellen, was sie ja auch tut, Stichwort Re-Industrialisierung.

    1. Hallo Nvidianer,

      alle Regierungen neigen zur Überschuldung. In Demokratien will man gewählt werden, in Diktaturen geht es um persönlichen Protz und Ruhigstellung der Massen. Das ist mit „politischer Struktur“ gemeint. Da die Welt heute global fast im Gleichschritt marschiert, ebnet das evt. Unterschiede noch mehr ein. Diese Überschuldung führt absehbar zu protektionistischen Maßnahmen und diese zu Krieg. Das dann folgende Elend, läßt alle wieder zur Vernunft kommen. Für eine gewisse Zeit. Man kann Teilen der globalen Kabale das Motiv unterstellen, dass sie versuchen, diesen Zyklus durch einen anderen zu ersetzen. Wir erleben jedoch gerade in Echtzeit, wie dies scheitert, falls es denn die Intention gewesen wäre. Nachdem Strauss tot ist und Howe pc nach links gegangen ist, könnte nun jeder „Winter is here“ lesen, ohne Ausschlag zu bekommen.

  7. Ein anderer Black – Rocker ist sehr zuversichtlich für weiche US- Landung. Keiner weiss es, spielt auch keine Rollewas auch passiert ,
    die Kleinen werden auf jeden Fall abgezockt.
    Bericht auf INVESTING.COM DE

  8. Ohne Mittelstand keine Mittel fürs Land

    @ Felix, Betreff Besteuerung von Arbeit : Das muss aber differenziert gesehen werden. In meinem Land wird jeder durch Arbeit verdiente Euro mit de Einkommenssteuer ordentlich besteuert während bei Devisen- und Aktiengeschäften Kursgewinne steuerfrei sind.Auch bei Anleihen gilt dasselbe ,Kursgewinne sind steuerfrei, nur die Zinsen werden besteuert. Natürlich professionelle Anleger müssen auch Kursgewinne besteuern, da haben sie recht. Ansonsten bewundere ich ihre realistischen Ansichten.

  9. Früher waren Kursgewinne nach einer Mindesthaltedauer auch in Deutschland steuerfrei. Ich halte das auch für richtig, denn wenn jemand mit seinen Geldanlagen nur Verluste machen würde, würde das ja auch nicht die Steuerlast aus anderen Einkommensquellen senken. Das galt früher als nicht steuerrechtskonform.
    Zudem war die Lenkungswirkung, Investitionen zu unterstützen und Spekulationsgewinne zu besteuern.

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