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Volkswagen mit KGV bei 3, Dividendenrendite 8 % – Anlegertraum?

Die Volkswagen-Aktie hat ein erwartetes KGV von 3 und eine Dividendenrendite von 8. Ein Traum für Anleger? Gibt es da keinen Haken?

Ist die Volkswagen-Aktie derzeit der Kauf schlechthin für Anleger, die auf eine gute jährliche Rendite aus sind, auf hohe Dividendenzahlungen und eine gesunde, ja regelrecht billige Bewertung einer Aktie, was auf langfristiges Kurspotenzial hindeutet? Schauen wir uns das mal an. Anders als bei den meisten anderen Unternehmen ist die Vorzugsaktie bei Volkswagen im Fokus der Aktionäre, und nicht die Stammaktie. Vorab: Die Aktie lief zuletzt echt mies. Im TradingView Chart sehen wir die letzten zwölf Monate: Volkswagen fällt um 25 %, während der Dax um 23,8 % gestiegen ist.

Volkswagen-Aktie im Vergleich zum Dax in den letzten zwölf Monaten

Erwartetes KGV der Volkswagen Vorzüge unter 4

Die Volkswagen-Aktie zeigt für das Geschäftsjahr 2023 einen erwarteten angepassten Gewinn pro Aktie von 31,73 Euro, für 2024 sind es 31,99 Euro, für 2025 sind es 34,49 Euro. Und jetzt setzen wir das mal in Relation zur Aktie: Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) für 2023 liegt bei einem erwarteten Wert von 3,4, für 2024 bei 3,37, und für 2025 bei 3,13. Damit wird die Aktie wirklich spottbillig bewertet! Je niedriger das KGV, desto billiger ist die Aktie bewertet. Werte unter 10 gelten als sehr günstig, bis 20 gelten sie noch als normal. Theoretisch bedeutet dieser Wert von 3,4: Würde Volkswagen seinen kompletten Jahresgewinn ausschütten, hätte der Anleger nach 3,4 Jahren seinen Kaufpreis der Aktie über die Dividende refinanziert! Aber die Praxis zeigt, dass natürlich immer nur ein gewisser Teil der Gewinne tatsächlich an die Aktionäre fließt. Dennoch sind diese KGV-Werte von nicht mal 4 spottbillig.

Erwartete Dividendenrendite über 8 %

Und es wird noch besser: Die erwartete Dividendenrendite für das Jahr 2023 liegt bei 8,24 %, für 2024 bei 8,20 %, und für 2025 bei 8,48 %. Da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen? Normalerweise würden Anleger sofort in Scharen in eine Aktie laufen, bei der so eine hohe Dividendenrendite geboten wird, und über den dann steigenden Aktienkurs würde diese Rendite für Neueinsteiger dann schnell sinken auf ein Niveau, das mit den meisten anderen Blu Chips vergleichbar ist. Wer also jetzt an die Erwartungen der Analystengemeinde glaubt, könnte sich beim jetzigen Kauf der Volkswagen-Aktie auf solch satte Renditen freuen. Aber es bleibt nun mal ein Risiko, ob diese Wette aufgeht. Wo die Analystenerwartungen immer noch so rosig zu sein scheinen (hohe Gewinne), da bewerten die Börsianer die Geschäftsaussicht für Volkswagen offenbar viel kritischer. Durch den tiefen Aktienkurs kommen dann so traumhafte Bewertungen bei zukünftigem KGV und Dividendenrendite zustande.

Analystenerwartungen

JPMorgan hat erst gestern das sechste Mal binnen drei Monaten sein Kursziel für die Aktie der Volkswagen Vorzüge bestätigt mit 193 Euro (aktuell 107,84 Euro). Bernstein hatte erst am 30. August sein Kursziel bei 124 Euro belassen. Die Citigroup hatte am 28. August ihre vorige Bewertung von 154 Euro beibehalten. Besonders euphorisch ist die Landesbank Baden-Württemberg mit einem Kursziel von 220 Euro, das seit Mai besteht. Im Gesamtschnitt erwartet die Analystengemeinde für die 12-Monatsaussicht 169,93 Euro für die Volkswagen-Aktie. Also eigentlich glänzende Aussichten für Anleger, die die Aktie jetzt kaufen? Aber warum steigt die Aktie dann nicht? Normalerweise reguliert sich so eine Bewertung von selbst durch großen Kaufdruck. Aber offenbar hat die breite Masse der Börsianer ein anderes Empfinden bei der Aktie als die Analysten.

Anleger glauben den Analystenmeinungen zu europäischen Autoherstellern nicht

Die europäischen Autohersteller haben die größte Aufwärtschance beim Blick auf die Kursziele der Analysten, sind aber auch der billigste Sektor, da die Anleger von schwierigeren Zeiten ausgehen, so formuliert es Bloomberg in einer aktuellen Analyse über Autoaktien. Weiter schreibt man: Die Automobilhersteller stehen seit fast zwei Jahren unter Druck, da die nachlassende Nachfrage, das geringere Wachstum in China, der harte Wettbewerb bei Elektrofahrzeugen und die erodierende Preissetzungsmacht dem Sektor zu schaffen machen. Dies spiegelt sich auch in den Bewertungen wider: Das künftige Kurs-Gewinn-Verhältnis des Stoxx-600-Autos und -Teile-Index liegt bei etwa 5,3 und damit am unteren Ende einer 17-jährigen Spanne und mit einem Abschlag von etwa 60 % gegenüber dem breiteren Markt.

„Der Sektor wird in den kommenden Jahren beträchtliche Marktanteile verlieren, und wenn dies zutrifft, würde dies letztlich das Ende eines der wichtigsten Industriesektoren Europas bedeuten“, schrieben die Analysten von Bernstein, darunter Daniel Roeska, in einer Notiz von letzter Woche. „Die Marktbewertungen implizieren eine mittlere Umkehrung des freien Cashflows von -22% und ein langfristiges Wachstum von 1,5%“.

Nach Ansicht der Bernstein-Analysten ist der Markt jedoch „zu pessimistisch“, da er davon ausgeht, dass die in den letzten Jahren erzielten operativen Verbesserungen erodieren werden und das langfristige Wachstum gedämpft sein wird. Trotz der Herausforderungen sehen sie einen gewissen Wert, mit Outperform-Ratings für Mercedes-Benz und Renault und einer Market-Perform-Einschätzung für BMW, Stellantis und Volkswagen.

Die Sell-Side-Analysten sind im Durchschnitt positiv gestimmt. Der Stoxx 600 Auto und Teile ist der Subindex mit dem größten Aufwärtspotenzial in den nächsten 12 Monaten (31 %). Die Gewinnprognosen sind in diesem Jahr gestiegen und erreichten im August ein Rekordhoch, sind aber seither ins Stocken geraten, da die Schätzungen nun Risse in der Hausse zeigen.

Letzte Woche stufte die UBS Volkswagen und Renault aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs durch Tesla und chinesische Konkurrenten auf „Verkaufen“ herab. Anfang dieses Monats kündigte Tesla eine Überarbeitung seines Model 3 an und senkte gleichzeitig die Preise für mehrere Varianten, was die Befürchtungen eines Preiskriegs bei Elektrofahrzeugen verstärkte. Die Ankündigung neuer Modelle auf der IAA Mobilität in München war bisher kein starker Katalysator.

Unterdessen sind die Wirtschaftsdaten nicht auf der Seite der Automobilhersteller. Die europäischen Einkaufsmanagerindizes haben keine Anzeichen für eine Erholung gezeigt, was den Sektor weiter belasten könnte, während die Verlangsamung des Wachstums in China nach Ansicht von Analysten der Citigroup ein großes Problem für exponierte Automobilhersteller wie BMW und Porsche darstellt.

„Autos sehen nach einer Reihe von Bewertungsmaßstäben wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie dem EV/Ebitda-Verhältnis günstig aus“, so Mislav Matejka, Stratege bei JPMorgan in einer Notiz vom Montag. „Der Sektor korreliert jedoch stark mit der Aktivitätsdynamik und könnte in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn die PMIs gedämpft bleiben.

Gestern vorgestelltes Elektroauto von Volkswagen auf der IAA in München
Gestern vorgestelltes Elektroauto von Volkswagen auf der IAA in München. Photographer: Krisztian Bocsi/Bloomberg

FMW/Bloomberg Terminal/Bloomberg News



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5 Kommentare

  1. Sehr schwacher Artikel.

    Kein Wort zu den fundamentalen Unternehmenswerten.
    Das könnt ihr bestimmt besser :)

  2. Da gibt es zwei große Probleme bei VW:

    1.) VW ist extrem überschuldet. Eigentlich müsste man den Laden als PLEITE bezeichnen, aber als großer Staatskonzern ist er natürlich „too big to fail“.
    490,48 € Langezeit-Gesamtverbindlichkeiten / Aktie (2022) bei einem Gewinn von 29,66 € (2022) und einem aktuellem Kurswert von 125,35 €.

    Hier kauft man also für 125 € eine Schuldenlast von 490 € !! Irre, oder?
    Es würde fast 17 Jahre dauern, um mit dem 2022-Gewinn von 29,66 € die Schulden von 490,48 € zu bezahlten.
    Erst danach bleibt was für die Aktionäre übrig.
    Nun steigen im inflationären Umfeld die Zinsen aber erheblich an! Die alte Schulden aus der Niedrigzinsphase werden nach und nach umgeschuldet werden müssen. Und sie werden dann mit deutlich höheren Zinsen versehen sein. Diese könnten in einem allgemeinen Umfeld ansteigender Zahlungsausfälle das hohe Risiko des völlig überschuldeten VW-Konzerns durchaus wiederspiegeln. Da könnte auch die Schwelle erreicht werden, ab der VW ALLE seine Gewinne nur noch für Zinszahlungen ausgibt!
    Ich denke, dass die „Rettung“ von VW mit Steuergeldern in den nächsten Jahren auf die politische Tagesordung rutschten wird.

    2.) Die Politik zerstört gerade nachhaltig das Geschäftsmodell der Autohersteller in Europa, insbesondere in Deutschland (genauso wie die Geschäftsmodelle unserer anderen Kern-Industrien wie Chemische Industrie, Maschinenbau, etc).
    Die meisten EU-Bürger werden sich zukünftig keinen Neuwagen mehr leisten können (Verarmung durch Inflationierung der Währung, Rezession, Deindustrialisierung, künstlich in die Höhe getriebene Energiepreise, Steuererhöhungen, Verbot von Verbrennern, sehr hohe Batteriepreise bei E-Autos, VIEL zu wenig Kraftwerke zum Laden der E-Autos usw.).
    Einfach ins Ausland fliehen (also sich auf Zukunftsmärkte konzentrieren) ist für VW schwierig, da VW de facto ein Staatskonzern ist: Politiker und Gewerkschaften kontrollieren den Laden und sitzen überall mit drin, selbst eine fachunkundige Autofeindin haben die Grünen inzwischen im Aufsichtsrat positioniert.

    Fazit:
    Aktuelle Lage von VW: Sehr schlecht.
    Zukunftsperskeptive von VW: EXTREM DÜSTER!

    MfG
    Der Energiefaktor

  3. Solange die Konstellation bei Volkswagen so ist, wie jetzt, auch in Verbindung mit dem Land Niedersachsen und den Gwerkschaftsvertretern , ist das eine sehr riskante Wette. KGV und Dividendenrendite hin oder her.
    Da wäre für mich eine BMW immer die bessere Wahl….

  4. @Energiefaktor: Punkt 1 mit der Überschuldung ist natürlich Quatsch, weil die Verbindlichkeiten bei der Volkswagen Finance entstehen, denen auch entsprechende Forderungen gegenüber Kunden entgegen stehen. Die muß man schon mit einbeziehen. Dann ergibt sich ein ganz anderes Bild. Fahrzeuge verkaufen sich über Kreditvergabe. Da kann ordentlich gehebelt werden. Das die Illusion des solide finanzierten Deutschlands gegenüber den amerikanische Hassadeuren dabei zerstört wird, steht auf einem anderen Blatt. Das ist schon überall das Gleiche.

    Punkt 2 ist in die Zukunft gerichtet und dadurch spekulativ. Der Wahlbürger m.M.n wird eher auf diese Generation der Politiker verzichten als auf den Neuwagen. Das kann dann ziemlich schnell gehen. Der Pessimismus ist also unangebracht, ebenso wie der deutsche Industriefetisch. Wenn 75% der Bürger feststellen, dass sie mit dem Lastenrad besser bestellt sind als mit einem neuen Auto, ist’s ja auch gut. Die Kraftwerkskapazitäten sind eigentlich nicht das größte Problem bei der E-Mobilisierung im Privatsektor. Ein paar zusätzliche Kernkraftwerke reichen da schon aus. Oder halt das neue Fahrrad. Das kann auch VW bauen.

  5. Wie kann man als jahrelange Nr.1 sich so verschulden? Wie steht es da mit der oft erzählten Preissetzungsmacht ? Oder ist es eben schon ein halber Staatsbetrieb.Die Überschätzung von sehr grossen Firmen ist halt zu sehr in den Dummköpfen drin.Darum investiert man Milliarden in wenige grosse Firmen für Chips und lässt tausende von KMU dafür bezahlen.
    Man sollte einfach bedenken,dass gegen 90% des BIPS und der Arbeitsplätze von den Nichtgiganten gestellt werden.Dumme Politiker fördern wegen den Schlagzeilen wenige GROSSE und lassen die andern dafür bezahlen.

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