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Zweite Finanzdaten-Warnung in kurzer Zeit VW im Niedergang – eine Analyse der Probleme

Dass VW Freitag Abend das zweite Mal in kurzer Zeit eine Warnung für seine Daten herausgab, offenbart die Krise! Hier dazu ein Überblick.

Produktion bei VW
Produktion bei VW. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Erst Freitag Abend meldete VW in kurzer Zeit eine zweite Warnung. Nicht nur die Finanzdaten, auch für die Absatzzahlen gab es eine deutliche Senkung der Aussichten! Der Autoabsatz soll im Gesamtjahr 2024 bei rund 9 Millionen Fahrzeugen liegen nach 9,24 Millionen in 2023. Bisher war für 2024 ein Plus von 3 % erwartet worden. Für den Konzernumsatz erwartet VW jetzt 320 Milliarden Euro nach 322,3 Milliarden Euro. Wichtig: Bisher lag die Erwartung bei einem Anstieg von bis zu 5 %. Das Unternehmen befindet sich im Niedergang. Nachfolgend zeigen wir eine Übersicht der Probleme.

VW mit zweiter Warnung in kurzer Zeit

Die zweite Gewinnwarnung beiVolkswagen innerhalb von drei Monaten macht eines deutlich: Europas größter Autohersteller befindet sich im Niedergang, so drastisch formuliert es Bloomberg. Weiter wird berichtet: VW schraubte am Freitag die Erwartungen für Umsatz, Gewinn und Cashflow aufgrund der sinkenden Nachfrage nach seinen Autos nach unten. Das Unternehmen rechnet nun damit, in diesem Jahr weniger Fahrzeuge auszuliefern als 2023 – der vierte jährliche Absatzeinbruch in fünf Jahren.

Absatzprobleme in China

Die Warnung unterstreicht das Ausmaß der Krise bei Volkswagen, das den Übergang zu Elektrofahrzeugen verschlafen hat und in China an Relevanz verloren hat, wo seine Marken VW, Audi und Porsche massiv an Marktanteilen verlieren. In Europa sieht sich der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume mit neuen Marktteilnehmern wie der chinesischen BYD sowie einem Konflikt mit den Gewerkschaften über möglichen Stellenabbau und beispiellose Werksschließungen konfrontiert.

Grafik zeigt Absatzzahlen bei VW seit dem Jahr 2020

Der diesjährige Rückgang der VW-Aktie beläuft sich auf 15 %. Die Aktien von Stellantis und Aston Martin Lagonda Global Holdings fallen heute ebenfalls, nachdem die Autohersteller am Montag ihre Prognosen gesenkt hatten, was die Probleme in der europäischen Autoindustrie noch verschärft.

Alle drei großen deutschen Automobilhersteller – VW, Mercedes-Benz und BMW – haben diesen Monat vor Gewinneinbußen gewarnt. Der Einbruch in China und die zunehmende Konkurrenz durch Hersteller von Elektrofahrzeugen wie Tesla zwingen die Autohersteller zu Preisnachlässen, was die Margen schmälert. Das sinkende Verbrauchervertrauen dämpft die Nachfrage nach Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Volkswagen hatte den Verkauf von Benzinern in China dominiert, konnte aber mit dem raschen Wandel hin zu Elektrofahrzeugen auf dem größten Automarkt nicht Schritt halten. Dort haben lokale Konkurrenten wie BYD mit innovativen und erschwinglichen Modellen die Oberhand gewonnen. Um die Situation zu verbessern, schließt VW Werke, geht Partnerschaften mit lokalen Herstellern wie Xpeng ein und bewirbt eine neue Marke für Elektrofahrzeuge, die sich an jüngere Käufer richtet.

Die VW-eigenen Premiummarken, darunter Audi und Porsche, waren in den letzten Jahren die größte Gewinnquelle des Autoherstellers, haben aber im Riesenreich Probleme. Die Verkäufe des 911-Herstellers in China brachen in der ersten Jahreshälfte um 33 % ein, da Luxuskäufer mit Käufen zögerten. „Die Größenvorteile von VW in China haben wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht, da die lokalen Kunden nun einheimische Marken bevorzugen“, sagte Matthias Schmidt, ein unabhängiger Autoanalyst aus der Nähe von Hamburg, und fügte hinzu, dass der ‚brutale‘ Preiskampf dort das Geschäftsergebnis von VW belastet.

Elektroauto-Absturz in Europa

Während in China die Umstellung auf Elektrofahrzeuge in vollem Gange ist, hinkt Europa hinterher. Die Verkaufszahlen sind zurückgegangen, nachdem Länder wie Deutschland und Schweden ihre Anreize reduziert oder abgeschafft haben, was VW und die europäischen Konkurrenten Stellantis und Renault unvorbereitet traf. Chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen wie BYD und MG – im Besitz des VW-Partners SAIC Motor – sind mit preisgünstigen Angeboten in die Bresche gesprungen.

VW CEO Oliver Blume
VW CEO Oliver Blume. Foto: Liesa Johannssen/Bloomberg

Reduzierter Ausblick auf Finanzdaten

Die volumenstärkeren Geschäftsbereiche von Volkswagen sind in einer noch schlechteren Verfassung. Die gleichnamige Pkw-Marke und die Nutzfahrzeugsparte bleiben hinter den Erwartungen zurück, und Marken wie Skoda und Seat sind durch eine „Verschlechterung des makroökonomischen Umfelds“ bedroht, so das Unternehmen.VW warnte am Freitag davor, dass die weltweiten Auslieferungen in diesem Jahr auf etwa 9 Millionen Einheiten sinken werden, gegenüber 9,24 Millionen im Jahr 2023. Zuvor war das Unternehmen von einem Anstieg um 3 % ausgegangen. Der Hersteller rechnet nun mit einer jährlichen Betriebsmarge von 5,6 % – im Juli hatte er noch mit bis zu 7 % gerechnet, als er zuvor seine Erwartungen senkte. Der Netto-Cashflow in der Automobilsparte wird voraussichtlich weniger als die Hälfte des Niveaus betragen, das das Unternehmen im besten Fall erwartet hatte.

Grafik zeigt Aussicht auf Finanzdaten bei Volkswagen

Oliver Blume hat sich verpflichtet, Volkswagen durch Kostensenkungen wettbewerbsfähiger zu machen. Er hat jahrzehntelange Zusagen zur Arbeitsplatzsicherheit in Deutschland gekippt und erwägt erstmals die Schließung von Fabriken in Deutschland. VW-Führungskräfte haben Überkapazitäten in Höhe von etwa zwei Autofabriken gemeldet, und sich damit auf einen langwierigen Konflikt mit mächtigen Arbeitnehmergruppen eingestellt.

„Die Verschlechterung der Leistung könnte Entscheidungen über Umstrukturierungen beschleunigen, wobei insbesondere die Marke VW die Cash-Conversion weiter auf neue Tiefststände drückt, was ein existenzielles Risiko für den Konzern darstellen könnte“, so die Analysten von Jefferies unter der Leitung von Philippe Houchois in einer Mitteilung.

Kommentar

FMW: Einige Analysten haben heute eine neue Einstufung zur Volkswagen-Aktie abgegeben. Einige haben ihr Kursziel gesenkt. Sah man noch vor zwei Wochen 140 Euro als Kursziel auf Sicht von 12 Monaten, sind es heute nur noch 132,50 Euro. Aber das ist immer noch ein satter Aufschlag zum aktuellen Kurs von 97,40 Euro. Nach 31,92 Euro Jahresgewinn pro Aktie in 2023 liegt die Markterwartung für VW für 2024 bei 26,03 Euro pro Aktie. Mit einer KGV-Erwartung von 3,64 für 2024 ist die Aktie rein optisch immer noch spottbillig bewertet. Die Analysten sehen also immer noch hohe Gewinne? Wenn nach und nach die Anpassungen der Erwartungen reinkommen, könnten die KGV-Erwartungen ansteigen. Aber dem entgegen steht der fallende Aktienkurs, der die KGV-Aussichten weiterhin niedrig halten kann. Der Chart zeigt im Verlauf der letzten fünf Jahre: Die VW-Aktie verlor 35,85 % an Wert, der Dax aber stieg um 61,38 %.

Chart zeigt prozentuale Veränderung der VW-Aktie im Vergleich zum Dax in den letzten fünf Jahren

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Moin, moin,

    „Analysten“ „Experten“ und „Einstufungen von Aktien“. Wer findet hier den Fehler?

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