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Währungskrieg zwischen Euro und US-Dollar?

Kommt es nach der Notenbanker-Sitzung in Jackson Hole, die am Donnerstag beginnt, zu einem Währungskrieg zwischen dem Euro und dem US-Dollar? Wieso, weshalb, warum? Wahrscheinlich merken die direkt Beteiligten gar nicht...

FMW-Redaktion

Kommt es nach der Notenbanker-Sitzung in Jackson Hole, die am Donnerstag beginnt, zu einem Währungskrieg zwischen dem Euro und dem US-Dollar? Wieso, weshalb, warum? Wahrscheinlich merken die direkt Beteiligten gar nicht, dass sie mitten drin sind in einem Währungskrieg, oder dass sie gerade einen anzetteln. Es geht nämlich um die Sichtweise auf die aktuelle Lage im eigenen Währungsraum.

Ein Währungskrieg passiert dann, wenn ein Land oder eine Währungsraum einen Handelsvorteil erlangen will durch die Abwertung der eigenen Währung gegenüber anderen wichtigen Währungen. Dadurch werden nämlich die eigenen Produkte für ausländische Käufer billiger. Und wie erreicht man die Abwertung der eigenen Währung? Geldschwemme und niedrige Zinsen. Gut, das ist in den USA und Europa schon seit Jahren durchgeführt worden.

Jetzt geht es darum, ob und wie schnell man diese Maßnahmen wieder zurückfährt. Wer sich hierbei zögerlich zeigt, behält demzufolge seine lockere Geldpolitik länger bei, was die Währung länger billig hält. Aktuell glauben zahlreiche Analysten, dass eher die USA hier auf die Bremse treten, und somit den Dollar schwächen. Damit wird der Euro natürlich automatisch gestärkt. Ein nachhaltig stärkerer Euro wiederum könnte/sollte die EZB dazu veranlassen ihr Ende der lockeren Geldpolitik zu verschieben.

Denn der starke Euro schwächt wiederum die Exportchancen europäischer Unternehmen, und ist somit ein Konjunkturhemmnis für Europa. Das wäre dann ein Verzögerungsgrund für höhere Zinsen in Euroland. Zurück zu den Amerikanern. Wenn die Fed nun viel zögerlicher agiert als die Europäer, so wird man wohl kaum in Washington in einem dunklen Keller sitzen und „Währungskriege“ anzetteln wollen. Nein, man guckt auf die eigene Konjunktur und Anzeichen von Schwäche.

In den USA gehört es ganz normal dazu, dass die Notenbank die Konjunktur unterstützt, während die EZB offiziell zumindest nur auf die Preisstabilität zu achten hat. Von daher dürfte es für die Fed viel einfacher sein bei einem erkennbaren Abschwung der Konjunktur erst mal zu warten mit weiteren Zinsanhebungen sowie einem Abbau der Bilanz.

Bei manchen Analysten in den USA sieht das Szenario aktuell so aus: Donald Trump wird es womöglich nicht schaffen die angekündigten Stimulus-Maßnahmen wie erhofft umzusetzen, also Steuererleichterungen und Infrastrukturprojekte. Das schadet natürlich den Börsenkursen, wie auch den Unternehmen, die dann möglicherweise angesetzte Investitionen in die Zukunft verschieben. Damit könnte die Fed gezwungen sein sich noch dovisher aufzustellen, also noch stärker die Wende der Geldpolitik in weitere Ferne zu verschieben.

Dann dauert es nicht mehr lange, und der Euro wertet auf über Kurse von 1,20. Und was heißt das dann für Mario Draghi? Der sagt schon seit Monaten die Wende in der Geldpolitik sei problematisch, weil die Kernrate der Inflation einfach zu niedrig sei, und weil die Löhne in Euroland nicht stark genug steigen. Wird die Fed aufgrund ihrer Sichtweise auf die US-Konjunktur immer dovisher, und wertet der Euro daher immer weiter auf, hätte die EZB dann ihr drittes Argument gegen die Einleitung einer baldigen geldpolitischen Wende.

Ja, der Euro ist zu stark, wir können die Wende noch nicht einleiten. Tut uns leid Leute. Dann hätte man einen Währungskrieg, an dem aber offiziell niemand beteiligt ist. Man reagiert eben nur auf Gegebenheiten, die nicht ins eigene Konzept passen. Das Problem für beide Notenbanken sieht aber so aus: Der Konjunkturabschwung in den USA hat schon begonnen, und in der Eurozone könnte es vielleicht in einem Jahr auch losgehen.

Wenn man in der Abschwung-Phase mit seinen Zinsen aber immer noch ganz unten hängt, wie will man die Konjunktur dann erneut stimulieren? Das wird schwierig, weil der Markt sich schon längst an Nullzinsen oder leichte Negativzinsen gewöhnt hatte. Anders sieht das als Beispiel Nick Gartside von JP Morgan. Er sagte jüngst gegenüber CNBC die Möglichkeit eines Währungskriegs sei eine Übertreibung. Die Präsidentschaft von Donald Trump sei immer noch in einem sehr frühen Stadium, darauf bezogen ob er es fertig bringe seine Stimulus-Versprechen auch umzusetzen.


EURUSD seit Mitte 2014.



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7 Kommentare

  1. Der EUR ist auf Fälle zu stark, man schaue mal allein auf EUR/CHF… ?

    Und der Witz ist, die Amis sind zu negativ zu ihrem eigenen Aktienmarkt eingestellt, d.h. ich als EUR / EZB habe einen enormen Druck von den Amis, die steigen sogar aus dem CHF aus…
    Die Amis denken eben, unser Amiladen ist zu teuer, während Europa interssant für sie ist…, was auch stimmt…

  2. „Wenn man in der Abschwung-Phase mit seinen Zinsen aber immer noch ganz unten hängt, wie will man die Konjunktur dann erneut stimulieren? Das wird schwierig, weil der Markt sich schon längst an Nullzinsen oder leichte Negativzinsen gewöhnt hatte. “

    Nein ! Und, das darf nicht sein ! Der Markt darf auf gar keinen Fall denken : Negativzinsen bzw. die Nullzinspolitik, die sind normal…

    Und deshalb wird die EZB (wohl oder übel) die Zinsen in Europa im gleichen Schritttempo erhöhen müssen (!)

  3. „Wenn man in der Abschwung-Phase mit seinen Zinsen aber immer noch ganz unten hängt, wie will man die Konjunktur dann erneut stimulieren?

    Bei allem nötigen Respekt, finanzmarktwelt tut gerade so, als wären wir – wirtschaftlich gesehen – kurz vor dem Armageddon ?

    Wieso sind so viele Arbeitsplätze frei, weil wir mitten in der Rezession sind ? Deutschland, der „kranke Mann Europas“ ?
    Der Eur taugt nix, Deutschland soll aus dem Fehlkonsrukt EUR austreten, mit der o DM wird alles besser ?

    Wenn Deutschland das tut, ist der EUR sofort tot, also das ganze Spielchen von vorne : jeder Staat hat seine „eigene“ Währung, aber trotzdem müssten sie dem Bundesbankbeamten in Frankfurt „gehorchen“ ? ;)

  4. „Das wird schwierig, weil der Markt sich schon längst an Nullzinsen oder leichte Negativzinsen gewöhnt hatte. Anders sieht das als Beispiel Nick Gartside von JP Morgan. Er sagte jüngst gegenüber CNBC die Möglichkeit eines Währungskriegs sei eine Übertreibung. Die Präsidentschaft von Donald Trump sei immer noch in einem sehr frühen Stadium, darauf bezogen ob er es fertig bringe seine Stimulus-Versprechen auch umzusetzen.“

    Ob Donald oder nicht, der Punkt es doch jener , dass die EZB im Jahr 2018 (März 2018) wird reagieren müssen, einfach aus dem Grund, dass ich als Notenbank vermeiden will, dass der Markt sich an die Negativzinsen “ gewöhnt“. Negativzinsen sind eine Marktzerrung, genauso wie irgendwelche „Anleihenkaufprogramme“ …

  5. Wenn Null- und Negativzinsen normal wären, gäbe es keine privaten Banken oder Versicherungen mehr. Bedeutet: Sozialismus. Geld wäre wertlos. Man kann nicht ständig fiktive „Werte“ wie Aktien als Ersatz für reale Einnahmen aufblähen. Dass die Börsen bei allen möglichen Assets aufgebläht sind sollte klar sein. Nur wann diese Blasen platzen ist völlig unklar. Nächstes Mal stünden aber nur nicht die Banken, sondern die Zentralbanken selbst zur Disposition. Wo der Laden steht, sieht man an den Preisen von Tesla-Aktien und Bitcoin. Das wären beides regelrechte Unwerte. Es ist stark anzunehmen, dass die so geshortet wurden, dass die Leerverkäufe höher sind als die zugrunde liegenden Basiswerte. Wie seinerzeit die VW-Aktie.

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