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Droht den Anlegern erneut Ungemach? Wall Street: Insider verkaufen im großen Stil in die Rally hinein

Wall Street: Insider verkaufen im großen Stil in die Rally hinein

Die Geschichte zeigt, dass den Anlegern an der Wall Street Ungemach droht, wenn die Insider-Verkäufe ein bestimmtes Niveau erreichen. Im vergangenen Jahr hatten sie mehrfach ein sehr gutes Timing, als sie die Rally verkauft haben, auch diesmal?

Die Rally an der Wall Street hat zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen. Angetrieben durch die Technologie-Aktien stieg der S&P 500 seit Jahresbeginn um 8 %, noch beeindruckender ist der Lauf im Nasdaq 100, der in diesem Zeitraum ein Plus von 16 % verzeichnete. Auffällig ist allerdings, dass das sogenannte „Smart Money“ in die Rally hinein verkauft, während sich die Privatanleger mit Call-Optionen vollsaugen, also gehebelt Long im Markt sind.

Insider Transactions Ratio erreicht neue Höchststände

Peter von Game of Trades zeigt im beigefügten Video, dass das Insider Transactions Ratio Ende Januar auf den höchsten Stand seit über einem Jahr angestiegen ist. Die Insider-Verkäufe notierten zu dem Zeitpunkt sogar über dem Niveau aus dem August 2022. Das war damals der beste Moment, um den Markt zu verkaufen, bevor der starke Ausverkauf an den US-Börsen begann. In der ersten Februar-Woche ist das Ratio wieder gesunken, während der S&P 500 noch weiter gestiegen ist, somit waren die Insider diesmal etwas früher dran. Zu den Insidern gehören die Chefetagen der großen Konzerne, die Zugang zu Informationen haben, die der breiten Masse vorenthalten ist. Wenn die Unternehmensinsider aktuell verkaufen, dann gehen sie wohl davon aus, dass ihre Unternehmen in naher Zukunft schlechter dastehen werden, als es der Markt derzeit einpreist.

Wall Street trotzt Rezessions- und Fed-Sorgen

Die aktuelle Rally an der Wall Street ist für manch einen Börsianer vielleicht eine der seltsamsten, die wir seit Jahren gesehen haben. Die Fundamentaldaten werden dabei völlig ignoriert. Trotz schwachen Konjunkturdaten und einer restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank läuft der Markt unaufhaltsam nach oben. Dabei setzen die Marktteilnehmer auf ein Best-Case-Szenario aus fallenden Zinsen bei gleichzeitigem Soft Landing (eindämmen der Inflation bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum).

Während der laufenden Berichtssaison gelang es zwar zahlreichen Unternehmen die Analysten-Schätzungen zu übertreffen. Doch vor allem die schwachen Quartalszahlen und eingetrübten Ausblicke der Tech-Giganten wie Apple, Alphabet, Microsoft und Amazon haben enttäuscht. Angesichts ihrer wirtschaftlichen Vormachtstellung sind die Tech-Giganten ein Signalgeber für die zukünftige Gewinnentwicklung der US-Unternehmen.

Die schwachen Zahlen könnten demnach ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen sein, dass eine Gewinnrezession droht. Doch auch die schwachen Zahlen von Big Tech konnten die Rally an der Wall Street nicht ausbremsen. Im Gegenteil, die Aktien erholten sich sofort wieder. Selbst der ARK Innovation Fonds, der letztes Jahr um rund 70 % eingebrochen war, liegt seit Jahresbeginn 39 % im Plus. Die Wall Street ist derzeit immun gegen schlechte Nachrichten, egal ob von den Unternehmen, der Konjunktur oder der Zinsfront.

Volumen am Terminmarkt explodiert

Die Charttechnik hat in der vergangenen Handelswoche ebenfalls ein Stärke-Signal generiert. Im S&P 500 kam es zu einem Golden Cross, die 50-Tage-Linie stieg über die 200-Tage-Linie. Doch das Signal ist trügerisch, da die Risikobereitschaft Amok läuft. Am Terminmarkt handeln Kleinanleger wie verrückt ultrakurze Optionen, am vergangenen Donnerstag erreichte der Optionshandel dabei seinen Höhepunkt. Durch das hohe Volumen an kurzfristigen Wetten wird der Markt schließlich künstlich aufgeblasen. Dadurch nimmt die Gefahr eines deutlichen Rücksetzers exponentiell zu, sollte die Rally unerwartet auf Widerstand treffen. Im aktuellen Marktumfeld drohen immer noch viele Gefahren, die Größte dürften negative Gewinnrevisionen der Unternehmen in den kommenden Wochen und Monaten darstellen.

Ein Rücksetzer an der Wall Street wird immer wahrscheinlicher, umso steiler der Anstieg verläuft. Angesichts der aktuellen Marktstärke könnte sich die Rally im S&P 500 zunächst noch etwas fortsetzen, bevor eine größere Korrektur einsetzt. Doch sie wird kommen und dann zeigt sich ob der Rücksetzer eine neue Einstiegschance bietet. Aktuell ist wieder etwas mehr Vorsicht angebracht, da neben dem starken Anstieg der Insider-Verkäufe ebenfalls einige technische Indikatoren Warnsignale senden. Im folgenden Video von Game of Trades zeigt Peter anhand von historischen Daten, ob die Insider richtig liegen und was das für uns als Investoren bedeutet.



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5 Kommentare

  1. Andreas Beck: Es gibt keinen Grund pessimistisch zu sein.

    https://m.youtube.com/watch?v=ezj_PQpydAg

  2. Danke ein sehr informativer Beitrag, das Video ist Top.

  3. Ich habe mir das original Video „insiders are sellling“ bis zu dem Punkt angesehen in dem der Satz „we as investors“ fiel, das war ziemlich am Anfang. „We as traders“ wäre sinnvoller gewesen. Bärische/bullische Monatscharts eigenen sich vielleicht für Trader, wer längerfristig und konsequent denkt, lässt sich davon kaum in die Falle locken.

  4. „Trotz schwachen Konjunkturdaten und einer restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank läuft der Markt unaufhaltsam nach oben“ (S. Jäger, oben). Die Konjunkturdaten sind nur relativ schwach und die Geldpolitik auch nur relativ restriktiv. In der mittleren Rückschau gesehen gilt das nicht. Die Geldpolitik in 2023 ist expansiv, da braucht man sich nur die verschiedenen Klima- und Konjunkturpakete in Europa und USA ansehen. Glaubt den hier jemand, dass die Demokraten oder die Ampelregierung in 2024 die Ausgaben zurück fahren wird?

    1. @AE Conrady: Grds. stimmt die Aussage, dass die Konjunkturpakete expansiv sind, aber…es sind finanzielle Mittel, die zweckgebunden investiert werden, in Projekte und nicht wie von der FED zum Zocken bereitgestellt werden…die Unternehmen, die Menschen und die Gesellschaft werden mittelfristig davon profitieren, durch höhere Umsätze und auch Gewinne, durch Arbeitsplätze und geschaffene Infrastruktur, aber das alles muss erst realwirtschaftlich wirklich erarbeitet werden und kann nicht nebenbei an der Börse erzockt werden…das ist ein unheimlich großer Unterschied…

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