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Warum China für die „Wiedervereinigung“ mit Taiwan zum Krieg bereit ist

Wie der Westen Putin unterschätzt hat, unterschätzt er jetzt Xi Jinping und die KP

Taiwan China Krieg

Was ein Krieg zwischen China und Taiwan für die Welt und Deutschland bedeuten würde

Klare Ansage Chinas Richtung USA und Taiwan in Sachen Krieg: Während diverse Think-Tanks und westliche Medien noch spekulieren, ob die militärischen Misserfolge Russlands in der Ukraine in Kombination mit den harten wirtschaftlichen Sanktionen die Militärmacht China von einem Überfall auf Taiwan abhalten könnte, bezieht der Verteidigungsminister aus Peking eine klar gegensätzliche Position.

Bei der 19. Shangri La Sicherheitskonferenz (IISS) in Singapur sprach der Staatssekretär, General und Verteidigungsminister Pekings, Wei Fenghe, Klartext:

„Wenn jemand es wagt, Taiwan von China abzuspalten, werden wir nicht zögern zu kämpfen, wir werden um jeden Preis kämpfen“.

Damit spielt Fenghe auf eine nach Angaben von Beteiligten ungewöhnlich scharf geführten Kontroverse des chinesischen Generals mit dem in Deutschland weitgehend unbekannten US-Verteidigungsminister Lloyd Austin an, der seit Januar 2021 im Amt ist.

Beide Politiker hatten sich bereits am Samstag in Singapur auf der dreitägigen Sicherheitskonferenz einen heftigen Schlagabtausch zu massiven Militärmanövern Chinas geführt. Austin wirft Peking vor, die gesamte Region zu „Destabilisierung“. Flugzeuge der chinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA) seien nach Angaben des US-Militärgeheimdienstes Air Force Intelligence, Surveillance and Reconnaissance Agency (ISR) in den letzten Monaten „in Rekordzahl“ über Taiwan geflogen. Er bekräftigte zudem, dass die USA unabrückbar an der Seite Taiwans stünden – auch militärisch.

Daraufhin wiederholte Fenghe seine scharfe Formulierung auch am letzten Tag der Konferenz in Richtung der USA:
„Wenn jemand es wagt, Taiwan von China abzuspalten, werden wir nicht zögern zu kämpfen, wir werden um jeden Preis kämpfen“.
Mit dieser deutlichen „Koste es, was es wolle“-Ansage will Peking zum einen von innenpolitischen Problemen ablenken und zum anderen präventiv jede Veränderung des Status Quo Taiwans verhindern – also die offizielle Anerkennung als souveränen Staat, vor allem durch die USA.

Taiwan ist kein anerkannter Staat, aber von zentraler Bedeutung

Für den Westen ist Taiwan, das sich selbst aus Sicht der Chinesen provokativ „Republik China“ nennt, wegen seiner Bedeutung als Standort für die Halbleiterproduktion weltwirtschaftlich extrem wichtig. Schon jetzt befindet sich Taiwans Chip-Gigant TSMC (drittgrößter Halbleiterproduzent der Welt) im Fadenkreuz der Großmächte USA und China!

Taiwan Chiphersteller und China

Für die USA ist Taiwan zudem militärisch vergleichbar mit der militärischen Bedeutung Kubas für die damalige Sowjetunion. Wer Taiwan kontrolliert, der hat auch Kontrolle über das Süd- und Ost-Chinesischen Meer.

China betrachtet die Insel Taiwan, die nur ca. 180 Kilometer vor der Küste der Provinz Fujian, einer Nachbarprovinz von Guangdong mit der Provinzhauptstadt Hongkong liegt, als Teil seines eigenen Staatsterritoriums. Die Kommunistische Partei in Peking (CPoC) sieht das Land seit Jahrhunderten als untrennbaren Teil Chinas und des früheren Kaiserreichs.

Nach der Niederlage Chinas im Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg im Jahr 1895 wurde Taiwan fast 50 Jahre von der Siegermacht verwaltet. Mit Japans Niederlage im Zweiten Weltkrieg stellten die Alliierten die Insel als chinesische Provinz wieder unter die Verwaltung Pekings.
Doch die japanischen Besatzer hatten die taiwanesische Lebensart stark geprägt und die Taiwanesen den Festlandchinesen entfremdet. Ähnlich wie in der Ukraine sehen sich die Taiwanesen daher als eigenständiges Land mit eigener Kultur und einem besseren weil liberaleren und vor allem demokratischen politischen System.

Ohne eine militärische Auseinandersetzung und gegen den Widerstand der Taiwanesen dürfte die Wiedereingliederung der ehemaligen Provinz ins Reich der Mitte also kaum gelingen.

Doch Taiwan ist bis heute kein international vollwertig anerkannter unabhängiger Staat mit normalen diplomatischen Beziehungen und muss sich auf Schutzversprechen der USA verlassen.

Übrigens unterhält auch Deutschland, wie viele andere Staaten, keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan und akzeptiert nach wie vor die sogenannten „Ein-China-Politik“ (Taiwan und China sind ein Staat).

Krieg um Taiwan und die möglichen Konsequenzen

Bereits anlässlich der Feierlichkeiten des 100. Geburtstags der Kommunistischen Partei Chinas vor einem Jahr sagte der Staatspräsident Xi Jinping wörtlich:
„Die Klärung der Taiwan-Frage und die komplette Wiedervereinigung mit dem Mutterland sind die unumstößlichen historischen Aufgaben der Partei und das gemeinsame Ziel aller Chinesen“.

Dieses Ziel soll bis spätestens 2030 erreicht werden.

Blickt man auf die diplomatischen und ökonomischen Konsequenzen, die der Ukraine-Krieg zur Folge hat, dann benötigt es wenig Fantasie, sich vorzustellen, welche dramatischen Auswirkungen Sanktionen, Gegensanktionen, Boykotte und Embargos im Falle eines Krieges zwischen China und Taiwan für die Weltwirtschaft hätten.

China ist mittlerweile der größte Handelspartner Europas. Deutschlands Außenhandel mit dem Reich der Mitte markierte im letzten Jahr einen neuen Rekordstand:

Deutscher Außenhandel mit China

Motive, Ausblick und Fazit

Für China geht es vergleichbar mit Putins Russland in der Ukraine mit der Eingliederung Taiwans um die Wiederherstellung alter Größe: militärisch, politisch und ökonomisch. Taiwan ist wie die Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau ein aus chinesischer Sicht wichtiger Beitrag zur Vergrößerung seiner Einflusssphäre und zum Erreichen des Ziels, die weltweit größte Wirtschafts- und Militärmacht zu werden.

Die rekordhohe Abhängigkeit des deutschen Außenhandels von China erinnert an die Forcierung der Abhängigkeit von russischer Energie vor dem Krieg in der Ukraine. Die Politik Pekings mit der permanent wiederholten Absicht, Taiwan bis spätestens 2030 „eingliedern“ zu wollen, zwingt die deutsche Wirtschaft zur Umorientierung, um einer Sanktionsspirale gegen China und umgekehrt zu entgehen.

Die Zeit des „Easy Money“ durch Produktionsverlagerungen aus Deutschland nach China ist endgültig vorbei. Doch die Neuorientierung auf alternative Produktions- und Absatzstandorte wie Vietnam, Thailand, Indien, die Mongolei oder Burma stellen die deutsche Wirtschaft vor neue politische und vor allem infrastrukturelle Herausforderungen. Ganz zu schweigen von dem enormen Investitionsaufwand.

Diese notwendige Umorientierung in Angriff zu nehmen, dauert Zeit – Zeit, die immer knapper wird. Denn so, wie der Westen Putin unterschätzt hat, unterschätzt er jetzt Xi Jinping und die KP in Peking in ihrer Entschlossenheit, auch mit militärischen Mitteln gegen Taiwan vorzugehen, bevor die USA die Insel durch Militärhilfen unangreifbar machen. Auch das ist eine Lektion, die China im Ukraine-Krieg gelernt hat: Zu lange warten macht den Gegner mit jedem Jahr militärisch stärker.



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6 Kommentare

  1. Ei, der daus, ist das ein politisches Durcheinander um Taiwan.
    Demnächst. Wenn China ernst macht, wird die Bundesregierung und Medien erzählen wir hätten schon immer Diplomatische Beziehungen zu Taiwan.
    TAI WAHN da steckt schon der nächste WAHNSINN DRINN.
    HERR FUGMANN HAT JAHRELANG GEWARNT VOR DEN EXZESSEN DER IPOS UND AKTIEBÖRSEN ERMÖGLICHT DURCH DIE FED.
    Jetzt wo die Abrechnung stattfindet, macht er Hoffnung für Zwischenerholungen.
    Das ist gut so.Trotzdem AUFSCHLAG 0,75%, NACHSCHLAG 0,75% KOMMENTIERR ICH SCHON LANGE.
    Jetzt geht’s um GEOPOLITIK,WELTPOLITIK
    VON HALBSTARKEN GROSSMÄCHTEN, DIE IHR REVIER ABSTECKEN.
    DA IST DENEN DIE WIRTSCHAFT UND BÖRSENPOLITIK
    S C H N U P P E!
    Jetzt geht’s ans eingemachte.
    Hoffentlich kommts nicht so schlimm.

  2. Die internationale Anerkennung von Taiwan als unabhängiger Staat lässt ja wohl zu wünschen übrig. Desweiteren gibt es eine entsprechende wirtschaftliche Verflechtung zwischen China und Taiwan. Von daher sollte es, wenn nicht bereits vorhanden, auf jedenfall schon einmal ein Investitionsabkommen zwischen China und Taiwan geben.

  3. Scheint schon in die Richtung „eingepreisst“ zu gehen.Zumindest für Realisten.
    Allerdings besiegelt dies die schon lang gedachten Planungen der östlichen Hemisphäre.
    Ein „östliches“Wirtschaftssystem wäre damit komplett und dem Westen mehr als ebenbürtig.
    Goldgestützt,ausgestattet mit ausreichend Rohstoffen und führend in der Chipherstellung.
    Anspruch untermauert durch entsprechenden Anteil an der Weltbevölkerung + südostasiatischen und
    pazifischen Absatzmarkt mit entsprechender Demografie.Allgemeine wirtschaftliche Akzeptanz aus
    Indien/Afrika/Nahost und Südamerika. Die westlichen „Industrienationen“werden sich zwangsweise
    erneuern müssen um nicht in die Bedeutungslosigkeit zu fallen und zwar nicht auf Kosten anderer.

  4. Nach dem Ende des Pazifikkrieges 1945 kapitulierte Japan auf Generalbefehl Nr. 1 des Oberkommandierenden der Alliierten Mächte, Douglas MacArthur, vor dem Generalissimus Chiang Kai-shek. Dabei wurde die Insel Taiwan (damals: Formosa) nach fünfzig Jahren japanischer Kolonialherrschaft an die Republik China zurückgegeben.

  5. Ich vermisse in dem Artikel die Information, dass die amtierende chinesische Regierung mit dem Staatsschatz und der Flotte nach Taiwan geflohen ist – vor den Kommunisten.
    Anfangs bestanden daher politische Beziehungen vieler Länder mit der Republik China. Aber wie es so ist, waren Geschäfte mit dem ungleich größeren Festland irgendwann interessanter.

    Wie schon Lenin sagte: „Die Kapitalisten liefern uns auch noch den Strick, an dem wir sie aufhängen.“

  6. Kleine Ungenauigkeit: Hongkong ist nicht die Hauptstadt der Provinz Guangdong. Das ist nach wie vor Guangzhou (Kanton). Hongkong ist aber aufgrund seiner Sonderrolle als Special Administrative Zone und Bankenzentrum ungleich bedeutender.

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