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Warum Chinas Zinssenkung verpuffen wird

Von Markus Fugmann

China hat die Leitzinsen gesenkt (um 0,25%, der Leitzins ist in China der einjährige Ausleihesatz, derzeit bei 4,6%) und die Mindestreserveanforderungen für Banken um 0,5% gesenkt. Das ist schön, wird aber verpuffen. Warum?

Aus einem einfachen Grund: wenn den Banken die Kreditvergabe leichter gemacht wird, indem sie etwa weniger Eigenkapital hinterlegen müssen für Kredite, werden sie dann auch wirklich mehr Kredite geben? Die Erfahrung sagt: nein! Und die Logik dahinter ist klar: eine Bank vergibt dann Kredite, wenn sie davon überzeugt ist, dass ihr Kredit sicher zurück gezahlt wird und die Bedingungen für Investitionen gut sind (im englischen gibt es dafür den Begriff „risk versus return profile“). Und Kreditnehmer nehmen Kredite, wenn sie glauben, dass sie mit einer Investition etwas erreichen zu können. Aber angesichts der derzeitigen Lage in China sieht die Situation derzeit so aus, dass die Kreditnachfrage extrem zurück geht – schon weil die chinesischen Unternehmen bereits bis über die Halskrause verschuldet sind. Ebenso Millionen von Aktien-Zocker in China (und das sind 80% des an den Aktienmärkten gehandelten Volumens), die per se keinen Kredit mehr bekommen, nachdem ihre Depots in die Luft geflogen sind. Sie waren ein wichtiger Teil der Kreditnachfrage.

Nach Angaben von Insidern in Peking und Shanghai aber ist die Kreditnachfrage in den letzten Wochen massiv eingebrochen. Um das zu kaschieren, hat Peking die Zahlen ein wenig frisiert: der Stützungsfond, der die Aktienmärkte vor einem weiteren Crashh bewahren sollte, ist in die Statistiken als reale Kreditvergabe eingebucht worden – was jedoch eine reine Luftnummer ist, weil hier nur pro Forma den Banken vom Staat Kredite gewährt wurden, um damit Aktien zu kaufen. Faktisch hat sich der Staat also selber ein Kredit gegeben, weil die kreditnehmenden Banken staatliche Banken sind.

Kredite sind nicht eine Frage von Zinskonditionen, sondern abhängig von der Sicht auf die Zukunft. Sind Menschen und Unternehmen optimistisch, nehmen sie Kredite – auch wenn die Konditionen dafür teuer sind. Sind sie pessimistisch, tun sie es nicht. Und die Chinesen sind derzeit alles andere als optimistisch.

Dass die Kreditvergabe nur sehr wenig mit Zinskonditionen zu tun hat, zeigt am besten doch die Eurozone: die Zinsen sind bei Null, aber die Kreditnachfrage stagniert bestenfalls, obwohl die Kredite so günstig sind wie nie. China wiederholt also die selbe Erfahrung, die wir bereits gemacht haben..



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