Gold/Silber

Warum es für Gold trotz ausufernder Inflation abwärts geht

Warum es für Gold trotz ausufernder Inflation abwärts geht

Gold zeigt sich unbeeindruckt von der steigenden Inflation. Die Teuerung ist zwar weiterhin auf dem Vormarsch, dem Goldpreis hat es aber nicht geholfen. Ganz im Gegenteil, seit einer Woche geht es wieder abwärts. Trotz einer Beschleunigung der Inflation im Euroraum auf 8,1 Prozent, übrigens der höchste Stand seit Einführung des Euros, kann sich der Goldpreis derzeit nicht nach oben absetzen. Das gelbe Edelmetall gilt doch eigentlich als Krisen- und Inflationsschutz – warum steigt der Preis dann nicht?

Gold bietet grundsätzlich eine Schutzfunktion in Krisenzeiten, im Moment belasten jedoch die steigenden US-Renditen und der anziehende Dollar einmal mehr den Goldpreis. Im frühen Mittwochshandel fiel Gold deshalb unter die Marke von 1.830 US-Dollar zurück und markierte den niedrigsten Stand seit zwei Wochen. Es gibt aber auch einen möglichen Lichtblick für die Gold-Bullen.

Das Für und Wider für Gold

Schaut man auf die hohe Inflation in den USA und Europa und auf die geopolitischen Spannungen zwischen dem Westen und Russland, dann vermutet man eigentlich, dass der Goldpreis deutlich höher stehen müsste. Sowohl die deutsche Inflationsrate als auch die Teuerung im Euroraum haben sich nochmals beschleunigt. Während die Inflation in Deutschland auf 7,9 Prozent angestiegen ist, notiert die Teuerung im Euroraum sogar schon bei 8,1 Prozent. Auch ein Kriegsende in der Ukraine scheint noch in weiter Ferne. Aus fundamentaler Sicht scheint Gold nach wie vor gut unterstützt zu sein – warum geht es also nicht weiter aufwärts?

Die Frage ist einfach zu beantworten, es sind sowohl der starke US-Dollar als auch die US-Renditen, die eine Fortsetzung der Gold-Erholung ausbremsen. Zuletzt konnte sich der Dollar nach einer kurzen Schwächephase stabilisieren, zudem ist die 10-jährige US-Anleiherendite wieder über 2,86 Prozent angestiegen. Vor allem der rasante Anstieg des Dollarindex in den vergangenen Wochen, der auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2002 geklettert ist, hat das gelbe Edelmetall unter Druck gebracht. Dementsprechend hat sich der Verkaufsdruck an den Terminmärkten sowie im ETF-Sektor erhöht. Wochenlang wurden bei den Gold-ETFs nur Abflüsse verzeichnet, zugleich haben Investoren an den Terminmärkten ihre Long-Positionen abgebaut.

Mittlerweile sieht es aber danach aus, dass der Ausverkauf nachlässt. An der wichtigsten Terminbörse für Gold (CME) ist nach einer fünfwöchigen Durststrecke eine Positionierungsänderung bei spekulativen Investoren und Vermögensverwaltern zu erkennen. Großspekulanten haben ihre Netto-Long-Positionen zuletzt um fast 5 Prozent aufgestockt. Sollte es in den nächsten Tagen und Wochen erneut zu sinkenden Dollar-Notierungen und fallenden Renditen kommen, könnten die Gold-Bullen aufatmen.

Frische Impulse für den Goldpreis könnten von dem für den Freitag angekündigte US-Arbeitsmarktbericht kommen. Analysten erwarten eine Reduzierung der Arbeitslosenquote von 3,6 auf 3,5 Prozent sowie einen Rückgang bei der Anzahl neu geschaffener Stellen von 428.000 (April) auf 320.000.

Wie geht es weiter mit der Kursentwicklung des Goldpreises?

Aus charttechnischer Sicht hat der Goldpreis ein Schwächesignal gesendet. Der Preis für Gold notiert zwar noch in Schlagdistanz zur richtungsweisenden 200-Tage-Linie, ist aber im gestrigen Handel darunter gerutscht. An der Hürde bei 1.868 USD haben sich die Bullen den Kopf gestoßen. Demzufolge hat das gelbe Edelmetall gerade einmal das 38er Retracement des jüngsten Ausverkaufs erreicht. Als Gold-Bulle muss man sich damit anfreunden, dass es zunächst weiter abwärts gehen kann. Das Bild würde erst wieder stärker in Richtung der Bullen kippen, wenn der Goldpreis die 200-Tage-Linie und die massive Hürde bei 1.868 USD überwindet.

Unterhalb der 200-Tage-Linie, aktuell bei 1.841 USD, könnte sich der Rücklauf bis in den Bereich bei 1.809/800 ausweiten. Hier könnte es zu einer Stabilisierung kommen. Es ist gut möglich, dass es sich hier eine Seitwärtsrange etabliert. Für eine Entwarnung ist es allerdings zu früh, denn die Abwärtsdynamik könnte weiter zunehmen. Kritisch wird es, wenn Gold wieder unter das lokale Tief bei 1.786 USD fällt.

Goldpreis: Inflation keine Hilfe - Teuerung steigt, aber Gold fällt

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14 Kommentare

  1. Wieso, Gold ist in Euro in den letzten 12 Monaten um etwa 10 % gestiegen, und in diesem Jahr schon um fasst 8 %.
    Ist das kein Inflationsschutz?
    Das hätte eine Meldung der Tagesschau sein können.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Der Goldpreis ist in den letzten 12 Monaten um 11,71% gestiegen…in Euro gerechnet.
      Und um 2,59% gefallen…in Dollar gerechnet.
      Die Meinungen zum Inflationsschutz von Gold werden da zwangsläufig etwas auseinandergehen…🥴

  2. Helmut hat völlig recht! Verstehe angesichts der wirklich guten Performance von Gold speziell in den letzten 6 Monaten den Artikel, in dem es ganz offensichtlich nur darum geht, Gold mit Vorsatz schlechtzumachen, ehrlich gesagt auch nicht.

  3. Ich bekomme meine Rente in Euro, zahle meine Einkäufe in Euro, habe mein Gold zwar noch in DM gekauft, aber wenn ich es verkaufen würde, dann bekäme ich Euro dafür.
    Und die Inflation, mit der ich leben muss, bezieht sich auch auf Euro.
    Warum sollte ich da in Dollar rechnen?
    Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Dollar in der Hand gehabt.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Ist ja ok, @Helmut, ganz ruhig!
      Sie müssen ja auch nicht immer nur von sich erzählen. Auf Dauer wird das langweilig.
      Ich wies lediglich auf den unterschiedlichen Inflatonsschutz von Gold in verschiedenen Währungsräumen hin.
      Es könnte ja auch mal die Euromenschen treffen😄.

      1. Hallo Columbo,
        Ich habe für mich und meine Familie vorgesorgt.
        Und da ich alles in Eruo zahlen muss, interessiert mich nur der Goldpreis in Euro.
        Und das wird auch millionen anderer Menschen so gehen. Da werde ich nicht nur für mich sprechen. Ich bin die Ruhe selbst, denn das Szenario läuft genau so ab wie Krall es schon 2018 prognostiziert hat. Und ich denke, der Rest wird auch so ablaufen, wie er es beschrieben hat.
        Dann wird der Goldpreis auch durchsacken. Aber das macht doch nichts.
        Seit 2019 sind wir in „voller Deckung“.
        Mal sehen wie wir am anderen Ende aus dem Tal herauskommen werden.
        Federn werden wir alle lassen müssen.

        Viele Grüße aus Andalusien Helmut

        1. Hallo Helmut,

          Nein, es wird nicht nach der Krall-Prognose ablaufen. Es gibt zu viele unbekannte Unbekannte. (hat selbst Krall gesagt).
          Es wird ganz anders kommen als wir Obergescheite glauben.
          Zumindest: Es wird wieder einmal alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

          Viele Grüße aus Italien

  4. 1. Handel/Volatilität(die Angst der Anderen)
    2. $
    3. CHF
    4. GOLD

  5. P.S. Immer das Gerede vom € .Der € und EZB sind tot. Die Franzosenmafia kann ja mal Anleihenkäufe auf null stellen und den Realzins auf 2% lassen . Dann ersticken alle Ineffizienten an ihren Schulden.Die Einzigen ,die noch positiv waren .war die deutsche Autoindustrie+die Angels mit ihren Patenten auf globalen Absatzmärkten.Jedoch arbeitet man ja höchst intensiv an der Liquidierung deren Produktivität.
    Wer ist den in Italien und Frankreich wiehoch verschuldet ?? Und mit welcher Produktivität halten die dort dagegen und beschaffen damit Devisen aus dem globalen Ausland ?? Frankreich und Italien sind Bauernstaaten ,welcher Profis kaufen dort von denen Technik ein ? Macht mal ne Liste von Produkten von dort ,die aber bessere Qualität als deutsche haben. Die haben nur die EZB ,um das umzuverteilen ,demnächst noch „grünen“ Atomstrom. Das ist Europa.Die deutschen Politiker haben keine blasse Ahnung ,wessen Lied sie in Wahrheit singen. Alles nur Erfüllungsgehilfen.

    1. @ Klempner

      Ich wollte eigentlich gar nicht kommentieren, aber es geht ja noch weiter: Im Fall eines Währungszusammenbruchs werden die Bürger enteignet und mit dem konfiszierten Vermögen die Währung neu gestartet. Soweit Routine.

      Aber jetzt schauen wie doch mal, woraus die Vermögen heute bestehen? Früher wäre das ein Mix aus Aktien, Land, belastbare Immobilien und Gold gewesen. Damit kann man alles neu starten.
      Heute sind aber es Geld (im Fall des Falles selbst wertlos), heftig überteuerte und hoch belastete Immobilien und als Beimischung ein paar sehr hoch bewertete Aktien. Damit geht wenig.

      Wenn es heute noch einmal zu einer Krise historischen Ausmaßes käme, dann würde diese daher selbst völlig neue Negativrekorde setzen.

  6. Der starke Dollar ist also schuld an dem verzerrten Blick auf den aktuellen Goldpreis. Spannender ist für mich allerdings die Frage warum alle bei einem schwachen Euro so negativ Berichten. Klar dem Sparer tut es weh aber für unserer Deutschen Exportwirtschaft ist das doch ein Segen. Warum wird immer alles so negativ berichtet anstatt alle vor und Nachteile mal klar gegeneinander zu gewichten. Mir fehlt in letzter Zeit oft die Neutralität.

    1. Natürlich ,Deutschland braucht den weaken € ,das war ja auch der Sinn von Europa. An den Mehrwert wollen die It. und Fra. aber ran . Es geht immer um den Sog den Dollar erzeugt,allein wegen seiner unglaublichen Quantität.Sieht man doch, wenn die Angelsachsen jetzt über QT Glattstellungsdruck erzwingen ! MarginCall ,frag mal die Chinesen und die Emergencies.Gold natürlich auch ,aber am kurzen Ende fällt Gold mit neuem Kredit und bei Rückabwicklung auch(Dollardemand),aber am langen Ende ist das beides gegenläufig und danach bleibt eben nur noch die langfristige Inflation über .Gold quantitativ tight,ist doch klar.Muss halt mittelfristig gehedged werden.Sonst schleudert man da rum wie in einer Waschtrommel.

  7. @ Alex

    Die Sache mit dem Exportvorteil gehört ins Reich der Sagen und Legenden. Wenn das stimmen würde, wäre Italien der Industriestandort Numero Uno geworden.

    Nur weil es viele ständig wiederholen, wird es nicht richtig.

    Eine schwache Währung hat keine Vorteile. Nur einzelne Wirtschaftssubjekte können kurzfristigen Vorteil daraus ziehen, und selbst der wirkt sich langfristig schlecht auf die Gesamtgesellschaft aus.

  8. Die Deutschen verfügen über etwa 9000 Tonnen Gold in Privatbesitz, über den Daumen etwa 500 Mrd. Euro.
    Bei etwa 16 Billionen Immobilien-Vermögen und etwa 8 Billionen anderer Vermögenswerte, sind das mal gerade etwa 2 % des Vermögens.
    Ich denke, bei einer Vermögensumerteilung (egal wie man sie nun nennt) wird der Statt sicherlich effektiver auf etwa 98 % des Vermögens der Bürger zugreifen können, was einfach zu ermitteln ist.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für 2 % Vermögenswerte, von denen dann vielleicht die Hälfte nicht angegeben wird, Hausdurchsuchungen, umgraben von Gärten, und das Durchsuchen aller privaten Schließfächer im Ausland (z. B. in der Schweiz) geben wird.
    Aber wir werden es ja erleben.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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