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Warum General Motors selbstfahrende Autos hat und Tesla nicht!

Elon Musk und seine Fans stellen Tesla gern als Vorreiter in Sachen autonomer, selbstfahrender Autos dar. Schon in Kürze würde eine Million Robotaxis von Tesla die Welt bevölkern und alle anderen Autos nutzlos werden lassen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Während ein Tesla nicht einmal sicher über einen Parkplatz navigieren kann, stellte General Motors gestern Nacht ein echtes Robotaxi vor.

Teslas enorme Marktbewertung von derzeit rund 100 Milliarden US-Dollar hat viel damit zu tun, dass die Aktien mehrheitlich in den Händen von Insidern, passiv gemanagten Fonds und Fans liegen, die sich wenig mit Teslas Fundamentaldaten und der Wettbewerbssituation auseinandersetzen. Glaube, Hoffnung und eine Filterblase ersetzen den realistischen Blick auf die Realität. Und so wird der von Elon Musk proklamierte Umstieg auf voll autonomes Fahren noch in diesem Jahr für bare Münze genommen, während der Rest der Industrie Tesla eher weit abgehängt und Teslas Ansatz für das autonome Fahren als untauglich ansieht.

Die Fakten sprechen für sich:

  • Tesla hat keinen einzigen Kilometer autonom in Kalifornien zurückgelegt, wo sich Firmensitz und Entwicklung befinden und wo autonome Fahrfunktionen auf der Straße getestet werden dürfen
  • zuletzt wurden 2016 einige hundert Kilometer autonom gefahren und die Statistik der nötigen Deaktivierungen während der Fahrt war katastrophal
  • Waymo und Cruise fahren seit Jahren Millionen Kilometer voll autonom durch Kalifornien und müssen das System so gut wie nie deaktivieren

Tesla kann nicht voll autonom fahren und tut es daher auch nicht

Kalifornien erlaubt den Test autonomer Fahrfunktionen auf öffentlichem Straßenland, sofern sich das Unternehmen dafür anmeldet und den aufgestellten Regeln unterwirft. Dazu gehört auch, eine Statistik über die gefahrene Strecke und die dabei vorgenommenen Systemdeaktivierungen vorzulegen. Diese Statistik erlaubt einen Einblick in die Fortschritte der verschiedenen Unternehmen.

Im Jahr 2018 musste die Google-Tochter Waymo ihr System in den 111 Autos nur alle 17.847km deaktivieren. Bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung eines Autos in Deutschland wären das seltener als einmal pro Jahr. General Motors‘ Tochter Cruise testete sogar mit 162 Autos und deaktivierte das System einmal alle 8.328km. Alle anderen testenden Hersteller ließen jeweils weniger als 15 Autos testen und die meisten kamen auf Deaktivierungen alle paar Kilometer bis alle paar hundert Kilometer. So musste Mercedes ihr System alle 2,3km deaktivieren, BMW 7,3km, Apple 1,8km und Nvidia 32,2km. Uber war Schlusslicht mit alle 600 Meter. Nicht auf der Liste steht Tesla, da Tesla seit 2016 keine Autos mehr autonom fahren ließ. Außer Waymo und General Motors testet auch kaum jemand öfter die Systeme. Von den 3,26 Millionen Testkilometern im Jahr 2018 stammen 84% von diesen beiden Platzhirschen.

2016 produzierte Tesla ein wunderbar anzusehendes Video eines angeblich problemlos vollautonom durch Kalifornien fahrenden Tesla Model S. Die Realität zeigte sich einige Monate später, als Tesla veröffentlichen musste, wie oft sie ihre Autos mit wie vielen Systemunterbrechungen autonom fahren ließen. 4 Autos fuhren zusammen 900km und kamen dabei auf 180 Systemunterbrechungen. Also alle 5km musste der Fahrer eingreifen. Daran scheint sich noch nicht viel geändert zu haben, sonst würde Tesla im Vorfeld einer angeblich noch in diesem Jahr stattfindenden Aktivierung der autonomen Fahrfunktionen auf Kundenfahrzeugen intensive Tests durchführen. Schließlich ist es unwahrscheinlich, die Erlaubnis zur Aktivierung der Funktionen zu bekommen, wenn vorher nicht getestet wurde.

Tesla hat kaum Geld für die Entwicklung

Tesla kämpft beim Thema autonomen Fahren gleich an mehreren Fronten auf verlorenem Posten. Im Vergleich zum Wettbewerb kann Tesla nur begrenzte Mittel investieren und muss das Vorhandensein einer seit 2016 in hunderttausenden Fahrzeugen vorhandenen Hardwarebasis berücksichtigen, von der man versprach, dass sie für voll autonomes Fahren ausreichend sein würde. Die installierte Technik ist im Vergleich zum Wettbewerb sehr günstig gehalten und keinesfalls ausreichend, um unter allen Umständen autonomes Fahren zu ermöglichen. Diese Unmöglichkeit wiederrum kollidiert mit Teslas vollmundigen Ankündigungen, das Besitzer der Fahrzeuge ab 2020 im Schlaf Geld verdienen könnten, weil das Auto voll autonom Passagiere bezahlt durch die Gegend fährt.

Tesla investierte in den ersten drei Quartal 2019 nur 998 Millionen US-Dollar in Forschung und Entwicklung. Davon sollen entwickelt werden: Model Y Kompakt-SUV mit den Ausmaßen eines Mittelklassewagens, aber angeblich Platz für sieben Personen, ein fliegender Sportwagen mit 1000km Reichweite, ein aus Edelstahl hergestellter 4500kg Pickup-Truck mit bis zu 800 Kilometern Reichweite, dessen Basispreis aber unter dem des halb so schweren und großen Kompakt-SUV Model Y liegen soll, selbst fahrende Robotaxis, ein lediglich 180.000 US-Dollar kostender Sattelschlepper für 40 Tonner mit 800km Reichweite und 1,6 Millionen Kilometer Ausfallgarantie (bzw. einer Garantie des Nichtausfalls) sowie Solardachziegel, die günstiger sein sollen als ein normales Dach noch vor Berücksichtigung der erzeugten Energie und binnen acht Stunden installiert werden können sollen. Daneben baut Tesla laut Elon Musk nebenbei Autotransporter für den eigenen Bedarf (die noch niemand sah) und entwickelt jetzt auch eigene Batteriezellen, die natürlich nach Ansicht von Fans alles in den Schatten stellen sollen, was derzeit angeboten wird. Was sich anhört wie eine Ansammlung von Witzen, sind leider die tatsächlich von Tesla und Elon Musk angekündigten Produkte. Das alles soll mit einem sinkenden Entwicklungsetat von nicht einmal 350 Millionen US-Dollar pro Quartal entwickelt werden. Ach ja, und eine Maschine, die Autos in einem einzigen Produktionsschritt bauen kann, die soll laut Patentanmeldungen natürlich auch noch kommen.

Dagegen arbeiten beim Konkurrenten General Motors allein 1.500 Menschen am autonomen Fahren. Die dafür gekaufte Tochter Cruise hat bis 2019 7,25 Milliarden US-Dollar Kapital für nichts anderes als die Entwicklung autonomen Fahrens eingesammelt.

Tesla nutzt Hardware, die nicht für autonomes Fahren ausreicht

Während der Rest der Branche die Umgebung mittels LIDAR abtastet und zusätzlich Radar, Kameras und Ultraschallsensoren einsetzt, um ein vollständiges Bild der Umwelt zu erhalten und auch bei schwierigen Witterungsbedingungen autonom fahren zu können, setzt Tesla lediglich auf niedrig aufgelöste Kameras, nach vorn gerichtetes Radar sowie Ultraschallsensoren. Die magere Sensorausstattung führt dazu, dass schon bei einer Regenfahrt die Kameras unbrauchbar werden, was die Fahrzeuge sogar als Warnmeldung auf dem Display anzeigen. Im Winter auf schneebedeckter Fahrbahn neigen die Fahrzeuge dazu, am Heck eine dicke Schneeschicht anzusammeln, da der bei anderen Fahrzeugen warme Abgasstrom fehlt. Die Heckkamera ist dann unbrauchbar und das Fahrzeug kann de facto keine sicheren Spurwechsel mehr allen durchführen, da von hinten herannahende Autos nicht mehr erkannt werden können.

Teslas Versprechen, ab 2020 könnten Besitzer ihre Fahrzeuge zum vollautomatischen Geldverdienen einsetzen, wird also nicht einlösbar sein. Im Falle eines Kameraausfalls würde das Auto nicht einmal sicher an den Fahrbahnrand navigieren können. Es müsste einfach dort anhalten, wo es sich gerade befindet. Und hätten Sie Lust, nachts um 3:00 quer durch die Stadt zu fahren, um ihr auf der linken Spur der Autobahn abgestelltes „vollautonomes“ Robotaxi abzuholen, nur weil im Regen die Kameras nicht mehr funktionieren?

General Motors stellte heute Nacht das selbst fahrende Auto vor

Das Rennen um Robotaxis hat Tesla ohnehin bereits verloren. Googles Tochter Waymo darf bereits ihre Fahrzeuge ohne Fahrer fahren lassen. General Motors Tochter Cruise kündigte heute Nacht das neu entwickelte Auto Origin an, das nicht nur kein Lenkrad, kein Strom- und Bremspedal hat. Es hat nicht einmal so etwas wie einen Fahrersitz. Das Auto ist im Prinzip eine einzige Sitzkabine, in der die Insassen sich wie in der S-Bahn gegenübersitzen. Laut General Motors ist das Auto keine Vision, sondern ein Produkt, das demnächst in General Motors eigenem Ridesharing-Dienst eingesetzt werden soll. Natürlich setzt Cruise auf LIDAR und nicht lediglich Kameras.

Wie so oft bei Tesla brachte uns diese Nachricht, die den häufig vorgebrachten Bull Case für die Aktie ad absurdum führt, natürlich keine fallenden Kurse. Vorbörslich stieg die Aktie aufgrund der schlechten Nachricht um mehr als 5%! Fragt sich nur, wie der Kurs jemals gerechtfertigt werden soll.



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9 Kommentare

  1. Der Kurs von Tesla ist absoluter Wahnsinn.
    Da fühlt man sich sofort an Dezember 2017 mit dem Bitcoin Kurs erinnert.

    1. Billiges Shortseller-Gebrabbel mit viel Faktenverdrehen, Inkompetenz und schlicht Lügen.

  2. Vielen Dank für die sauberen Fakten. Es zeigt superdeutlich, wie Tesla nur auf Wörter setzt, und dabei fleißig Geld einsammelt. Und es zeigt auch, wie dumm viele Menschen sind, weil sie die Sachen gar nicht hinterfragen oder mal über ein Jahr hinausschauen. „Wie war es denn letztes Jahr?“ ist heute schon eine Denk-Höchstleistung! Dazu kommt natürlich auch Faulheit. Hochglanzprospekte, TV-Supershows reichen als Beweis. Punkt.

    Natürlich nutzen auch viele Anleger diese Dummheit, und so pusht sich die Aktie nach oben. War bei den Tulpen damals auch nicht anders.

  3. „Teslas Versprechen, ab 2020 könnten Besitzer ihre Fahrzeuge zum vollautomatischen Geldverdienen einsetzen, wird also nicht einlösbar sein“.

    Schade, da hätte ich mir doch sofort 10 Teslas zugelegt :)

    1. Welch unsinniges Aufzählen von in erster Linie Behauptungen,die wie Tatsachen dargestellt werden.
      Ernstzunehmende Artikel belegen jede Behauptung mit einer für jeden nachprüfbaren Quellenangabe.
      Daher hier:
      Reine Meinungsmache.
      6,setzen!

  4. 95% des Artikels handelt von Tesla’s Autopilot und nur 5% über GMs. Wo sind die Infos zu GMs Autopilot? Wenns keine gibt dann ist der ganze Artikel nur heiße Luft und womöglich auch der Autopilot von GM.

  5. Da gibts ein tolles Video zu dem Thema:
    https://www.youtube.com/watch?v=6SCj3S3ZoOU
    Fazit: Waymo-Technik ist um den Faktor 10 zu teuer und nur mit vorhandenem Kartenmaterial zu nutzen(Nur in Amerika). Teslas Lösung wird bereits weltweit eingesetzt und Sie haben einen riesen Datenvorsprung durch bereits gesammelte Daten.

    Gefällt mir zwar auch nicht, aber die Fakten des Videos sprechen für sich.

  6. Äußerst einseitig beleuchtete Meinung und kreative Schwarzmalerei. Fehlende Abgaswärme, da musste ich durchaus schmunzeln.
    Der AP funktioniert recht gut bei Starkregen und Schnee, gibt wohl genug Videos auf YT dazu die das zeigen. Das Ansammeln von Schneematsch haben viele Fahrzeuge, hat eben absolut nichts mit einem Tesla zu tun und schon gar nicht mit den fehlenden Abgasen. Bei jedem Ladestopp die Sensoren abwischen und man hat damit keine Probleme. Bei Lidar unterstützten Systemen gibt es die selben Probleme, ist also auch kein Tesla-Problem und schon gar kein Kameraproblem wie dargestellt.
    30.000$-150.000$ Prototypen unter Laborbedingungen (präzise Kartographierte Zonen) und einer Leistungsaufnahme der Rechner von über 500W, hat nichts mit Realität zu tun.
    Die Software fürs autonome Fahren kann man auch ohne Autonome Fahrzeuge entwickeln, dazu braucht man nur Daten. Waymo hat ihre 20 Mio Meilen hauptsächlich nur von einzelnen ausgewählten Regionen, mit wenig Verkehr und einfachen Straßenzügen. Tesla hat Daten von 2,2 Mrd Meilen gesammelt und das weltweit verteilt.

  7. Volltreffer gratuliere
    Dirk Schumanns shortseller und diese Reportage grösste Nullnummer welche ich schon gelesen habe. Fakenews

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