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September-Senkung bleibt im Spiel Weitere Zinssenkung? – EZB-Rat Villeroy und Märkte guter Dinge

Weitere Zinssenkung? EZB-Rat Villeroy und Märkte guter Dinge
Frankreichs Notenbank. Foto: kovalenkovpetr - Freepik.com

Obwohl die EZB am Donnerstag die Zinsen unverändert belassen hat, halten Händler und Ökonomen an ihrer Annahme fest, dass es in diesem Jahr zu weiteren Zinssenkungen kommt. Sie gehen von zwei Zinsschritten um jeweils einen Viertelpunkt aus – im September und im Dezember. Daran änderten auch die zurückhaltenden Aussagen von EZB-Präsidentin Chrisitne Lagarde nach dem gestrigen Zinsentscheid nichts. Sie vermied es Hinweise auf den Zinspfad zu geben und hielt sich damit alle Türen offen. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau äußerte sich, im Gegensatz zu Lagarde, deutlich opitimistischer in Bezug auf kommende Zinssenkungen.

EZB-Villeroy über Zinssenkungen

Die Wetten der Märkte, die auf zwei weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im Jahr 2024 hindeuten, klingen „vernünftig“, so EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau.

„Ich werde keine Vorhersage machen, weil das von den Daten abhängt“, sagte er am Freitag dem Wirtschaftsfernsehen BFM. „Wir schauen mehr auf die Prognose für 2025 als auf die Schwankungen im Jahr 2024, da es von einem Monat zum nächsten Hochs und Tiefs geben wird. Dennoch sind wir in unseren Entscheidungen frei, aber Stand jetzt scheinen mir die Erwartungen der Märkte in Bezug auf den Zinspfad recht vernünftig zu sein.“

Händler rechnen mit einer Zinssenkung um 20 Basispunkte auf der nächsten Sitzung im September, was einer 80-prozentigen Chance auf eine Viertelpunkt-Senkung entspricht. Sie tendieren weiterhin zu zwei Zinssenkungen in diesem Umfang für den Rest des Jahres.

Zinsen: EZB-Rat Villeroy und Märkte setzen auf weitere Zinssenkungen
EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau. Foto: Benjamin Girette/Bloomberg

EZB hält Zinsen konstant

Die EZB beließ am Donnerstag ihren Einlagensatz bei 3,75 %, und Präsidentin Christine Lagarde erklärte, die nächste Sitzung am 11. und 12. September sei „völlig offen“. Angesichts des anhaltenden Inflationsdrucks sind die EZB-Notenbanker jedoch ins Grübeln gekommen, ob zwei weitere Zinssenkungen realistisch sind. Die Währungshüter wollen nicht, dass die Anleger davon ausgehen, dass ein Schritt im September bereits beschlossene Sache ist, so mit der Angelegenheit vertraute Personen. Wahrscheinlich sagte Lagarde deshalb, dass die EZB-Sitzung im September „völlig offen“ sei.

In einer Rede am Freitag warnte Villeroys estnischer Amtskollege Madis Muller davor, sich vor der nächsten Sitzung auf ein bestimmtes Ergebnis festzulegen. „Ich denke, es ist wichtig, dass wir bei der nächsten EZB-Ratssitzung im September nicht zu viel im Voraus versprechen“, sagte er. Muller räumte ein, dass die Märkte „mindestens eine weitere Zinssenkung“ erwarten, fügte aber hinzu, dass „ich persönlich werde mich nicht dazu äußern“.

In einem Interview mit dem lokalen Radiosender Aripaev wies er darauf hin, dass die Inflation im Dienstleistungssektor bei 4 % und das Lohnwachstum bei 5 % liege, was „nicht mit dem Ziel von 2 % übereinstimmt“. Dennoch halte ich es für realistisch, dass sich die Inflation in den nächsten 12 Monaten weiter abschwächen wird“, sagte er.

EZB hat Inflation und Frankreich im Blick

Villeroy äußerte sich positiver: Die Disinflation setze sich wie erwartet fort, und die Inflationsrate werde sich mit Sicherheit weiter verlangsamen. Das Erreichen des 2%-Inflationsziels der EZB im nächsten Jahr sei eher eine Verpflichtung als eine bloße Vorhersage, sofern keine Schocks einträten. Dementsprechend könnten die Zinsen weiter sinken.

Der französische Zentralbanker sagte auch, dass die EZB besonders auf die Inflation im Dienstleistungssektor achte, wo es „eine gewisse Starrheit“ gebe.

Mit Blick auf sein Heimatland, das nach der Ausrufung von vorgezogenen Neuwahlen durch Präsident Emmanuel Macron von Ungewissheit erschüttert wurde, sagte Villeroy, dass man den Geschehnissen „Aufmerksamkeit schenkt“.

„Es stellt sich die Frage nach dem Rendite-Spread, der vor der Auflösung des Parlaments bei 50 Basispunkten gegenüber Deutschland bei den 10-jährigen Zinsen lag – er ist deutlich gestiegen, aber heute liegt er bei 65 Basispunkten“, sagte er. „Ich will den Entscheidungen, die getroffen werden, nicht vorgreifen, aber es ist sehr wichtig, dass Frankreich seine Staatsverschuldung und sein öffentliches Defizit unter Kontrolle hält – das ist es, was für den Spread am meisten beachtet werden wird.“

FMW/Bloomberg



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