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Wie Janet Yellen den Goldpreis davon abhielt über 1.800 Dollar zu steigen

Mehrere Barren aus Gold

Der Goldpreis notierte gestern Nachmittag schon bei 1.799 Dollar. Die Renditen für US-Staatsanleihen waren in den Stunden und Tagen zuvor gefallen, also war alles dafür vorbereitet, dass es nun endlich soweit war, dass Gold über die schöne runde Marke von 1.800 Dollar springt. Aber gestern um 17 Uhr erfolgte fast wie am Strich gezogen der Absturz auf 1.773 Dollar. Seitdem hat sich der Goldpreis bis heute stabilisiert auf 1.777 Dollar.

Janet Yellen hat Euphorie im Goldpreis kurzzeitig ausgebremst

Was war passiert? Janet Yellen ist vielen Marktbeobachtern ja noch bekannt. Sie war Chefin der US-Notenbank Federal Reserve, und ist seit kurzem US-Finanzministerin. Sie ist jetzt also nicht mehr für das Gelddrucken oder die Zinsen zuständig, sondern für das Aufnehmen von Schulden für die US-Regierung. Sie sprach gestern über möglicherweise notwendige Zinserhöhungen für die USA. Und zack, das konnte der Goldpreis nicht verkraften. Denn höhere Zinsen machen das zinslose Gold gegenüber dann höher verzinsten Anleihen unattraktiver.

Aber halt. Janet Yellen ist ja wie gesagt nicht mehr bei der Fed, und somit auch nicht mehr zuständig für die Zinsen. Aber egal, ihre Stimme hat immer noch Gewicht, und als Finanzministerin hört man ihr besonders genau zu. Sie sprach von möglichen höheren Zinsen, um ein Überhitzen der US-Konjunktur zu verhindern. Denn ja, die US-Regierung flutet ihre Bürger gerade mit Stimulus-Schecks – immerhin 1.400 Dollar pro Person – bei einem Vierpersonen-Haushalt sind das mal eben 5.600 Dollar. Die Wirtschaft wird mächtig angeheizt.

Laut heutigem Kommentar des Rohstoff-Experten Carsten Fritsch von der Commerzbank hätte Janet Yellen aufgrund ihrer vorigen Position bei der Fed eigentlich wissen müssen, welche Wirkung derartige Kommentare von ihr an den Märkten haben würden. Sie habe zwar kurz darauf versucht ihre Kommentare zu relativieren, indem sie davon sprach, dass sie keine Zinserhöhung prognostizieren oder empfehlen und auch kein heraufziehendes Inflationsproblem erkennen würde. Der Schaden (sichtbar im fallenden Goldpreis) war aber laut Carsten Fritsch angerichtet.

Kommende Inflationsdaten umso wichtiger

Die kommenden Inflationsdaten dürften seiner Meinung nach nun eine noch größere Relevanz haben. Würden sie höher ausfallen, könnte dies die nun angeschobene Debatte verstärken. Dies gelte insbesondere für den Fall, dass die Inflation im zweiten Halbjahr nicht wie erwartet wieder zurückkommt. Bleibe die Fed dennoch voll auf dem Gaspedal, würde der Goldpreis laut Carsten Fritsch davon als Inflationsschutz profitieren. Hier seien Äußerungen der Präsidentin der San Francisco Fed, Daly, interessant, wonach die Fed eine höhere Inflation von 2,4-2,6 Prozent tolerieren könne. Der Präsident der Dallas Fed, Kaplan, sehe die Inflation zunächst auf 2,5 Prozent steigen, bevor sie bis zum Jahresende auf 2,25 Prozent zurück komme.

Also: Legt die Inflation in den USA weiter zu, und die Fed zeigt sich weiter entspannt im Sinne nicht anzuhebender Zinsen, könnte dies Gold in die Hände spielen (der sicherere Hafen gegen Inflation) im Sinne weiter steigender Kurse. Kurzfristig wurde ein Goldpreis über 1.800 Dollar von Janet Yellen abgewürgt. Wahrscheinlich war sie bei ihren Äußerungen gedanklich noch bei der Fed.

Aktuell: Um 14:15 Uhr wurden die privat ermittelten ADP-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Sie fielen schwächer als erwartet aus (hier die Details). Der Goldpreis fiel deshalb die letzten Minuten schnell von 1.778 auf aktuell 1.773 Dollar, um sich jetzt schon wieder auf 1.778 Dollar zu erholen.


Der Chart zeigt Goldpreis-Verlauf seit dem 24. März.



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