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Wie Sanktionen und Embargos genau das Gegenteil bewirken – 3 Beispiele

Sanktionen und Embargos sollen ein Land dazu bringen sich gewissen Bedingungen ausländischer Regierungen zu unterwerfen. Oder man soll seine Märkte öffnen, staatlich nicht mehr eingreifen, sich an internationale Standards halten, oder was auch immer. Stets geht es darum, dass ein Land sein bisheriges Verhalten ändern soll. Wir möchten an dieser Stelle drei Beispiele anführen, dass solche Blockaden oft ganz andere Auswirkungen haben als beabsichtigt.

ZTE

Da wäre allen voran die ZTE-Blockade der USA. Hierbei geht es um einen immens wichtigen Vorgang, der in Europa kaum zur Kenntnis genommen wurde. ZTE ist in China eine große Nummer in Sachen Herstellung von Smartphones und Telekom-Ausrüstung – ein Schwergewicht. Die USA hatten vor Kurzem ZTE verboten bei US-Herstellern (Qualcomm, Intel etc) Chips für seine Geräte zu kaufen. Grund dafür waren Verfehlungen des Unternehmens bei Nordkorea- und Iran-Sanktionen, was den USA nicht gefiel. Nach kurzer Zeit hob man diese Sperre wieder auf.

Bei ZTE kam es zu immensen Verwerfungen, beispielsweise zu Produktionsausfällen. Dieser Vorfall machte den Chinesen (der KP) wohl klar, wie abhängig China von den USA ist in Sachen Chip-Technologie, die ja der Kern aller Hightech-Produkte ist. China fertigt zwar auch Chips, ist aber offenbar mit seinen Herstellern qualitativ nicht mal ansatzweise in der ersten Reihe der Anbieter präsent. In chinesischen Medien betrachtet man den Fall ZTE aktuell als großen Weckruf dafür, dass China auch in diesem Sektor zügig aufschließen muss mit Chips, die in Sachen Qualität ganz vorne mithalten können.

Das bedeutet: In dem die USA den Chinesen den Kauf von US-Produkten vorenthielt, die sie aber dringend bnötigen, hielten sie ihnen ihre Abhängigkeit vor Augen. Und nun werden sich die Chinesen wohl zügig daran machen, dass diese Abhängigkeit nie wieder die eigenen Produktionsketten beeinträchtigt. Also hat eine US-Blockade dafür gesorgt, dass China nun auch im Bereich Chip-Herstellung mit Nachdruck noch schneller zur Weltspitze aufschließen und unabhängig von US-Produkten werden will.

Katar

Man erinnere sich an die Katar-Blockade, die vor einem Jahr durch Saudi-Arabien veranlasst wurde. Wo es eher darum ging gegen den Katar-Freund Iran zu feuern, geht man mit einer Luft, Wasser, und Land-Blockade gegen die kleine Halbinsel Katar vor. Offiziell will man Katar davon abbringen weiterhin Terror zu finanzieren etc. Das Land hat mit sehr wenig Einwohnern, gleichzeitig aber gigantischen Gas-Reserven finanziell keine Probleme. So importierte man bis zu der Blockade 80% seiner Lebensmittel aus dem Ausland – zu großen Teilen vom direkten Nachbarn Saudi-Arabien.

Aber als dieser Nachbar die Landgrenze schloss, hatte Katar auf einen Schlag keinen Landzugang mehr. Und nun? Seitdem müssten Nahrungsmittel aus Iran, Türkei etc über den Luft- und Wasserweg teurer importiert werden. In Sachen Milch hatte man als Prestige-Projekt schon letztes Jahr begonnn sich unabhängig zu machen von ausländischen Milch-Importen, in dem man einfach die Kühe importierte, und riesige landwirtschaftliche Betriebe hochzog. Wobei man natürlich bedenken sollte, dass das Futter für die Kühe immer noch aus dem Ausland bezogen wird.

Russland

Aber uns geht es beim Fall Katar nicht so sehr um die Details, sondern um den Mechanismus, wie in der Regel reagiert wird auf Blockaden und Sanktionen. Eben nicht so wie erwünscht, sondern oft genau gegenteilig. Dafür ist Russland auch ein gutes Beispiel. Auch hier geht es um Milch. In den letzten 20 Jahren gab es einen einfachen unausgesprochenen Deal. Russland liefert Öl und Gas in den Westen, und kauft mit den erhaltenen Devisen dafür im Westen Lebensmittel.

Der Westen kauft seit Inrakfttreten der Sanktionen (nach Krim- und Ukraine-Krise) zwar weiterhin Öl und Gas, aber verkauft keine Lebensmittel mehr nach Russland. Und so versucht auch Russland sich unabhängig zu machen, und fährt ebenfalls die eigene Milchproduktion hoch. Milch dient bei Katar auch bei Russland als Symbol dafür, dass man nicht den Sanktionen nachgibt, sondern dass man anfängt die Produkte selbst herzustellen, die man bisher importierte, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen.

Als gutes Beispiel hierfür dienst der Deutsche Stefan Dürr, der mit seinem gigantisch großen Milchbetrieb in Russland der größte Hersteller Europas ist. Das folgende Video über seine Tätigkeit in Russland stammt zwar schon aus Oktober 2017, passt aber perfekt in die aktuelle Lage. China wird sicherlich nicht über Nacht neue Giganten wie Intel oder Qualcomm hervorbringen, die am Weltmarkt die Nummer 1 sind. Und gerade ein Land wie Katar wird sicher nicht Selbstversorger in Sachen Lebensmittelproduktion werden. Aber die Reaktion bei Blockaden ist grundsätzlich vergleichbar. Man beugt sich nicht den Forderungen von außen, sondern versucht autark zu werden. Damit erreichen die blockierenden Staaten auf lange Sicht genau das Gegenteil ihrer gewollten Ziele. Man verliert langfristig sogar noch Teile seiner Absatzmärkte.


Die ZTE-Zentrale in Shenzhen Foto: Brücke-Osteuropa / Dr. Bernd Gross / Gemeinfrei



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1 Kommentar

  1. In Russland ist die Landwirtschaft schon seit Jahrhunderten ein Sorgenkind. Unter WTO-Bedingungen ließ sich daran nicht viel ändern (und die „Eliten“ in Moskau/STP hatten wohl auch wenig Interesse daran, da für sie ja Schwarzwälder Schinken, Käse aus Frankreich, deutsche Milch etc. eingeflogen wurde). Die westlichen Sanktionen erzwingen jetzt die Entwicklung der heimischen Nahrungsmittelproduktion. Es wird schwierig werden, etwas zu finden, was die Popularitätswerte Putins bei der russischen Landbevölkerung flächendeckend noch weiter in die Höhe treiben könnte…

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