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Wie Yellen die Wahlchancen von Biden erhöhen kann Wird Yellen durch Stimulus die Wahl von Trump verhindern?

Auch für Aktienmärkte relevant

Foto: Bloomberg

Wird US-Finanzminsiterin Janet Yellen versuchen, durch Stimuluss-Maßnahmen die Wahl von Trump zu verhindern? Bereits seit mehreren Wochen ist es unübersehbar, dass US-Finanzministerin Janet Yellen die große Aufgabe hat, viele Billionen Dollar an auslaufenden und über zwei Billionen Dollar an neuen Schulden zu stemmen. Und zwar bei der Bewältigung der Zinslast, immer mit dem Blick auf das US-Haushaltsbudget.

Janet Yellen: Die entsheidende Figur auch für die Aktienmärkte

Die Zinslast für das US-Budget beträgt bereits 1100 Milliarden Dollar mit stark steigender Tendenz und in Form einer Exponentialkurve. Janet Yellen hat bereits vor Monatsfrist angekündigt, sich bei der Umschuldung mehr mit kurz laufenden Anleihen zu behelfen, weil diese im Falle einer späteren Zinssenkung dann zu günstigeren Konditionen zu refinanzieren sind. Leider spielt ihr die gestiegene Inflation bei gleichzeitig nur noch mäßig wachsender Wirtschaft (nur noch 1,6% im 1.Quartal) nicht gerade in die Hände. Aber sie hat ein anderes Instrument in der Hand, welches ihr große Möglichkeiten gibt, zumindest die nächsten sechs Monate bis zur Wahl, weiter Kapital in Wirtschaft und Märkte zu spülen. Um damit die Wahlchancen Joe Biden zu erhöhen und gleichzeitig ihren eigenen Job zu sichern, indem eine Wiederwahl von Trump verhindert wird.

Das Instrument lautet: TGA (Treasury General Account), hierzu gleich mehr.

Warum ist der US-Konsument trotz rascher Zinssteigerung noch nicht am Ende?

Diese bereits schon mehrfach teilbeantwortete Frage ist ein großer Schlüssel für das Funktionieren der US-Wirtschaft.

Natürlich waren es zuerst die großen Stimuli durch den Staat (Helikopterschecks, opulente Arbeitslosenunterstützung), die den Verbraucher billionenschwere Reserven bescherten.
Gleichzeitig hatten Konsumenten und Unternehmer ihre Schulden auf längere Laufzeiten umgeschichtet, da die Fed die Zinsen für sehr lange Zeit bei fast null Prozent belassen hat. Was nutzt eine Fed Funds Rate von über 5 Prozent, wenn die Haushalte Hypotheken mit 30-jähriger Zinsbindung aufgenommen haben?

Das ist übrigens ein wesentlicher Grund, warum die Inflationsrate nicht weiter sinkt. Wenn bei einer Verdreifachung der Kreditrate pro Monat und immer noch steigenden Häuserpreisen sich weder ein Verkauf des Eigenheim lohnt und erst recht kein Neukauf für einen jungen Häuslebauer möglich ist. Die US-Notenbank hat sich damit finanztechnisch selbst ins eigene Knie geschossen.

Natürlich haben Zinsen über 5 Prozent aber auch eine positive Seite, denn für Haushalte ohne Mietprobleme bedeutet dies einen zusätzlichen Einkommensschub. Durch die Anlage in Geldmarktfonds und beim Parken in T-Bills, zu mindest diesen Konditionen.

Ergo: Die bisherige Zinspolitik wurde durch diese Zusammenhänge stark beeinflusst. Die Inflation bleibt zäh und der Zinsgipfel erlebt eine sehr lange Phase.

Diese lange Periode der relativen Entschärfung der Zinskeule hatte im November 2023 bei CNBC zu einer Spezialsendung geführt, bei der der Bondspezialist Rick Santelli sogar schon von der Möglichkeit von Zinsen bis 13 Prozent fabulierte.

Wie rettet sich der Staat 2024 vor den andauernd hohen Zinsen? Was bleibt dem US-Staat an Möglichkeiten, um keinen Einbruch von Wirtschaft und auch keine Überforderung des Haushalstsbudgets zu erleben? Die US-Notenbank fällt als Stütze aus, sie reduziert ihre Bilanz (Quantitative Tightening), sie hat ihre Liquiditätsquelle der Reverse Repos im März eingestellt, von einem erneuten Anleihekaufprogramm QE (Quantiative Easing) ist man noch weit entfernt.

US-Finanzministerin Yellen versucht die Umschuldung mit kürzer laufenden Anleihen, aber diese sind gegenwärtig sogar teurer als Langläufer, deshalb steigt die Haushaltsbelastung weiter an.

Aber seit dem 15. April steht ihr plötzlich aus den Steuereinnahmen ein Topf von etwa einer Billion Dollar zur Verfügung. In ihrem US Treasury General Account, abgekürzt TGA.

Janet Yellen TGA - US Treasury General Account

Dieser Account ist eine Art Girokonto der US-Regierung bei der US-Notenbank, wo diese überschüssige Gelder aus Anleiheverkäufen oder Steuereinnahmen parkt. Damit erhält die Chefin des US-Schatzamtes ein Zeitfenster, um die Ausgaben des Staates zu finanzieren und zugleich Geld in die Wirtschaft über das Interbankensystem zu schleusen. Dieser Topf kann leicht bis auf die sonst üblichen 250 Milliarden Dollar geleert werden.

Natürlich müssen ständig weiter neue Schulden gemacht werden, aber die Aussetzung der Schuldenobergrenze läuft bis Ende 2024, also bis nach der Präsidentschaftswahl.

US-Finanzministerin Yellen wird möglicherweise den TGA nutzen, um frisches Geld in die Wirtschaft zu pumpen, etwa wie beim Deficit Spending. Auch das Interbankensystem würde gestützt durch neue Liquidität, wie beim QE.

Der Hebel in der Hand von Yellen, die Wahl von Trump zu verhindern

Aus diesen Überlegungen wird klar, welche Hebel die aktuelle Regierung in Gang setzen könnte, um in einem Wahljahr die Wirtschaft am Laufen zu halten, trotz der schnellsten Zinsanhebung in der Geschichte, die nun schon fast ein Jahr auf der US-Wirtschaft lastet.

Noch weist die US-Wirtschaft ein relativ stabiles nominales Wachstum auf, welches sich immer noch auf den Privatsektor stützen kann, der zum einen durch seine langfristige Verschuldung (Immobilienmarkt) temporär vor höheren Kreditkosten geschützt ist, während er zugleich von höheren Zinsen am Geldmarkt profitiert. Dieser Schutz aber schwächt sich aber von Monat zu Monat ab, hohe Zinsen „fressen sich eben durch das System“, man denke nur an Autokredite oder an die Kreditkarten.

Sollte da die US-Finanzministerin darauf verzichten, den TGA zu leeren, um geldpolitisch die Regierung zu stützen? Wahrscheinlich nicht. Dieser Gedanke impliziert, welche Bedeutung die Finanzministerin und Chefin des Schatzamtes in den kommenden Monaten für die US-Geldpolitik und dadmit für Aktienmärkte haben könnte.

Dabei würde Notenbankchef Jerome Powell ins zweite Glied gerückt werden, da diesem aufgrund einer hartnäckigen Inflation zinspolitisch die Hände gebunden sind. Dies alles wurde auch bei der letzten Notenbanksitzung am 1. Mai ersichtlich, bei der Jerome Powell sichtlich bemüht war, eine weitere Steigerung der Kapitalmarktzinsen zu verhindern. Die Senkung der Geschwindigkeit der Bilanzreduzierung der Fed ist hierfür ein äußeres Zeichen.

Ergo: Kampflos wird sich die Biden-Regierung einer Abschwächung der US-Wirtschaft nicht beugen, allein schon, um nicht Donald Trump eine Rückkehr ins Präsidentenamt zu ermöglichen.

Dass dies alles auf keinen Fall eine nachhaltige Politik ist, sich fast fünf Jahre hintereinander mit etwa acht Prozent des BIP neu zu verschulden, das dürften gerade die Goldmärkte antizipieren. Denn der Goldpreis stieg trotz der Entwicklung des US-Dollars und trotz künftig wahrscheinlich wieder fallender Zinsen. Anscheinend fürchtet man langfristig um die Kreditwürdigkeit der größten Volkswirtschaft der Welt.



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6 Kommentare

  1. Das „schöne“ an dieser Politik ist, sollte sie nicht funktionieren, dann muss Trump mit leeren Kassen arbeiten. Sollte es doch mit der Wahl klappen, dann ist es egal dass die Kassen leer sind, da die Regierung Biden nicht zum dritten Mal antreten kann.

    Aus Sicht der Wähler sieht das allerdings anders aus, da die mit den Folgen leben müssen. Kennen wir übrigens von den 16 Jahren Merkel plus der Fortsetzung in Form der Scholz-Regierung. PS: Einige der Folgen der Merkel-Politik auf die ich gerne verzichten würde ist die AfD, der Atomausstieg, der Ukraine-Krieg, der Brexit, die Masseneinwanderung und die Euro-Krise. Hätte alles anders kommen können mit einer anderen Politiki. Biden schiebt die USA jetzt auch auf einen Weg, wo man nicht mehr weg kommt, und Trump ist keine Alternative, sondern noch schlimmer.

  2. diese oma – bzw. ihre puppenspieler – verkaufen die nächsten generationen mit erdrückenden schulden und die aktuelle durch inflationäre enteignung. ich denke, dass das die leute bis zur wahl bemerken werden. allerdings ist die frage wie die nächste knallcharge an der spitze dieser blender-maschiene mit diesem erbe umgeht.

    im privatbereich dürfte man diese bei klarem verstand gar nicht antreten.

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Das die Yellen hauptsächlich mit Kurzläufern ihr Defizit finanziert ist logisch, man rechnet fest mit der Zinswende nach unten.

    Kurzläufer orientieren sich immer am Leitzins. Aus der Geschichte wissen wir, das der US Leitzins in Krisen gerne schnell auf Null oder nahe Null geht.

    Zusätzlich intervenierte man dann seitens der Notenbank am Markt ( QE Programme). Das drückt die amerikanische Umlaufrendite dann zusätzlich nach unten.

    Man rechnet also fest mit der Fortsetzung der Niedrigzinspolitik in absehbarer Zeit. Seitens der Notenbank,der US Finanzministerin und der Kapitalanleger.

  4. Ein sehr guter Artikel Herr Müller, danke.

  5. Ost ist echt goldig

    @ Ost, Gratulation , ihre realistischen Enschätzungen sind immer wieder wie rare Goldstücke zwischen den
    rostigen Blechhaufen der ideologischen Perma-Träumern. Auch Schaarschmidt macht fundierte Kommentare, während seine bekannte Bashing- Gruppe nur auf die Person zielt, wie auch bei Helmut.
    Diese Theorie-Sesselkleber können doch dem Dreifach- Handwerksmeister in Sachen Metall nie das Wasser reichen.

  6. Moin, moin,

    m.E. ist es egal, ob Biden oder Trump die Marionette fürs Fernsehen ist. Die richtigen „Strippenzieher“ sitzen im Hintergrund. Und weiter halte ich die westliche Welt für total überschuldet. Kredite ohne Ende und das nicht nur auf Staatsebene. Auf Staatsebene findet eine kreditbasierte Staatsfinanzierung statt. Was soll man da noch sagen. Vor allem, wenn die Wirtschaft wie bspw. in der BRD auf dem Rückzug ist. Macht nichts, die entstehenden Steuerlücken (und Sozialabgabenlücken) werden durch Schulden „finanziert“. Unverantwortlich. Der Knall wird also kommen, eventuell schneller als alle denken.

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