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Aktienmärkte: Trübe Gewinnprognosen bedrohen S&P 500-Rallye

New York Stock Exchange. Foto: EyeEm - Freepik.com

Starke Gewinnsteigerungen von Corporate America in der laufenden Berichtssaison reichen möglicherweise nicht mehr aus, um die Rallye an den Aktienmärkten in Gang zu halten. Denn der Fokus der Anleger richtet sich angesichts einer zunehmenden Unsicherheit über die Konjunktur und den Zinskurs der Fed immer stärker auf die Gewinnaussichten der Unternehmen. Sollten sich die Prognosen weiter eintrüben, dann droht ein Ende der 25%igen Rallye des S&P 500 seit Ende Oktober.

Prognosen der S&P 500-Unternehmen enttäuschen

Nach Angaben von Bloomberg Intelligence haben mehr als 400 Unternehmen im S&P 500 Index in dieser Berichtssaison ihre Gewinne gemeldet. Davon haben bislang 79 % die Gewinnerwartungen übertroffen. Der Durchschnittswert der Aktien übertraf den US-Leitindex am Tag der Veröffentlichung der Ergebnisse jedoch um weniger als 0,1 % – die geringste Marge seit Ende 2020.

Die gedämpfte Reaktion auf die Quartalszahlen lässt sich durch eine Sache erklären: Händler, die nicht davon überzeugt sind, dass die Unternehmen ihre Erwartungen erfüllen können, bestrafen Aktien für schwächer als erwartete Prognosen.

Von den S&P 500-Unternehmen, die bis April Prognosen veröffentlichten, gaben 15 % einen Ausblick ab, der über den Schätzungen lag, was laut Daten von Bloomberg Intelligence der zweitniedrigste Wert seit der Pandemie ist. In der letzten Woche gab es einen leichten Anstieg, da Unternehmen wie Apple Zahlen vorlegten, die die Schätzungen übertrafen, was dazu beitrug, den Prozentsatz auf 18 % zu erhöhen – immer noch niedrig im Vergleich zur Vergangenheit.

Aktienmärkte: Die Rallye steht auf dem Prüfstand
Gedämpfte Aussichten – Nur 15% der S&P 500-Unternehmen gaben Prognosen ab, die über den Schätzungen lagen

Aktienmärkte: Viel Optimismus – großes Enttäuschungspotenzial

Eine Rallye des S&P 500 um 25 % seit Ende Oktober hatte dazu geführt, dass der Aktienindex mit dem 20-fachen der prognostizierten Gewinne gehandelt wurde und damit etwa 11 % über seinem 10-Jahres-Durchschnitt lag. Die Händler suchen nun nach Gründen, um die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten zu rechtfertigen. Dementsprechend hoffen sie auf ein größeres Wachstum in der Zukunft.

„Es ist ein erhebliches Maß an Optimismus im Spiel, aber auch ein erhebliches Risiko, wenn es zu Enttäuschungen kommt“, so Keith Buchanan, Senior Portfolio Manager bei GLOBALT Investments. „Angesichts der hohen Bewertungen sind die Prognosen in dieser Saison von entscheidender Bedeutung“, fügte er hinzu.

Da das US-Wirtschaftswachstum (BIP) im letzten Quartal auf ein fast zweijähriges Tief gefallen ist, der Inflationsdruck anhält und die Ungewissheit über Zinssenkungen der Fed herrscht, ist die Messlatte für das Gewinnwachstum der Unternehmen höher gelegt worden.

„Wenn die Zinssenkungen ausbleiben, müssen die Aktienmärkte den Fokus auf etwas anderes legen“, sagte Quincy Krosby, Chief Global Strategist bei LPL Financial. „In diesem Fall rücken die Prognosen der Unternehmen in den Mittelpunkt, was sollte es sonst sein?“

Chiphersteller enttäuschen

Laut Bloomberg Intelligence wird für den S&P 500 erwartet, dass die Chiphersteller im zweiten Quartal um etwa 40 % wachsen könnten, was die stärkste Wachstumsrate aller Branchengruppen wäre. Aber selbst das reichte nicht aus, um den Nasdaq 100 Index über seinem Niveau vor der Gewinnsaison zu halten, da einige der größten Chiphersteller vor künftigen Gewinnen warnten.

Die Aktien von Intel stürzten ab, nachdem der größte Hersteller von PC-Prozessoren einen schwächer als erwarteten Ausblick für das zweite Quartal abgegeben hatte. Die Aktien von Advanced Micro Devices (AMD) fielen ebenfalls, nachdem das Unternehmen eine enttäuschende Prognose für seine Prozessoren für künstliche Intelligenz vorgelegt hatte. Entscheidend für die Branche, aber auch für den Gesamtmarkt, sind die Zahlen des Highflyers Nvidia, die am 22. Mai erscheinen.

Anteil der S&P 500-Mitglieder, die die Erwartungen der Analysten übertroffen, verfehlt oder erfüllt haben

Fokus liegt auf dem Sektor der Basiskonsumgüter

Was andere Branchen betrifft, so stehen die Ergebnisse der wichtigsten Verbraucherunternehmen noch aus. Die Strategen von Morgan Stanley unter der Leitung von Mike Wilson haben auf die jüngsten Berichte von McDonald’s und der Darden Restaurants hingewiesen, die zunehmend vorsichtige Kommentare zu den Verbrauchern im unteren Preissegment anführten. Es gibt ganz offensichtlich rückläufige Besucherzahlen in dieser Kategorie.

Starbucks gab bekannt, dass die Umsätze zum ersten Mal seit 2020 gesunken sind, da die Transaktionen in allen Regionen im Laufe des Quartals zurückgingen. Infolgedessen senkte das Unternehmen seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz.

„Wir bleiben auf jeden Fall wachsam, was die Prognosen für einige der konsumnahen Unternehmen angeht, da die Verbraucher im unteren Marktsegment ein wenig unter Druck stehen“, sagte Mona Mahajan, Senior Investment Strategist bei Edward Jones.

Die Anleger werden auf die Prognosen der größten US-Einzelhandelsunternehmen, vor allem Walmart und Target warten, wenn diese Ende des Monats ihre Ergebnisse vorlegen, sowie auf die neuesten Daten zur Verbraucherstimmung in der nächsten Woche.

„Bis zum Ende des Sommers muss eines von zwei Dingen passieren: Entweder verbessern sich die Prognosen drastisch oder die Zinsen sinken“, so Matt Maley, Chefmarktstratege bei Miller Tabak + Co. „Andernfalls könnten wir eine weitere Abwärtsbewegung und wahrscheinlich eine umfangreiche Korrektur des S&P 500 erleben.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. ja so ist das, wenn man nicht mal mehr die ohnedies schon unterirdischen erwartungen schlagen kann oder ankündigt es absehbar nicht mehr zu können. diese rallye wird ja nur von der hoffnung auf eine irgendwann einsetzende verbesserung und 5 aktien getragen. böse zungen könnten behaupten, dass das kein gesundes fundament für ath‘s von indizes ist

    irgendwann hat das ewige geschiebe von gewinnerwartungssteigerungen ein ende.

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