Allgemein

Wirtschaft in China: Wer hat an den Zahlen gedreht?

Über Statistik-Wunder aus China..

China Wirtschaft Zahlen

China: Wirtschaft mit angeblich starken Zahlen

China überraschte heute mit positiven Zahlen der Wirtschaft: Die Industrieproduktion ist nach Angaben des Nationalen Statistik Amtes (NBS) um 0,7% im Jahresvergleich gestiegen. Allerdings sind erwartungsgemäß die Einzelhandelsumsätze (Retail Sales) um -7,1% gefallen. Dies war nach den Daten im Mai mit -11,1% ein besserer Wert als erwartet (-7,1%). Dies korrespondiert mit Zahlen zur Sparquote privater Haushalte, die in den ersten fünf Monaten um 50,0% anstieg und dem weiteren schwachen Immobilienverkauf (-23,0% im Jahresvergleich und der Beginn neuer Immobilienprojekte mit -30,0%). Die Vermögenswerte chinesischer Haushalte, sprich Wohneigentum, vermindert sich. Wenn aber das Vermögen weniger wird, wird auch weniger konsumiert. Wer weniger baut, benötigt weniger Zement (-17,0%).

Zuvor waren schon die Export- und Importzahlen besser als erwartet. Der Export stieg um fast 17,0%, der Import um 4,1%.
Gleichzeitig sprach Fu Linghui, Sprecher der NBS, davon, dass im zweiten Quartal ein „angemessenes Wachstum“ zu erwarten sei.

Warum die aktuellen Zahlen zur Wirtschaft nicht stimmen können

Allerdings kommen bei genauerer Betrachtung schnell Zweifel an diesen Zahlen auf. Im April und Mai befanden sich in China rund 300 Millionen Menschen im Lockdown, darunter die Megacity Shanghai, die für fast 4,0% des BIPs Chinas verantwortlich ist und den weltgrößten Containerhafen beheimatet. Der Hafen operiert derzeit mit 98,0% seiner Kapazität. Ebenso im Lockdown befanden sich Jilin und teilweise Langfang, alle drei Städte sind extrem wichtig für die Autoproduktion bzw. Standort von Zulieferern. Als zweiter großer Hafen stand Ningbo, virtuosester Containerhafen der Welt, still.

Mit der Stadt Tjianjin, auf der Liste der weltgrößten Containerhäfen auf Platz 9, war ein weiterer zentraler Hafen teilweise im Lockdown.

Und die Zweifel an diesen Zahlen zur Wirtschaft in China werden bestätigt, wenn man tiefer gräbt. Von Januar bis Mai wurde -13,6% weniger Kohle importiert. Ebenso fiel im Mai die Erzeugung von elektrischem Strom um -3,3% und der Verbrauch von elektrischem Strom um -1,3%.

In einem Report von Goldman Sachs fiel der Lastwagen-Verkehr auf Chinas Straßen im April um -23,0% und im Juni um -18,0%. Nach Angaben des chinesischen Transportministeriums lag das kombinierte Frachtvolumen von Zügen und Lastwagen Ende Mai bei 90,0% seiner normalen Kapazität.

Im Klartext: China hat es geschafft, mit weniger Energieaufwand mehr zu produzieren und diese Produkte mit wesentlich weniger Aufwand im Land hin- und herzuschicken. Dies würde bedeuten, dass China eine bis dato unerreichte Effizienzsteigerung geschafft hat.

Ein Schelm, der etwas anderes denkt!



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

9 Kommentare

  1. Dann gratulieren wir den Chinesen einfach.
    Ist doch eine super Blaupause für kommende Lockdowns bei uns – aus welchen Gründen auch immer.

  2. Im Zusammenhang mit Statistiken zur Volkswirtschaft der Volksrepublik China gibt es eine chinesische Berechnungsart.

  3. An solche Zahlen haben wir uns doch in Europa fast auch schon gewöhnt.
    Man will doch einfach nichts „Schlechtes“ hören

    Mit unserer „Buchführung“ (Berichterstattung von Staat und Medien) sind wir doch
    schon recht nah dran.Selbstkritik, in welcher Form auch immer, ist eher unerwünscht.

  4. Pingback: Meldungen vom 16.06.2022 | das-bewegt-die-welt.de

  5. Anstatt Chips und andere elektronische Bauelemente in den Westen zu exportieren, bauen die Chinesen Steuerungs- und Automatisierungstechnik selber. Diese neuen chinesischen Wettbewerber verdrängen sogar europäische Spitzenhersteller, die derzeit solche Technik nicht bauen können.
    Gleiches mit KFZ etc. China merkt, dass sie damit A) mehr verdienen und B) europäische Hersteller aus dem Markt drängen.
    Da ist sehr wohl eine Effizienzsteigerung…

  6. Das wäre mein Alleinstellungsmerkmal, wenn ich ein Steuerbüro wäre: kreative Buchhaltung. Kennt man ja aus dem Bundestag, der EZB, der IfO, dem DIW, dem IdW und so weiter.

  7. Na dann hat China an der Seite mit Russland sein Ziel erreicht, Lieferketten zu unterbrechen.

  8. Pingback: Satellietbeelden laten zien hoe slecht de economie is - Ful Bai

  9. Pingback: Satellite images show how bad the economy is - DigLogs

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage