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Zinssenkung wird wahrscheinlicher Zinsen: Inflation sinkt und stärkt die Argumente für EZB-Senkung

Zinsen: Inflation sinkt und stärkt die Argumente für EZB-Senkung
Abkühlung der Inflation. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Die Inflation in Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Euroraum, hat sich im März weiter abgekühlt, wie die heutigen Daten des Statistischen Bundesamtes gezeigt haben. Die deutschen Verbraucherpreise verlangsamten sich zum dritten Mal in Folge und stärken damit die Argumente für eine erste Senkung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank im Juni. Auf der EZB-Sitzung in der nächsten Woche gilt eine Zinssenkung aber nach wie vor als ausgeschlossen.

Abschwächung der Inflation

Der Index für die Gesamtinflation ging im März wie erwartet auf 2,2 % zurück nach 2,5 % im Februar. Zum Vormonat stieg die Inflation um 0,4 %, was unter den Prognosen von 0,5 % lag. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex stieg im vergangenen Monat um 2,3% gegenüber dem Vorjahr – ein Rückgang gegenüber der Rate von 2,5% im Februar und weniger als die Medianschätzung von 2,4% in einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen. Die Lebensmittelkosten waren ein Haupttreiber für den Rückgang der Inflationsrate.

Am Karfreitag hatte schon Frankreich eine nachlassende Teuerungsrate gemeldet, während die Inflation in Italien und Spanien wieder anzog. Einige EZB-Währungshüter hatten immer wieder vor Rückschlägen im Kampf gegen die Preisanstiege gewarnt. Zugleich betonten sie, dass man weitere Daten abwarten müsse, bevor man die Zinsen senkt. Da in der gesamten Eurozone Hilfsmaßnahmen gegen die im Jahr 2022 sprunghaft gestiegenen Energiekosten wieder zurückgenommen werden, kommen jetzt Einmal- und Basiseffekte zum Tragen.

Insgesamt zeichnet sich jedoch eine weitere Abschwächung der Inflation ab, womit eine Senkung der Zinsen im Juni immer wahrscheinlicher wird. Die am Mittwoch fälligen Daten für die Eurozone dürften ebenfalls einen Rückgang ausweisen. Laut den Analystenschätzungen soll die Jahresrate bei 2,5% liegen, nach 2,6% im Februar.

In Deutschland planen weniger Unternehmen, ihre Preise zu erhöhen, insbesondere in konsumnahen Branchen, wie das Ifo-Institut am Dienstag mitteilte. Der Preiserwartungsindex des Ifo fiel im März auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren.

EZB: Senkung der Zinsen im Juni - Inflation schwächt sich weiter ab
Inflation in Deutschland schwächt sich ab – Senkung der Zinsen wird wahrscheinlicher

Was Bloomberg Economics sagt:

„Die Annäherung der deutschen Gesamtinflation an die 2 %-Marke und die wahrscheinliche Abschwächung der Kerninflation sind willkommene Nachrichten für die Währungshüter der EZB. Steueränderungen und Basiseffekte könnten die Inflation in den kommenden Monaten jedoch wieder etwas ankurbeln und vorübergehend zu höheren Werten führen. Wir gehen allerdings davon aus, dass sich der allgemeine Trend der Disinflation fortsetzt und die Gesamtinflationsrate im zweiten Halbjahr 2024 sogar unter 2 % fallen wird. – Martin Ademmer, Ökonom.

Eine anhaltende Sorge ist die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes und die daraus resultierenden hohen Lohnzuwächse, die die zugrunde liegende Inflation noch länger hoch halten könnten. Die Bestätigung einer Abschwächung der Lohnerhöhungen wird sich nur langsam einstellen, sodass die meisten EZB-Mitglieder eine Senkung der Zinsen auf der Sitzung in der nächsten Woche ausschließen.

EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone warnte letzte Woche davor, dem Lohnwachstum zu viel Bedeutung beizumessen. Er sagte, dass die schwache Wirtschaft der Eurozone darauf angewiesen sei, dass die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer mit den Preisen Schritt halten, um den Konjunkturaufschwung zu unterstützen, der hoffentlich allmählich einsetzen wird.

Was nach der ersten Senkung der Zinsen geschieht, ist noch unklar. Mehrere EZB-Ratsmitglieder haben betont, dass man sich weiterhin auf die Daten stützen und die Entwicklungen von Sitzung zu Sitzung beurteilen müsse, während die Notenbanker aus den Euro-Südstaaten eine schnellere Lockerung zu befürworten scheinen.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. anders als in den usa wird in eu nicht (zur beruhgung des wahlvolkes) mit dem einen fuß durch marktunwirksame pseudozinsen gebremst und (zur freude des echten geldes mittels bilanzierungs- und liquiditätstricks) mit dem anderen gas gegeben.

    „hier“ kauft man eben nicht mehr um jeden preis – d.h. die preissetzungsmacht der anbieter sinkt. normalerweise ist das der zyklus der in eine echte rezession mündet, weil der absatz nicht mehr so schnell anzieht um die margenrückgänge zu kompensieren. und natürlich war die erste zinssenkung bisher immer das signal, dass genau das nun eintreten wird. schön aber, dass wir trotzdem auch an den eu-börsen aths sehen. die rechtfertigung dafür wird wohl zunehmend schwerer. aber diesmal ist sicher alles anders.

  2. 0.4 zum Vormonat ist doch sehr ordentlich und lässt eigentlich keine Zinssenkung zu.

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