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Chinesen steigen groß bei Saxobank ein – goldrichtiger Ausstiegszeitpunkt für den Gründer?

Die dänische Saxobank, neben CMC, IG und anderen einer der ganz großen Anbieter im Bereich CFDs und Forex, bekommt einen neuen Großaktionär. Die Bank selbst hat davon zunächst einmal gar nichts, denn der...

FMW-Redaktion

Die dänische Saxobank, neben CMC, IG und anderen einer der ganz großen Anbieter im Bereich CFDs und Forex, bekommt einen neuen Großaktionär. Die Bank selbst hat davon zunächst einmal gar nichts, denn der neue Aktionär pumpt kein frisches Geld in die Bank. Einer der zwei Gründer von Saxo, Lars Seier Christensen, verkauft seinen kompletten Anteil an der Bank in Höhe von 25,71% an den chinesischen Konzern Geely über eine private Transaktion – daher ist die Kaufsumme nicht bekannt.


Das Saxobank-Logo: Grafik gemeinfrei

Durch Andienungsrechte einiger kleinerer Aktionäre könnte der Anteil von Geely an Saxo schnell über 30% steigen. Eigentlich ist die Firma eher als Aufkäufer am europäischen Automarkt bekannt. So ist man seit 2010 bereits Eigentümer von Volvo in Schweden, und seit 2012 Eigentümer der London Taxi Company. Jetzt dieser Einstieg bei Saxo. Ist das der aktuelle Trend? Vielleicht sogar (Verschwörungstheorie?) eine Anweisung der KP aus Peking?

Gerade erst hatte die HNA-Gruppe aus China ihren Anteil an der Deutschen Bank aufgestockt, und wurde so zum größten Aktionär der Bank. Möglicherweise übernimmt sie auch bald die HSH Nordbank, um so ganz groß im Schiffsfinanzierungsmarkt einzusteigen. Aber ob das so eine tolle Idee ist, kann man sich durchaus fragen!

Aber zurück zu Saxo. In der Branche munkelt man, dass Christensen gerade jetzt den goldenen Zeitpunkt gefunden hat um sein Paket zu vergolden. Die Summe an sich dürfte mehr als ordentlich sein, auch wenn wir hier über keine Größenordnung spekulieren können oder wollen.

Warum gerade jetzt dieser Zeitpunkt? Zufall? Wollte Geely gerade jetzt in Europa einsteigen bei Retailtrading-Banken oder Brokern? Es gibt da noch eine andere Möglichkeit, warum vielleicht Christensen selbst dachte es wäre gut gerade jetzt zu verkaufen. Denn denken wir nochmal zurück an den 15. Januar 2015. Das große Schweizer Franken-Debakel, EURCHF crashte, Kunden und Broker verloren viel Geld, und viele Broker sitzen immer noch auf großen offenen Minussalden in den Kundenkonten, die von diesen eigentlich zu zahlen wären. Immer noch sind bei Brokern Schlichtungen und Klagen anhängig, so auch bei Saxo.

Und da geht es nicht gerade um kleine Summen oder eine Hand voll Kunden. Viele verloren oft nicht nur ihr ganzes Guthaben, sondern sitzen seit zwei Jahren dick im Minus, und müssen eigentlich nachschießen. Denn Saxo beispielsweise hatte bei zahlreichen Kunden die Ausführungskurse im EURCHF nachträglich drastisch nach unten korrigiert, wodurch die Minussalden sich dramatisch erhöhten. Und in diversen Streitigkeiten geht es auch heute noch darum, ob diese Beträge durch die Kunden beglichen werden, oder eben nicht. Wenn Gerichte und Schiedsrichter entscheiden, dass die Kunden die nachträglich schlechteren Kurse nicht begleichen müssen, würden Minussalden in den Kundenkonten von jetzt auf gleich zu realen Verlusten bei Saxo werden. Nicht nur das. Auch könnten Erstattungen von Kontoguthaben an Kunden teuer für Saxo werden. Das könnte den Firmenwert von Saxo  möglicherweise dramatisch mindern, wodurch ein Großaktionär sein Paket zu deutlich schlechteren Konditionen abstoßen könnte.

Vor wenigen Tagen erst hatte ein Schiedsrichter in Großbritannien im Sinne eines Saxo UK-Kunden entschieden, so dass Saxo nachträglich schlechtere Kurse für diesen Kunden rück-abwickeln muss. Saxo bestätigte dies auch tun zu wollen. Gleichzeitig war es für Saxo wichtig zu erwähnen, dass man außerhalb von Großbritannien andere Verfahren gegen Kunden gewonnen habe – hier betonte man im Sinne von Saxo ausgegangene Verfahren in Dänemark. Jetzt aber fast zeitgleich mit dem Verkauf von Christensen an Geely wird bekannt, dass die Saxo-Tochter in der Schweiz wegen der Schweizer Franken-Angelegenheit in der Schweiz selbst ein Verfahren verloren hat.

Ein Urteil, dass erst Ende letzter Woche bekannt wurde, stützt in der Schweiz die selbe rechtliche Sichtweise wie in UK, nämlich dass die nachträgliche Korrektur der Ausführungskurse nicht rechtens war. Dort hatte eine Schweizer Vermögensverwaltung gegen Saxo Schweiz geklagt, und jetzt in vollem Umfang Recht bekommen. Saxo Schweiz muss nur in diesen einen Fall 280.000 Franken zuzüglich 5% Zinsen und 16.000 Franken Gerichtskosten sowie 28.000 Franken Anwaltskosten zahlen.

Saxo Schweiz hat laut eigenen Angaben in 2016 2,3 Millionen Franken Rückstellungen verbucht für solche Zahlungen. Im Geschäftsbericht 2016 wies die Saxo Schweiz außerdem einen Goodwill von gut 50 Millionen Franken aus. In diesem Verfahren ging es nur um einen einzigen Fall. Laut Schweizer Tagesanzeiger sollen mögliche Nachforderungen durch Schweizer Kunden im mittleren zweistelligen Millionenbetrag liegen. Ob das wirklich alles ist? Was ist mit Deutschland und deutschen Kunden von Saxo? Man hat jetzt Präzedenzfälle aus UK und der Schweiz, auf die man sich in Deutschland zumindest von Kundenseite aus inhaltlich und argumentativ beziehen kann.

Wenn Saxo nun weiter massiv Geld nachschießen muss für verlorene Nachschussforderungen und Erstattungen von Kontensalden, könnte das sehr teuer werden für die Bank, auch wenn man über genaue Summen nicht spekulieren kann. Der Wert der Bank dürfte dadurch für die neuen Eigentümer nicht gerade steigen, wenn man ein Worst Case-Szenario zugrunde legt. War es also ein goldener Zeitpunkt für Christensen sich gerade jetzt zu verabschieden? Das ist natürlich nur eine Frage von uns, und keine Feststellung!



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1 Kommentar

  1. Moin, moin,
    spannender Artikel, ist da eventuell etwas „im Busch“? Der Anteilseigner ist sicher besser informiert, als alle anderen zusammen. Nachdenken scheint mir das Gebot der Stunde zu sein.

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