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Ein Nullsummenspiel für die OPEC

Das Wort "Nullsummenspiel" bringt es auf den Punkt. Je mehr Platz die OPEC-Staaten auf dem Ölmarkt machen durch ihre Reduzierung der Fördermenge, desto mehr Platz hat die US-Fracking-Industrie um mit...

FMW-Redaktion

Das Wort „Nullsummenspiel“ bringt es auf den Punkt. Je mehr Platz die OPEC-Staaten auf dem Ölmarkt machen durch ihre Reduzierung der Fördermenge, desto mehr Platz hat die US-Fracking-Industrie um mit ihrer stetig steigenden Fördermenge in den Markt zu drängen. Dieses Wortspiel, dass aber perfekt zutreffend ist, nutzt aktuell der Öl-Experte der Investmentbank Macquarie gegenüber CNBC.

Er drückt es aber noch etwas anders aus. Denn die OPEC will mit ihrer Fördermengenkürzung von 1,8 Millionen Barrels pro Tag bis März 2018 den Ölpreis steigen lassen. Je mehr dieser aber steige, desto mehr Fracker würden angelockt ihre Fördermenge zu erhöhen – denn je höher der Ölpreis, desto profitabler auch das Fracking. Das führe letztlich zu einem Nullsummenspiel für die OPEC, denn durch die Kürzungen auf der einen Seite, und höhere Fracking-Mengen auf der anderen Seite kommt es letztlich zu einem Ausgleich, der den Ölpreis wieder fallen lässt, so unsere Anmerkung.

Auch sagt Macquarie, dass man nicht davon ausgehe, dass die gemeinsame Fördermengenkürzung von OPEC und einigen Nicht OPEC-Staaten über März 2018 hinaus überleben werde. Die Mitglieder der OPEC seien ein ungleiches Bündnis. Das OPEC-Bündnis für die Reduzierung der Fördermenge werde wohl Mitte 2018 auseinander fallen. In diesem Fall werde eine große Menge zusätzlichen Öl-Angebots auf den Markt strömen.

Die OPEC habe zwei Optionen. Erstens könne man die Kürzungen bis ins Jahr 2019 verlängern, womit man versuchen könne der Nachfragemenge Zeit zu verschaffen um anzusteigen. Zweitens könne man die Kürzungen per sofort beenden. Die aktuelle Kürzung wie sie jetzt laufe, sei die schlechteste Variante.

Und was wir schon seit Monaten predigen (schlecht verstecktes Eigenlob), sagt auch Macquarie. Die Unfähigkeit der OPEC den Ölpreis mit ihren Kürzungen zu pushen habe eine klar erkennbare Ursache, nämlich die Fracker in den USA. Deren Ausstoß sei zuletzt stärker und nachhaltiger gestiegen als es die meisten Beobachter erwartete hätten. Das schränke die Möglichkeiten der OPEC ein. Deswegen senke man auch seine Erwartung für den Ölpreis unter 50 Dollar.

Sollte es länger bei niedrigen Ölpreisen bleiben, so hat das ja auch sein Gutes, so möchten wir anmerken. Den europäischen Volkswirtschaften, die de facto fast gar kein Öl fördern, kommt ein niedriger Ölpreis als Konjunkturstütze zu Gute, da wir hier auf der Verbrauchsseite stehen und Geld sparen. Verbraucher und Industrie haben weniger Kosten. Auch ist das positiv für Mario Draghi, der seine Zinswende so schön weiter in die Zukunft verschieben kann, weil der niedrigere Ölpreis die Inflation dämpft. Weiter niedrige Zinsen pushen den Markt und die Industrie.

Am Mittwoch Nachmittag ging die Lagermenge für Rohöl in den USA zwar etwas stärker zurück als erwartet mit -2,4 Millionen Barrels. Dennoch notiert der WTI-Ölpreis aktuell mit 42,74 Dollar exakt 1 Dollar tiefer als kurz vor Veröffentlichung der Lagerdaten am Mittwoch. Das zeigt: Der Markt will richtig krachende Rückgänge sehen, oder eine Mengenausweitung der Kürzungen, oder rückläufige Fracking-Produktion. Irgendwas muss passieren, was das Bullenlager wieder zum Leben erweckt – wenn man denn Sympathie für die Öl-Bullen hat.


Der WTI-Ölpreis seit Oktober 2016. Alle Gewinne, die seit dem ersten Beschluss zur Fördermengenkürzung gemacht wurden, sind wieder weg.



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6 Kommentare

  1. Angeblich verdienen die Saudis und andere arabische Ölstaaten schon ab einem Ölpreis von ca. 20 USD Geld. Wenn sie denn angeblich obendrein so reich sind, warum fluten sie dann nicht die Märkte mit Öl solange, bis der Ölpreis auf 30 USD fällt und warten, bis die Fracker in den USA entweder pleite sind oder die Produktion eingestellt haben. Genau dann erst kommt der richtige Zeitpunkt, die Produktion drastisch zurückzufahren und der Ölpreis wird durch die starke Angebotsverknappung kräftig nach oben schnellen. Kommen die Fracker dann wieder in den Markt, spielt man das Spiel eben aufs Neue. Solange die Fracker Geld verdienen, erreicht die OPEC gar nichts.

    1. Außerdem verbrauchen die Saudis gleichzeitig auch zu viel Geld.
      Sie machen vielleicht Gewinn ab 20 USD, aber einen ausgeglichen Staatshaushalt haben sie erst ab 60 USD oder gar noch später.

  2. @Walter Schmid:
    Etwas Aehnliches haben die Saudis ja bereits versucht (2015/2016), WTI ist damal unter 30 Dollar gefallen, aber die Fracker haben ihre Buden einfach stillgelegt. Es gab keine grossen Pleiten (Marktbereinigung). Ich glaube nicht, dass die Saudis diese Schockstrategie nochmal ausprobieren.

  3. Eine andere Möglichkeit wäre, daß sich die Saudis mit den Frackern einigen, leben und leben lassen sozusagen. Dieses Gerücht kursierte vor ein paar Monaten, blieb aber wohl nur ein Gerücht, aber die Idee existiert.

  4. Schwarzschwanzüchter

    Wenn die Ölstaaten Längerfristig von der Substanz leben müssten ( Aktien westlicher Firmen verkaufen) wäre das ein Grund für von NIEMANDEM ? erwarteten Kursrückgängen.

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