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Deutschland auf Asien-Tour Abhängigkeit von China verringern und neue Märkte erschließen

Deutschland will die Abhängigkeit von China verringern

Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren immer abhängiger von China gemacht, die deutsche und die chinesische Wirtschaft sind inzwischen eng verflochten. Seit 2016 ist China bereits Deutschlands Handelspartner Nummer eins. Der Ukraine-Krieg hat jedoch gezeigt, wie eine Abhängigkeit das Land belasten kann. Um sich nicht mehr von anderen Staaten erpressbar zu machen und die Risiken zu streuen, will man nun seine Aktivitäten in Asien ausweiten.

Zu diesem Zweck reisen Bundeskanzler Olaf Scholz und sein Stellvertreter Robert Habeck an diesem Wochenende mit Dutzenden von Spitzenmanagern nach Südostasien, um die Handelsbeziehungen in der Asien-Region zu diversifizieren und die tief verwurzelte Abhängigkeit von China zu verringern.

Die Regierungskoalition in Berlin bemüht sich verstärkt um die Erschließung alternativer Märkte für Europas größte Volkswirtschaft. Scholz und Habeck reisen mit getrennten Unternehmensdelegationen – darunter die Vorstandsvorsitzenden von Unternehmen wie der Siemens AG, der BASF AG und der Deutschen Bank AG – nach Vietnam und Singapur, bevor der Kanzler zum Gipfel der Gruppe der Zwanzig (G20) nach Indonesien reist, so berichtet aktuell Bloomberg.

Handelsbeziehungen in Asien diversifizieren

Der Einmarsch Russlands in der Ukraine war ein Weckruf für Deutschland und andere europäische Regierungen, die nun mögliche Risiken in ihren Handelsbeziehungen mit China neu bewerten. Die Regierung in Peking hat sich mit offener Kritik an Präsident Wladimir Putin zurückgehalten und eine zunehmend aggressive Haltung gegenüber Taiwan an den Tag gelegt, was die Befürchtung schürt, dass die einseitige Abhängigkeit vom weltgrößten Exporteur von Waren und Rohstoffen dazu führen könnte, dass sich die Länder zu stark exponieren.

„Es geht darum, sich breiter aufzustellen, Risiken zu streuen, eigene Stärken zu entwickeln und robuster und damit auch politisch freier zu werden“, sagte Habeck am Freitag vor seinem Abflug aus Berlin.

China ist bei weitem der größte Handelspartner für Deutschland in Asien

Sowohl Scholz als auch Habeck, der auch Wirtschaftsminister ist, werden auf der 17. Asien-Pazifik-Konferenz der Deutschen Wirtschaft in Singapur sprechen, die am Sonntag beginnt. Auf dem Weg dorthin wird Scholz auch in Vietnam Halt machen, um mit seinem vietnamesischen Amtskollegen zu sprechen.

Neue Märkte erschließen, um Abhängigkeit von China zu reduzieren

Südostasien hat ein riesiges Kundenpotenzial, ist aber für deutsche Hersteller traditionell ein schwer zu erschließender Markt. Einfuhrbeschränkungen machen die Verschiffung von Waren dorthin relativ teuer, und in den Bereichen Elektronik, Maschinenbau und Automobilbau herrscht ein harter Wettbewerb mit japanischen Herstellern.

Scholz und Habeck wollen sich für Investitionen in Milliardenhöhe in die deutsche Energiewende einsetzen und Singapurs Staatsfonds für sich gewinnen, um den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen, so deutsche Regierungsvertreter, die aus Gründen der Vertraulichkeit anonym bleiben wollten.

Habeck wird drei Tage in Singapur verbringen und hat Treffen mit den Handelsministern Indonesiens, Pakistans und der Philippinen sowie mit verschiedenen Regierungsvertretern des Gastlandes geplant.

Gemeinsam mit seiner grünen Parteikollegin, der Außenministerin Annalena Baerbock, ist er eine treibende Kraft hinter der kritischeren Haltung der Regierungskoalition gegenüber China.

Die Zeiten, in denen die Regierung Investitionen und Übernahmen durchgewunken habe, seien vorbei, sagte Habeck am Mittwoch, nachdem das Kabinett Scholz den Verkauf von Chip-Anlagen an zwei chinesische Staatsunternehmen blockiert hatte.

China ist der größte Absatzmarkt für deutsche Automobilhersteller

Deutsche Führungskräfte haben die Notwendigkeit anerkannt, ihre Geschäfte in Asien zu diversifizieren, befürchten aber auch, dass eine zu weit gehende Neuausrichtung der Beziehungen zu China zu Geschäftseinbußen führen könnte, die anderswo nicht kompensiert werden könnten.

„Ein kompletter Verzicht auf China wäre sicherlich keine Option“, sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef der DIHK-Lobby in Berlin, in einem Interview. „Vielmehr versuchen die deutschen Unternehmen, sich zu diversifizieren und sich gegen einen möglichen stärkeren Rückgang der Handelsbeziehungen mit China abzusichern.“

Keine andere asiatische Volkswirtschaft, auch nicht Indien, könne mittelfristig das chinesische Geschäft ersetzen, so Treier. „Aber in ihrer Gesamtheit könnten sie eine mögliche negative Entwicklung zumindest abschwächen.“

FMW/Bloomberg



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4 Kommentare

  1. Dies bedeutet einen erheblichen w
    Wohlstandsverlust. Neben höheren Energiekosten werden auch die im Importkosten steigen.
    Zudem ist offen, auf welche Seite sich Asiaten schlagen: G7 oder BRICS+.

    Wir werden es schon sehr zeitnah wissen.

  2. Habeck sagte :
    „Es geht darum, sich breiter aufzustellen, Risiken zu streuen, eigene Stärken zu entwickeln und robuster und damit auch politisch freier zu werden“,
    Ach welch schöne Worte.
    In dem Markt in Asien sind Japan, Südkorea, Taiwan und Australien schon involviert liegt ja quasi vor der Haustür. Und Indien ? ist aufstrebend wird auch Produkte erzeugen die es verkaufen will.. Wird sich freuen wenn wir freiwillig aus China gehen.
    Märkte sind umkämpft dümpeln nicht einfach frei und unberührt herum. Einen Markt gilt es zu erobern und was man mal hat gibt man nicht so schnell wieder her. Sieht man an den USA. Die geben Europa auch nicht her sondern wollen es noch stärker an die USA binden bzw. abhängig machen.

    „Der Ukrainekrieg hat uns gezeigt….“
    Nein, der hat erst mal gar nichts gezeigt. Der hat mit China nichts zu tun Unsere wirtschaftsverleugnenden Reaktionen, im Gefolge der USA, zeigen es uns selber.Die Abkehr von China hat schon vorher begonnen. Die Angelsachsen bekommen wieder mal Angst, China wird zu stark und bedroht sie mit seiner Wirtschaft. Also müssen die wieder was unternehmen – gegen China, und wir müssen mitmachen. .
    So wie es die Engländer/Briten die letzten Jahrhunderte über getan haben : „Balance of power“ garantieren. Mit England unangefochten an der Spitze. Und so wie es die Briten gegen Deutschland zu Beginn des 20. Jhdts intrigiert haben. Gelenkt zum 1.WK.
    Geostrategie seit Ende des 14. Jhdt.

    1. Na Gott sei Dank, daß die Amis nach Trump wieder die Hand über Europa halten….sonst wären wir nämlich im Ar….. ganz schön angeschmiert und müßten russisch lernen. Für ALLE, die es nach ihrer Einwanderung noch nicht begriffen haben, Deutschland ist Teil von Europa und Europa ist Teil der Nato (ein Verteidigungsbündnis). Starke Bande, die auch die schlimmste Russenpropaganda nicht ändern wird !!! Auch das Heil im Deutschen Kaiserreich oder dem ..na ja zu suchen, wird nicht helfen. Die WELT hat sich verändert!! So, erstmal das.

      Ich halte diese Reise für dringend geboten, denn wie auch im Video des IFO-Institutes zu hören (Fuest), ist Krieg heute keine Option mehr. Die Staaten werden ihren Vorteil suchen und verteidigen in Form von Wirtschaftskriegen und Blockaden (Trump, Erdogan, England, Putin, China, Brasilien usw.) Das sind die neuen Herausforderungen in der Welt aus der geostrategischen Sicht. Und deshalb ist/war der Ukraine-Krieg schrecklich und doch so heilsam. Er wies deutlich auf die Abhängigkeiten und die Erpressbarkeiten hin. Und China mit seinem immer weiter in das totalitäre System rückenden Regierung entwickelt sich zu einem strategisch wunden Punkt. Es geht also nicht darum, die Handelsbeziehungen mit China zu beenden, nein, ganz im Gegenteil. Aber Deutschland muß weitere Produktionsstätten mit günstigen Bedingungen suchen und finden (außerhalb von China). Wenn nun auch noch Willige für die Dekarbonisierung gefunden werden, um so besser. Deutschland muß nur mal endlich begreifen, daß in anderen Ländern andere Sitten herrschen und „Kolonialisierung“ keine Option ist. Der Umgang mit Katar macht es sehr deutlich. Man mischt sich in Dinge ein, die einen nichts angehen.

  3. Erst reiste Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer Wirtschaftsdelegation in die Volksrepublik China, und nun versuchen der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck und die Bundesministerin des Auswärtigen Annalena Baerbock die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen zu zerdeppern. Ein Fall für den Chef des Bundeskanzleramtes/ChefBK Wolfgang Schmidt.

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