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Gewinner und Verlierer in Europa Aktien 2022: Öl- und Rüstungskonzerne top, Immo und Tech flop

Aktien 2022: Öl- und Rüstungskonzerne top, Immo und Tech flop

Das Börsenjahr 2022 war für viele europäische Unternehmen und Anleger ein Jahr zum Vergessen. Belastungsfaktoren wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die ausufernde Inflation und die Energiekrise in Europa haben das Jahr geprägt. Vor allem die hohe Inflation hat für einen Richtungswechsel an den Finanzmärkten gesorgt. Die Notenbanken waren schließlich gezwungen, einen monetären Klimawandel einzuleiten, was deutliche Spuren bei Aktien hinterlassen hat.

Das Jahr 2022 markiert ebenfalls einen Trendwechsel. Die Corona-Pandemie hat bestehende Trends wie beispielsweise die Digitalisierung beschleunigt, andere abgebrochen und wieder andere ausgelöst. Zudem legte die Inflation kräftig zu und mit ihr steigen auch die Zinsen. Zinssensitive Aktien wie die von Immobilien-Unternehmen und Wachstumswerten – also Aktien, die den Fokus auf die Zukunft und künftige Erträge legen – sind unter Druck geraten, darunter viele Technologietitel. Dementgegen profitierten Öl- und Rüstungskonzerne von dem veränderten Marktumfeld.

Aktien: Gewinner und Verlierer 2022

Wie Bloomberg berichtet, stellte das veränderte Marktumfeld eine große Herausforderung dar. Sorgfältig ausgearbeitete Anlagestrategien wurden über den Haufen geworfen, zunächst durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine und die anschließende Energiekrise, dann durch die steigenden Kreditkosten, die die Rendite 10-jähriger deutscher Anleihen, Europas Benchmark, auf den höchsten Stand seit über zehn Jahren steigen ließen.

Doch wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner. Der Krieg erwies sich als Segen für Aktien von Rüstungsunternehmen, während steigende Zinssätze die Kreditmargen der Banken in die Höhe trieben.

Gewinner und Verlierer: Defensive Aktien outperformen Immobilien-Aktien

Als sich das Nullzinsumfeld auflöste, „könnte man sagen, dass wir eine Säuberung von spekulativen Anlagen erlebten, und die Augen richteten sich endlich auf die wesentlichen Fundamentaldaten der Unternehmen und ihre Zukunftsaussichten“, so James Rutherford, Leiter der europäischen Aktienabteilung bei Federated Hermes Limited.

Die Aktienauswahl wird im kommenden Jahr von entscheidender Bedeutung sein, meint Rutherford und sagt voraus, dass „der Markt auf Unternehmensebene noch differenzierter werden wird.“

Nachfolgend ein Blick auf einige der größten Gewinner und Verlierer des Jahres 2022:

Ein gutes Jahr für den Verteidigungssektor. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine haben die europäischen Regierungen fast über Nacht ihre militärischen Kapazitäten aufgestockt. Das Ergebnis war ein 130-prozentiger Anstieg des deutschen Rüstungsunternehmens Rheinmetall AG, dem Spitzenreiter unter den europäischen Aktien in diesem Jahr. Andere europäische Verteidigungswerte wie Thales SA, Dassault Aviation SA und SAAB AB legten zwischen 60 und 80 % zu.

Der Sektor könnte noch mehr Potenzial haben: Die von Bloomberg erfassten Analysten sehen für die Rheinmetall-Aktie immer noch ein Aufwärtspotenzial von 20 %.

Investoren setzen auf Defensive Aktien in 2022

Fossile Brennstoffe an der Spitze

Ein Boom in sogenannten Old-Economy-Sektoren wie Öl und Bergbau sorgte dafür, dass der Teilindex Energie im Stoxx 600 mit einem Plus von 30 % am besten abschnitt. Eine Energiekrise, die durch einen Rückgang des russischen Angebots verursacht wurde, trieb die Ölpreise in der ersten Jahreshälfte in die Höhe, und viele der großen europäischen Ölkonzerne meldeten Rekordgewinne und führten Rückkäufe durch. Analysten erwarten für die Schwergewichte Shell Plc und BP Plc im nächsten Jahr immer noch Renditen von rund 20 %, obwohl die zunehmende Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Rezession die Ölpreise belasten könnte.

Bank Aktien: Auf Zinserhöhungen setzen

Die europäischen Banken verzeichneten ein starkes Jahresende, konnten im vierten Quartal 19 % zulegen und ihre Verluste im Jahr 2022 fast vollständig ausgleichen. Die hohen Gewinne haben den Banken geholfen, Kapital aufzubauen, das sie an die Anleger zurückgeben können – einige wie Banco Santander SA und UBS Group AG haben Aktienrückkäufe angekündigt.

Und der Aufschwung könnte sich bis ins Jahr 2023 fortsetzen. Die Hälfte der europäischen Fondsmanager gab in einer Umfrage der Bank of America im November an, dass sie Bankaktien als Anlagehafen betrachten, in dem sie sich für höhere Zinsen positionieren können.

Big Pharma gewinnt

AstraZeneca Plc mit seinem umfangreichen Portfolio an Krebsmedikamenten legte im Jahresverlauf um über 30 % zu, während die dänische Novo Nordisk A/S um 25 % zulegte, da die Nachfrage nach ihrem Adipositas-Medikament Wegovy das Angebot überstieg.

Der Höhenflug von Big Pharma könnte sich 2023 fortsetzen, da die Analysten von Oddo BHF für 2023 eine Fülle von klinischen Nachrichten erwarten, darunter eine mit Spannung erwartete Lungenkrebsbehandlung von AstraZeneca.

Verlierer:

Immobiliensektor bricht ein

Das Schlusslicht bildete der zinssensitive Immobiliensektor, der den stärksten Jahresrückgang seit 2008 verzeichnete. Da die Immobilienwerte sinken und die Finanzierungskosten weiter steigen, könnte das Schlimmste für einen Markt, der durch jahrelange billige Kredite aufgebläht wurde, noch bevorstehen.

Die an der Stockholmer Börse notierte Samhallsbyggnadsbolaget i Norden AB (SBB) war mit einem Minus von mehr als 70 % der schlechteste Wert im Immobilien-Subindex. Mit einigen der am stärksten fremdfinanzierten Vermietern in Europa könnte sich Schweden als Negativbeispiel für andere Märkte erweisen.

Immobiliensektor bricht wegen hohen Zinsen/Inflation und Energiekosten ein

Die Probleme der Credit Suisse

Nach einer Reihe von Skandalen erlebte die Credit Suisse Group AG ein weiteres düsteres Jahr mit einer Abwanderung von Kunden und einem Aktienkurseinbruch von 66 %. Das Unternehmen verlor an einem Tag fast ein Fünftel seiner Börsenkapitalisierung, nachdem es einen Verlust von 4 Mrd. USD und eine Geschäftsumstrukturierung gemeldet hatte. Andrew Coombs von der Citi prognostiziert, dass die Credit Suisse im Jahr 2023 „einen hohen Verlust“ machen wird.

Lebenshaltungskosten treffen den Einzelhandel

Der Stoxx 600 Retail Index war mit einem Minus von 30 % die Untergruppe mit der zweitschlechtesten Performance, da die Inflation die Verbraucherausgaben schmälert und die explodierenden Preise die Inputkosten der Unternehmen in die Höhe treiben. Keiner dieser beiden Faktoren wird sich in absehbarer Zeit abschwächen.

Der Lebensmitteleinzelhandel erwies sich jedoch als relativ widerstandsfähig, da die Verbraucher vorrangig in Lebensmittel investierten. Der Bekleidungseinzelhandel, insbesondere in Großbritannien, musste jedoch größere Einbußen hinnehmen: Marks & Spencer Group Plc und JD Sports Fashion Plc büßten über 40 % ein. Das E-Commerce-Modeunternehmen Zalando SE verlor mehr als 50 %.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Investitionen in die Ölindustrie sind Stand aktuell konstruktiv/zielführend.

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