Indizes

Aktienmärkte: Der nächste Abverkauf – was ist da los?

Der große Abwärtsdruck des frühen Septembereinbruchs für die Aktienmärkte schien zunächst verflogen – aber wo war eigentlich die Erholungsbewegung? Der Markt scheint wieder den Weg des größten Schmerzes zu gehen, indem er den korrekturbedürftigen Nasdaq vor Tagen wieder etwas nach oben brachte, die Standardindizes – und damit Value – aber weiter schwächelten. Damit wurden jede Menge Fehlsignale für die Anleger erzeugt, wie es auch der der gestrige Tag gezeigt hat. Starker Beginn der Aktienmärkte – und dann ein stetiger Abverkauf. Die Tech-Aktien setzen die Korrektur fort, die am 2. September so spektakulär begonnen hat.

Aktienmärkte: Angespannte Börsenlage vor dem Monatsultimo

Der Monat September hat zunächst im Stil der Vormonate begonnen, um zum Ende doch seinem schlechten Ruf gerecht zu werden. Es gab zum 2. September beim Nasdaq 100 ein Allzeithoch von 12.420 Punkte – und dann binnen drei Tagen einen Einbruch von 11 Prozent, was der schnellste Sturz von einem All Time High in einen Korrekturmodus gewesen ist. Sogar schneller als beim schnellsten Einbruch seiner Geschichte im Coronacrash Februar/März (Dauer: sechs Tage) oder im Jahr 2000 (Dauer: neun Tage). Jetzt hat der Tech-Index sein Tief der Vorwoche unterschritten (10.833 Punkte), aber bis zur 200-Tage-Linie ist noch ein gutes Stück Weg nach unten (derzeit bei 9555 Punkten).

S&P 500: Auch das große Dickschiff der Aktienmärkte hat von seinem Allzeithoch von 3582 Punkten bis gestern schon um fast 10 Prozent korrigiert – Schlussstand 3236 Punkte. Nachdem die 50-Tage-Linie nicht zurückerobert werden konnte, geht es nun Tag für Tag nach unten. Ist dies die erste ernsthafte Korrektur der Aktienmärkte nach fünf Monaten ständig steigender Kurse? Bis zum 200 Tage-Durchschnitt (aktuell bei 3110 Punkten) ist es jetzt nicht mehr weit.

Korrektur beim Dax

Unser Leitindex zeigt einmal mehr, dass es ihm nicht lange gelingt, sich von der Entwicklung der Wall Street abzukoppeln. Exportfreundliche Euro-Abschwächung hin oder her, allein die angelsächsische Aktionärsmehrheit macht ihn immer zu einem Spielball fremder Mächte. Allerdings ist seine Korrektur von seinen Corona-Hoch von 13460 Punkten noch nicht einmal so groß, wie die des großen Bruders. Bis zur großen Auffangzone, dem 200 Tage-Durchschnitt, sind es beim Dax nicht mehr allzu viel Prozente (12190 Punkte). Da darf es beim heutigen Ifo-Index um 10:00 Uhr keine negative Überraschung geben.

Fundamentale Gründe

Nach dem Extremanstieg der Indizes über fünf Monate in Folge, mit teilweise parabolischen Chartverläufen, bräuchte es eigentlich keine großen wirtschaftlichen Begründungen für eine Korrektur der Aktienmärkte. Natürlich braucht es Argumente für Investoren, um Gewinne mitzunehmen und ein paar Chips vom Tisch zu nehmen, wie es Großinvestoren schon seit geraumer Zeit tun. Aber die aktuellen Begründungen sind nicht von der Hand zu weisen, wie zum Beispiel der Anstieg der Coronafälle in den westlichen Ländern – Extrembeispiele Spanien und Frankreich, die sogar die Rekordwerte des Frühjahrs erreicht haben. Damit wächst die Sorge vor Beschränkungen, die bestimmte Branchen extrem am Boden halten. Allein in Deutschland machen Luftfahrt, Gastgewerbe, Reiseunternehmen und weitere Pandemie-sensible Branchen acht Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Sicher auch in den USA.

Dann das Thema US-Wahlen. Welchem Investor ist nicht bewusst, was ein unsicherer Wahlausgang mit all seinen Imponderabilien (Stichwort Briefwahl) mit sich bringt? Waren die US-Indizes nach dem Wahlsieg von George W. Bush gegen Al Gore im November 2000 nicht auch schlagartig abgestürzt, nachdem Verlierer Gore aus triftigen Gründen den Wahlausgang nicht anerkannt hatte?

Hinzu kommen vermehrte Signale aus der Wirtschaft, dass sich die Erholung auch schon ohne weitere Coronafälle etwas abschwächen wird. Zum Beispiel leichte Rückgänge der Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe sowie für Dienstleistungen für die USA am gestrigen Tag.

Für die jetzigen und auch weiter möglichen Kursverluste der Aktienmärkte steht auch ein ganz bedeutender Faktor: Durch die Superhausse der vergangenen Wochen und Monate sitzen Millionen von neuen Tradern, vereinfacht RobinHoodies genannt, auf gehebelten Positionen im Nasdaq, dem S&P 500 sowie auch in Call-Optionen. Die Marginanforgerungen bei den Billig-Brokern gestatten keine größeren Rückschläge, es muss nachgeschossen oder die Positionen aufgelöst werden. Da dürfte die Not bei vielen besonders sorglosen Neo-Spekulanten groß geworden sein und vermutlich auch noch werden. Das leichte Geldverdienen mit Kredit- und Hebeleinsatz hat noch nie lange funktioniert, daher darf man schon auf die Meldungen aus dem Bereich der Supertrader gespannt sein. Anlegern, die sich ihre Anlagestrategie aus den Jubelnachrichten in Social Media geholt haben.

Fazit

Noch hat der Börsenmonat September vier Börsentage, um seine Bilanz zu verbessern, aber es sieht eigentlich nicht danach aus. Es ist vieles möglich, darauf deutet schon die gestiegene Volatilitätserwartung hin und die Vorsicht der Broker, die teilweise schon höhere Margins von ihren Kunden verlangen.

Die Lage hat sich für die Aktienmärkte auch markttechnisch deutlich verschlechtert, die Rückeroberung der 50-Tage-Linie ist gescheitert. Ein Test des langfristigen Aufwärtstrend (SMA 200) bei S&P 500 und Dax in den nächsten Tagen ist sehr wahrscheinlich geworden.

Aber ich muss noch einmal mein Argument von vor ein paar Tagen wiederholen: Das Letzte was die US-Regierung und auch die Federal Reserve jetzt brauchen können, wäre eine Ausweitung der Korrektur bis zu einem Bärenmarkt. Angesichts des Zeitpunkts vor den Wahlen und der finanziellen Bedeutung eines 20 Prozent-Rückgangs für die US-Ökonomie, wo allein schon der S&P 500 noch vor wenigen Tagen mit 29 Billionen Dollar bewertet war. Wann kommen die verbalen und monetären Interventionen?

Die Aktienmärkte stehen stark unter Druck derzeit



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Ja der nächste Abverkauf, schaut euch doch mal den Bund-Future an, der steht kurz vor dem Abkippen nach unten ?

    „Ein Test des langfristigen Aufwärtstrend (SMA 200) bei S&P 500 und Dax in den nächsten Tagen ist sehr wahrscheinlich geworden.“

    Ja, würde ich auch so sehen, wobei die Amis wesentlich mehr nach oben übertrieben haben, aber Wolfgang, Sie haben ja den S&P genannt und nicht den Dow-Jones…

    Und generell gesehen, ist diese Aktien-Hausse wohl eher auf die September-Call- Spekulanten zurückzuführen / Softbank

    Corana hin oder her, dass die Zahlen noch weiter ansteigen werden, sollte doch jedem klar sein, mit Hinblick auf den Winter zu. Wegen Grippe, Winter usw…

    Was aber erstaunlich ist, dass es bezüglich der Fallzahlen enorme Unterschiede gibt zwischen Nord- und Südeuropa.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage