Indizes

Israel-Hamas-Krieg Aktienmärkte, Öl und Gold: Im Bann der Bodenoffensive

Gold, Öl und Aktienmärkte reagieren nun äußerst sensibel auf die Bodenoffensive in Gaza - die noch sehr zurückhaltend läuft.

Israelische Soldaten in der Nähe des Gaza-Streifens
Israelische Soldaten in der Nähe des Gaza-Streifens. Photographer: Gil Cohen-Magen/AFP/Getty Images

Am Freitag Abend sah man ihn, den Angst-Trade, die schnelle Fluchtbewegung raus aus Aktien und rein in Gold. Der Goldpreis stieg am Freitag Abend noch schnell von 1.982 Dollar auf 2.009 Dollar. Heute früh sehen wir nun eine kleine Rückwärtsbewegung. Gold fällt aktuell auf, 1.996 Dollar, und die US-Aktienindizes können von ihren Tiefs am Freitag Abend wieder etwas ansteigen. Der Fokus liegt nun auf der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen.

Wie sehr eskaliert dieser Angriff, wie viele Tote gibt es, wie reagieren die Länder in der Region, siehe Iran, Syrien etc? Das sind nicht nur geopolitische Fragen. Die Bodenoffensive mag zwar irgendwie begonnen haben, aber der erwartete riesige Einmarsch bleibt (noch) aus? Das beruhigt die Aktienmärkte heute früh ein klein wenig. Das ist eine mehr als wacklige Beruhigung! Über den Ölpreis betreffen diese geopolitischen Fragen auch realwirtschaftlich den ganzen Planeten. Der WTI-Ölpreis war seit Anfang des Kriegs ab dem 7. Oktober von 83 auf 90 Dollar gestiegen, um dann bis vor einer Woche diese Gewinne wieder ganz abzugeben. Erst die Angst vor einem Verknappungs-Szenario bei der Ölversorgung aus dem Nahen Osten, dann folgte die Entspannung, weil sich keine Verknappung andeutete. Jetzt aber die tatsächlich drohende Eskalation über die Bodenoffensive. Mit 83,91 Dollar heute früh bleibt der Ölmarkt noch gelassen. Aber Aktienmärkte und Gold scheinen sensibler zu reagieren.

Je nachdem wie sich von jetzt an Tag für Tag die Bodenoffensive entwickelt, könnten Gold und Aktienmärkte gegenteilig reagieren. Fluchtbewegungen und Entspannungsbewegungen können sich abwechseln. Dass diese geopolitische Lage die Märkte beeinflusst, sieht man aktuell an folgender Bloomberg-Headline: „Öl und Anleihen fallen, da die Befürchtungen um den Nahen Osten abnehmen“. So schreibt man: „Öl gab zusammen mit Gold und Staatsanleihen nach, da die Nachfrage nach sicheren Anlagen nachließ, nachdem Israels Militäraktion im Gazastreifen vorsichtiger verlief als erwartet.“

Aber wie gesagt: Das kann sich nun schnell wieder ändern, je nach Nachrichtenlage! Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei Swissquote Bank, schreibt heute früh: Die Zuflüsse von Gold als sicherer Hafen gewinnen an Dynamik, da Israel seine Bodenangriffe im Gazastreifen intensiviert und den Preis für eine Unze am Freitag über die Marke von 2.000 Dollar gedrückt hat. Das gelbe Metall hat sich in letzter Zeit in den überkauften Marktbereich begeben, doch eine weitere Eskalation der Spannungen im Nahen Osten dürfte den Appetit aufrecht erhalten. Das nächste natürliche Ziel für Gold liegt in der Nähe der 2080 Dollar-Marke, dem Allzeithoch.

Im Energiesektor sind die Ölpreise in der vergangenen Woche gefallen, und US-Rohöl wird heute Morgen unter der Marke von 85 Dollar gehandelt. Israel hat Ziele in den Nachbarländern bombardiert und Truppen und Panzer in den nördlichen Gazastreifen entsandt, aber eine massive Bodeninvasion wurde vorerst vermieden, und die Erwartung einer langen Schlacht hält den Appetit auf Energieinvestitionen in Grenzen. Dennoch ist die Sichtbarkeit gering, und das Risiko plötzlicher Sprünge bei Versorgungsunterbrechungen bleibt hoch. Es wird erwartet, dass die Ölpreise zwischen 80 und 90 $ schwanken werden. Unterhalb von 80 Dollar dürfte das begrenzte Angebot die Nachfrage intakt halten, oberhalb von 90 $ dürfte die Erwartung einer nachlassenden globalen Nachfrage den Preisdruck in Grenzen halten.

Bloomberg liefert aktuell folgende Analystenkommentare: „Angesichts des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten sind wir auf der Hut vor einer Kollision zwischen angespannten Finanzbedingungen und geopolitisch bedingter Risikoaversion“, schrieb Eric Robertsen, Global Head of Research und Chefstratege bei Standard Chartered Plc, in einer Mitteilung an Kunden. „Im Moment ist es die Zinsvolatilität, die zu Abflüssen aus Schwellenländeranlagen und Aktien der Industrieländer führt“.

„Israels Bodenoffensive im Gazastreifen wird wahrscheinlich nur begrenzte langfristige Auswirkungen auf die Vermögensmärkte haben, es sei denn, der Konflikt weitet sich auf andere Regionen aus, wie etwa den Iran“, so Spencer Hakimian, Gründer des Hedgefonds Tolou Capital Management in New York.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

4 Kommentare

  1. Das nächste Ziel kann und werden sicherlich 2080 Dollar sein.
    Aber wann und wie lange?
    Passiert in Richtung BRICS nichts Außergewöhnliches hinsichtlich der Bezahlung von Rohstoffen, dann wird Gold auf 2300/2400 steigen, wenn keine hohe Inflation kommt/bleibt.
    Aber diese 2300/2400 wird Gold erst 2030 erreichen.
    Dann ist Gold weiter so kontinuierlich (mit Schwankungen) angestiegen, wie seit 1971.
    Warum sollte der Kurs auch schneller und höher steigen?
    Ja, vielleicht mal kurzfristig auf 2.500 für die Papiergold-Spekulanten. Aber dann ist es auch schnell wieder runter auf Normalniveau.
    Physisches Gold besitzen ist eben langweilig. Man wird nicht schnell reich, aber auch nicht schnell arm.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. So manche Verantwortliche in Washington, D.C. und im Staat Israel gehören vor den Internationaler Strafgerichtshof gezerrt, wegen ihres politischen Willens, Erdöl aus/von Ölfeldern im syrischen Nordosten/Deir Al-Zor zu stehlen.

    1. In Sachen „Gazastreifen“ sind der Kampf gegen die Hamas und eine anschließende Zwei-Staaten-Lösung zwei Seiten einer Medaille.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage