Gerade die US-Aktienmärkte laufen von Rekordhoch zu Rekordhoch. Da ist es verständlich, dass Erwartungen an richtig gute Quartalszahlen in den Kursen bereits enthalten sind. Also müssen vor allem die großen Tech-Konzerne mehr denn je abliefern. In gut zwei Wochen beginnt so langsam die heiße Phase der Quartalssaison, aber Ende dieser Woche sind zum Auftakt die großen US-Banken mit ihren Daten an der Reihe.
Einige Wall-Street-Strategen sind der Meinung, dass die US-Aktienmärkte ihre Rekordrallye nur dann fortsetzen können, wenn die amerikanischen Unternehmen ihre Quartalsgewinne in die Höhe treiben. Laut einem Index der Citigroup haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen zu Beginn des zweiten Quartals häufiger angehoben als gesenkt. Gleichzeitig sind die Erwartungen für die 12-Monats-Gewinnprognosen so hoch wie nie zuvor, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.
„Angesichts der hohen impliziten Wachstumserwartungen müssen die Aktienmärkte wahrscheinlich Erhöhungen in Verbindung mit soliden, umsetzungsorientierten Gewinnsteigerungen sehen, um die jüngsten Gewinne aufrechtzuerhalten oder von hier aus weiter zu steigen“, schrieb Citigroup-Stratege Scott Chronert in einer Notiz. „Die Sorge besteht darin, dass die fundamentalen Trends zwar positiv und die Konsensschätzungen erreichbar sind, die Bewertungen aber darauf hindeuten, dass die Käuferseite mehr verlangen wird“.
Die Saison für das zweite Quartal beginnt ernsthaft am 12. Juli, wenn JPMorgan seine Ergebnisse vorlegt, nachdem der S&P 500 Index um etwa 35 % seit seinem Tiefstand im Oktober gestiegen ist, wobei die Benchmark in diesem Jahr 34 Mal ein Rekordhoch erreichte, angeheizt durch die Begeisterung für künstliche Intelligenz und Wetten auf niedrigere Zinssätze der Federal Reserve.
Dies hat jedoch die Bewertungen verteuert, da der Referenzindex mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 22 gehandelt wird, verglichen mit einem langfristigen Durchschnitt von 16. Duilio Ramallo, leitender Portfoliomanager bei Boston Partners, sagte, dass der Handel der US-Aktienmärkte angesichts der hohen Gewinnerwartungen unruhiger werden könnte, auch wenn ein Rückschlag nicht so stark ausfallen dürfte. „Es gibt eine Bewertungsdiskrepanz zwischen dem, was diese Spitzenunternehmen erreichen können, und den Erwartungen des Marktes“, sagte Ramallo in einem Interview. Da die Fundamentaldaten jedoch nach wie vor stark sind, sieht er etwaige Rückgänge im S&P 500 bis zum Jahresende auf 10 % begrenzt.
Auch die Berichte für das erste Quartal stießen bei den Anlegern auf ein gedämpftes Echo. Mehr als 80 % der S&P 500-Firmen übertrafen die Schätzungen, aber der Durchschnittswert der Aktien lag am Tag der Veröffentlichung der Ergebnisse um 12 Basispunkte unter dem Index, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.
Dieser Trend könnte sich im zweiten Quartal wiederholen, sagte David Kostin, Stratege bei Goldman Sachs in einer kürzlich veröffentlichten Notiz. Die Gewinnwachstumserwartungen sind so hoch wie seit fast drei Jahren nicht mehr, und die Stimmung der Anleger ist auf einem hohen Niveau, schätzte sein Team. „Dementsprechend dürfte die Belohnung für Gewinnsteigerungen in diesem Quartal geringer ausfallen als im Durchschnitt, wenn auch nicht so extrem wie im ersten Quartal“, so Kostin.
Bei Oppenheimer Asset Management hingegen sagte Stratege John Stoltzfus, dass robuste Gewinnaussichten und eine widerstandsfähige Wirtschaft noch höhere Bewertungen unterstützen könnten. Stoltzfus hob sein Jahresendziel für den S&P 500 auf 5.900 Punkte an – der zweithöchste Wert unter den von Bloomberg erfassten Strategen. Seine Prognose impliziert einen Anstieg um weitere 6 % gegenüber dem aktuellen Stand.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
„Strategen“ 😂😂😂😂😂