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Nach monatelangem Seitwärtstrend Warum der Aktienmarkt in Russland unter das Tief vom 24. Februar fällt

Der Aktienmarkt in Russland stürzt heute kräftig ab. Binnen einer Woche sind es -19 Prozent. Mehrere Faktoren wirken negativ.

Hochhäuser in einem Büroviertel in Moskau

Letzte Woche Mittwoch verkündete Wladimir Putin die Teil-Mobilmachung für die russische Armee. 300.000 Reservisten werden einberufen. Und nach dem ersten großen Exodus von Zivilisten aus Russland nach dem 24. Februar (darunter viele IT-Fachkräfte) findet nun wegen dieser Zwangsrekrutierung der zweite Exodus aus Russland statt, weil diese Männer ganz einfach nicht in der Ukraine kämpfen wollen. Und bei den zu erwartenden Strafen bei der Rückkehr nach Russland kann man sich denken, dass diese Personen wohl so schnell nicht zurückkehren werden. Was das mit dem russischen Aktienmarkt zu tun hat? Zahlreiche Arbeitskräfte verlassen das Land, die für die Volkswirtschaft wichtig wären.

Teilmobilmachung in Russland als verschärfender Faktor für Schwäche am Aktienmarkt

Diese Mobilmachung macht dem Kapitalmarkt auch klar, dass Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine so schnell nicht beenden wird. Im Gegenteil – bei den seit Wochen anhaltenden Geländegewinnen der ukrainischen Streitkräfte wird Russland dagegen halten. Die Isolation Russlands nimmt damit noch weiter zu. Je mehr die Lage eskaliert, desto stärker der Exodus von Arbeitskräften, die in einer eh schon schrumpfenden Bevölkerung eigentlich dringend gebraucht werden. Wohl durch diese Mobilmachung wird vielen Anlegern verstärkt klar, dass sich die wirtschaftliche Krise in Russland auch langfristig verschärfen könnte.

Alleine seit Anfang letzter Woche hat der Leitindex für den Aktienmarkt in Russland MOEX von 2.430 Punkten bis jetzt auf 1.962 Punkte verloren – ein Minus von 19,3 Prozent in nur 7 Tagen. Alleine heute ist es ein Minus von 6,1 Prozent gegenüber Freitag Abend. Im TradingView Chart sehen wir den MOEX seit Jahresanfang als blaue Linie. Man sieht es gut: Am 24. Februar – dem Tag es Kriegsausbruchs – rutsche der MOEX ab auf 2.058 Punkte im Tief. Jetzt ist der Aktienmarkt in Russland noch tiefer abgerutscht. Der Markt scheint einzupreisen, dass nicht nur eine harte Rezession ansteht – sondern dass Probleme wie ein verschärfter Arbeitskräftemangel und fehlendes Know How im Technologiebereich dauerhaft negativ auf die russische Volkswirtschaft wirken könnten. Natürlich sollte man als Lichtblick erwähnen, dass der russische Rubel seit Kriegsausbruch aufgewertet wurde. Denn durch Restriktionen der Regierung sowie hohe Mittelzuflüsse aus Verkäufen von Rohstoffen gibt es seit Monaten eine positive Bewegung hin zum Rubel.

Verlauf am Aktienmarkt in Russland im Vergleich zum Rubel

Heute zitiert CNBC Liam Peach, Emerging Markets Economist bei Capital Economics. Er erwähnt die Kosten für diese Einberufung hunderttausender Reservisten und die Flucht vieler wehrfähiger Männer ins Ausland, was den Arbeitskräftemangel noch verschärften könnte. Der russische Staatshaushalt sei im August in ein hohes Defizit geschlittert. Damit die Regierung ihre umsichtige Verwaltung der öffentlichen Finanzen aufrechterhalten kann, seien Steuererhöhungen in Russland erforderlich. Offizielle Zahlen würden eine Gesamtabwanderung von 216.000 Personen aus Russland in der ersten Jahreshälfte zeigen – inoffizielle Zahlen gehen eher von einer halben Million aus, so Peach.

Fazit

FMW-Fazit: Diese Teilmobilmachung ist eine Eskalation auch für die russische Wirtschaft. Der Aktienmarkt scheint dies nun den vierten Tag in Folge einzupreisen, und die Talfahrt hat heute nochmal Fahrt aufgenommen. Von März bis Mitte September sah man im MOEX grob gesagt einen Seitwärtstrend –  aber durch die Teilmobilmachung wird nun dieser Absturz ausgelöst. Zusätzlich zur Teilmobilmachung sollte man auch bedenken, dass in Europa die Rufe nach erweiterten Sanktionen gegen Russland immer lauter werden. Und schließlich sehen wir seit Tagen auch international stark fallende Aktienmärkte. Diese gesamte Gemengelage wirkt aktuell negativ auf den Aktienmarkt in Russland.



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3 Kommentare

  1. Auch in der Ukraine haben Männer versucht das Land zu verlassen. Und jetzt dürfen sogar die Studenten nicht mehr zum Studium zurück. Bisher haben sie an der Grenze eine Passierschein erhalten. Der wird nun eingezogen. Es hat anscheinend sehr viele Fälschungen gegeben und junge wehrpflichtige Männer sind damit ins Ausland gelangt. Ist ihnen nicht zu verdenken. Denn sie wurden geboren um zu leben und nicht als – Helden – zu sterben, bzw. wie mein Vater sagte, „im Krieg stirbt man nicht, oder fällt, sondern verreckt.“
    Das „Heldentum“ wird ihnen im Grab kein Trost sein.

  2. Der Moex ist genau da wo andere Charts erst noch hin müssen bzw. schon dort sind. Daraus solch eine Geschichte zu bauen, passt in das BILD der gleichgeschalteten Medien „Putin = Böse“.

    Wie wär’s denn damit: „Wer schneller unten ankommt kann schneller wieder aufsteigen“ Bei den westlichen Indices muss noch jede Menge Luft raus und FMW ruft schon die Umkehr der Notenbänkster aus, weil ja sonst die Wirtschaft crasht. Es crashen nur die Zombies! Davon hat’s reichlich, sehr reichlich!!
    Ohne Parasiten lebt es sich sehr viel leichter!
    Geschichte wiederholt sich, aber sie reimt sich nicht!
    Reimen tun nur Warmduscher, wie Habeck und Scholz, ohne Mut sich der Realität zu stellen.
    Kinderbuch-Autoren erfinden sich die Realitäterätät!

  3. Pingback: *** Must-Read: Aktuelles vom 27.09.2022 *** | das-bewegt-die-welt.de

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