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Aktienrückkäufe – Rückgang ein Warnzeichen?

Aktienrückkäufe waren der größte Treiber für US-Aktienmärkte in den vergangenen 10 Jahren - jetzt ist aber ein Abflachen der so beliebten Kurspflege zu sehen

Aktienrückkäufe waren der größte Treiber für US-Aktienmärkte in den vergangenen 10 Jahren – beinahe drei Viertel aller Unternehmen im S&P 500 haben ihre eigenen Aktien zurückgekauft. Jetzt ist aber so etwas wie ein Abflachen der so beliebten Kurspflege zu sehen.

Der Höhepunkt im Jahr 2018  und Trumps Steuerreform

Wie bereits am letzten Mittwoch berichtet („Das Jahrzehnt der Aktienrückkäufe“), haben seit der Finanzkrise drei Viertel der Unternehmen des S&P 500 die Aktienrückkäufe genutzt, um den Unternehmenswert für Aktionäre, Management und Beschäftigte zu steigern, sehr oft unter Inanspruchnahme von billigen Krediten. Dass damit das Geld für Investitionen verloren ging, ja das ist eine der Kehrseiten dieses „Schaffens von Mehrwert“.

Betrachtet man die jetzt veröffentlichten Zahlen über die Rückkäufe, so stellt man fest, dass Donald Trumps (oder Steven Mnuchins?) Steuerreform das Ganze noch getoppt hat. Dazu ein paar Daten.

Die letzten Jahre:

2015: 572 Mrd. $
2016: 536 Mrd. $
2017: 519 Mrd.$
2018: 806 Mrd.$
2019: 740 Mrd.$ geschätzt

Die Rangliste der Rückkäufer:

Apple, Bank of America, Oracle, JPMorgan, Cisco, Wells Fargo, Microsoft

Die führenden Sektoren in der letzten Dekade:

Informationstechnologie: 27 Prozent
Finanzwerte: 16 Prozent
Einzelhandel: 14 Prozent

Damit lassen nicht nur die Effekte der Steuerreform vom Dezember 2017 nach, auch bei den immer noch sehr hohen Buybacks scheint der Gipfel erreicht zu sein. Wie die Zahlen für das zweite Quartal zeigen, ist ein deutlicher Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode erkennbar und die Bremsspuren für die Unternehmen haben sich seither noch weiter verstärkt.

Q2 2018: 190,6 Milliarden Dollar
Q2 2019: 166 Milliarden Dollar, ein Minus von 13 Prozent

Aktienrückkäufe in den USA – dreifacher Wert aller 30 Dax-Konzerne

Aus den obigen Zahlen wird deutlich, um welche Größenordnung es sich bei den Aktienrückkäufen gehandelt hat. Über drei Billionen Dollar in nur fünf Jahren, auch bei einer Marktkapitalisierung des S&P 500 von 22 Billionen Dollar ein gewaltiger Faktor. Dies entspricht immerhin dem dreifachen Wert aller 30 Dax-Konzerne.

Seit Anfang 2018 ist der Effekt der Steuerreform Donald Trumps zu erkennen, mit ihren Sonderregelungen. Nur wurden die repatriierten Dollar nicht für Investitionen in Arbeitsplätze in den USA verwendet, sondern in Form von Ausschüttungen für Aktionäre und Manager. Allein Tim Cook erhielt im Sommer 2018 Aktienoptionen für 120 Millionen Dollar, weil es ihm dies vertraglich zugesichert wurde, wenn seine Firma ein besseres KGV aufweist, als drei Viertel der Unternehmen im S&P 500. Dafür brauchte die Firma nur einen Teil ihrer Cashreserven für Aktienrückkäufe zu nutzen und der Shareholder-Value-Ansatz war erfüllt.

So funktioniert Financial Engineering im Land des Kapitalismus und Donald Trump hat damit nicht gerade sein Versprechen erfüllt, gegen die Herrschaft des Establishments (Geldes) vorzugehen, sondern diese sogar noch verstärkt.

Ob die vorgelegten Zahlen auf ein Ende des Booms hindeuten, angesichts der steigenden Verschuldung von Staaten und Unternehmen? Zugleich stellt man sich die Frage: Was wollte die US-Regierung eigentlich mit der größten Steuerreform seit Jahrzehnten erreichen?

Aktienrückkäufe waren der Haupttreiber für die Wall Street, nun schwächen sie sich ab



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2 Kommentare

  1. …so wie Sie es geschrieben haben…den oberen 10.000 die Taschen noch voller machen…das war und ist das einzige Ziel…die Kuh melken so lange es geht…

  2. Pingback: Die Nachrichten vom 29. August 2019 | das-bewegt-die-welt.de

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