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Aktienrückkäufe – der US-Konzerns Kohlˋs, Spezialist im Financial Engineering

Was ist durch die Aktienrückkäufe in den USA ausgelöst worden? Die Auswirkungen dieser Aktienrückkäufe sieht man beispielhaft am US-Konzern Kohl´s: Der US-Einzelhändler Kohlˋs ist mit seinen 1150 Filialen zwar kein Riese wie Walmart, aber mit seinen 140 000 Beschäftigten ist das Unternehmen aber doch einer der Großen in den USA. Zuletzt machte der Konzern durch seine Zusammenarbeit mit Amazon von sich reden, vor allem dadurch, dass er ab Juli alle von Amazon bestellten Waren im Falle einer Rücksendung zurücknimmt. Und das in 48 Bundesstaaten. Was aber gestern bei der Vorlage seiner Quartalszahlen wieder ins Bewusstsein gerückt war, ist die Tatsache, dass es sich bei diesem Unternehmen um ein wahres Aktien-Rückkaufmonster handelt.

Die Aktienrückkäufe von Kohlˋs – eine Orgie

Wie bereits öfters berichtet wurde, war die große Aktienhausse der letzten Dekade in den USA zu einem großen Teil auf die Aktienrückkäufe der Unternehmen zurückzuführen. Man spricht davon, dass es bei 75 Prozent aller Unternehmen im S&P 500 solche Rückkäufe gegeben hat und in ähnlicher Höhe soll sich auch der Anteil der Buybacks an der Hausse ausgewirkt haben. Zuerst initiiert durch die superniedrigen Zinsen und in der letzten Phase speziell durch die Steuerreform von Donald Trump mit all ihren Bonusregeln bei der Repatriierung von Auslandsgeldern. Profitiert durch diese Form der Aktienbestandsreduzierung haben nicht nur die Aktionäre, sondern ganz besonders die Führungskräfte, die nicht selten von an das KGV des Unternehmens geknüpfte Bonusregeln gewaltige Zahlungen erhalten haben.

Als wahres Monster in Sachen Aktienrückkäufe hat sich dabei die Einzelhandelskette Kohlˋs im vergangenen Jahrzehnt erwiesen. Von über 300 Millionen Aktien wurde die Zahl der ausstehenden Aktien bis auf knapp 170 Millionen reduziert – eine Verknappung um sagenhafte 47 Prozent.

Jetzt spürte man die Auswirkungen des US-Handelsstreits, gerade im Hinblick auf die Zölle ab 1. September. Als Vertreiber von Bekleidung, Haushaltsgeräten, Elektoartikeln u.ä. im niedrigen bis mittleren Preissegment wäre man natürlich von einer Bezollung Chinas besonders betroffen.

Ergo:

Kohlˋs hat in der Vergangenheit zum einen profitiert von der ungezügelten Kauflaune der US-Verbraucher, wie auch von seiner speziellen Form des „Financial Engineerings“, welches einen Anstieg des Aktienkurses auch ohne substanzielle Gewinnsteigerungen im Unternehmen ermöglichte.

Was aber wird in der Zukunft mit Kohlˋs und seine Konkurrenten wie Kmart, Target, Walmart, Dillardˋs, Macyˋs und anderen geschehen, falls die beiden Haupttreiber einbrechen sollten?

Der US-Konzern Kohl´s steht beispielhaft für Aktienrückkäufe

By MB298 – Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46873103



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9 Kommentare

  1. @Wolfgang, Ihre Artikel ganz allgemein, und mehr noch die mit Schwerpunkt USA und deren fast perversem Erfindungsreichtum in Sachen „Financial Engineering“ und anderer Kapriolen an Wertschöpfungsmechanismen des eigenen Börsenwertes finde ich immer wieder sehr lesenswert und informativ. Davon ist an anderer Stelle so gut wie nie zu lesen.

    1. @leftutti. Danke für die Blumen. Ihr politisch-soziologisches Grundwissen, gepaart mit sprachlicher Eloquenz, ist aber auch nicht „von schlechten Eltern“.
      Grüße in den hohen Norden

      1. @Wolfgang, tja, nur leider wird das häufig gar nicht oder missverstanden, was mir dann regelmäßig „schlimme“ verbale Prügel beschert und zu skurrilen Trollaktionen in der Kommentarspalte führt. Vielleicht sollte ich die Texte vom sensationellen Google Translator in Trollsprache transkribieren lassen und parallel posten :D

  2. Ja das tödliche Spiel mit den Aktienrückkäufen funktioniert eben nur solange die dafür verwendeten Kredite tiefer sind als die Dividende der Aktien.Darum mussten die Amis wohl die Zinsnormalisierung brüsk umkehren, weil der Aktienmarkt allergisch reagiert hat.Das Endspiel geht in die Verlängerung u.dann gibt es noch Elfmeterschiessen u.am Schluss werden Alle verlieren, im Gegenstz zum Fussball.

    1. Falsch, einige wenige gewinnen bei dem Spiel in der Regel. Lesen Sie mal ein paar Bücher (oder zumindest Reminiscenes of a stock operator, Jesse Livermore und Co Autor) über die Börsenzeit 1880 bis 1930. Da werden Sie viele Namensväter von Unternehmen kennenlernen.

      1. @Shong09 @Altbär
        Ganz verwegen könnte man behaupten, es sind und waren immer wieder dieselben Namen, die profitieren. In guten, wie in schlechten wirtschaftlichen Perioden, vor, inmitten und nach Kriegszeiten, technischen Revolutionen oder globalen sozio-politischen Umwälzungen.

        Doch irgendwo ist das auch relativ. Denn der Profit in einer Krise wird oft auch im Verhältnis zum gewohnten „Lebensstandard“ sinken, währenddessen er gleichzeitig, verglichen mit den restlichen 99,97% der Menschheit, sogar zu steigen vermag.

        Ich denke also, weder falsch, noch richtig auf beiden Seiten. Einigen wir uns auf unentschieden, weil im Elfmeterschießen die Reservespieler ausgegangen sind.

        1. Großteils haben Sie im ersten Absatz Recht, aber Sie lassen außer Acht, dass einerseits einige wenige gerade in den großen Krisen/Depression erst zu ihrem Vermögen kommen (wenn man ehrlich ist bietet eben gerade das Shorten auch dem Normalo das größte Gewinnpotential, nur leider eben auch beim größten Risiko), welches man sich mit einem Mindestmaß an Intelligenz auch nicht mehr nehmen lassen braucht, und andererseits viel schwerwiegender lassen Sie das Verhalten der Profitierenden unbetrachtet. Gerade dies ist jedoch von Belang, ob gesetzestreu und moralisch einwandfrei oder ganz und gar nicht.
          Es gibt z.B. eine (Bankers-)Familie in Amerika, welche immer noch im Kongress/Senat sitzt, welche zur Zeit des WWII in Europa eine große Waffenfabrik besaß und an die Deutschen lieferte, und diese auch nach Aufforderung durch Organe der USA nicht aufgab.
          Diverse der mächtigen Akteure profitieren in der Krise, teilweise auch nur unmittelbar danach, noch viel mehr als im normalen Aufschwung, oftmals auch durch rechtswidrige Methoden. Und manche dieser führen die Krise deswegen absichtlich herbei.

          Ich halte es für sehr wichtig, dass man sich dessen bewusst ist. Ansonsten kann man sich weder darauf einstellen, noch dem entgegenwirken.

  3. Wolfgang Müller, der deutsche Tyler Durden.
    Auch ich freue mich immer wieder über ihre detaillierten und „des Wahnsinns offenbarenden“ Berichte aus dem Land der unbegrenzten Gier.
    Weiter so!

  4. Es gab schon grosse Diskussionen über den Sinn der Aktienrückkäufe. Eigentlich ganz einfach, diese sind nur sinnvoll wenn sie nicht überbewertet sind.Wenn ein Manager für seine Firma Aktien zurückkauft um seine Bezüge zu erhöhen ( durch schizophrene Lohnsysteme gefördert) dann schädigt er seine eigene Firma ,was man rein theoretisch als ungetreue Geschäftsführung auslegen könnte, aber in der heutigen Finanzwelt als legaler Diebstahl gross in Mode.

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