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Was, wenn Notenbanken Zinsen nicht senken können trotz schwacher Wirtschaft? Angst vor Stagflation: Aktienmärkte fallen, Gold steigt

Globale Aktienmärkte steuern auf tiefsten Stand seit einer Woche hin

Stagflation Gold Aktienmärkte

Nach den enttäuschenden Daten vom US-Arbeitsmarkt (JOLTs) sind die weltweiten Aktienmärkte gefallen, während Gold stark gestiegen ist: die Investoren fürchten eine Stagflation, also einen wirtschaftlichen Abschwung ohne dass die Inflation nachhaltig fallen würde. Das unverzinste Gold wäre ein großer Profiteur eines wirtschaftlichen Abschwungs, wenn die Notenbanken die Zinsen senken, um die Abkühlung der Wirtschaft abzumildern. Sollte aber trotz wirtschaftlicher Abkühlung die Inflation hoch bleiben, wären Zinssenkungen durch Notenbanken gefährlich, weil die Inflation weiter antriebend. Diejenigen, ie derzeit Gold kaufen, wetten also darauf, dass die Inflation sinken wird und daher die Fed und anderer Notenbanken die Zisnen wirklich senken können. Geht die Wette nicht auf, dürfte Gold perspektivisch wieder fallen. Auch für die Aktienmärkte wäre das ein denkbar ungünstiges Szenario.

Aktienmärkte fallen, Gold steigt: Kommt die Stagflation?

Der MSCI World, die Benchmark für die weltweiten Aktienmärkte, steuerte auf die ersten aufeinanderfolgenden Verluste seit dem 13. März zu, wie Bloomberg nun berichtet. Die Juni-Kontrakte auf die Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 gaben jeweils um 0,2% nach. Die europäische Aktienmärkte fielen den dritten Tag in Folge. Dagegen stieg Gold stieg auf ein 13-Monats-Hoch. Die Rendite zweijähriger Staatsanleihen stieg zum ersten Mal seit vier Tagen, während der Dollar abverkauft wurde , weil die Märkte nun erwarten, dass die Fed ab September die Zinsen senken wird.

Unter Druck auch gestern Chip-Aktien: Nvidia führte die Verluste bei Chipherstellern im vorbörslichen New Yorker Handel an, nachdem Japan beschlossen hatte, sich einer US-Allianz zur Beschränkung der Chip-Exporte nach China anzuschließen. Damit dürfte der „Technologiekrieg“ weiter eskalieren.

Die Anleger warten nun gespannt auf die Daten zum US-Arbeitsmarkt am Freitag, um das weitere Vorgehen der Federal Reserve abzuschätzen. Während die Geldmärkte ihre Wetten auf eine Anhebung um 25 Basispunkte bei der nächsten Sitzung der US-Notenbank gesenkt haben, erhielten die „Zinstauben“ am Mittwoch einen herben Dämpfer, nachdem die Reserve Bank of New Zealand ihren Leitzins doppelt so stark angehoben hat wie erwartet. Die Zinserhöhungen in Verbindung mit den Turbulenzen im US-Finanzsystem deuten darauf hin, dass die Weltwirtschaft einen tieferen Schlag erleiden könnte. Das Gespenst der Stagflation geht um – und das könnte die Notenbanken in große Schwierigkeiten bringen: die Wirtschaft kühlt stark ab, aber aufgrund der weiter hohen Inflation können Fed und Co die Zinsen doch nicht senken. Für die Aktienmärkte wäre das der worst case.

„Es ist für die Zentralbanken viel einfacher, einen Fehler der Falken zu bereinigen, als einen Fehler der Dovens zu korrigieren“, sagte James Athey, Investment Director bei abrdn, im Bloomberg TV. „Wenn man es zulässt, dass die Inflation und die Inflationserwartungen nicht mehr verankert sind, ist das ein unglaublich schwieriges und schmerzhaftes Problem, mit dem man umgehen muss. Wenn man die Zinsen im Nachhinein zu stark anhebt, hat man eine Rezession heraufbeschworen, die wahrscheinlich ohnehin das Endergebnis sein würde, und man kann die Zinsen schnell senken, um dem entgegenzuwirken.“

Gold Aktienmärkte Stagflation

Gold steigt auf 13-Monats-Hoch: Sorgen vor Rezession treiben das Edelmetall nach oben

Hawkishe Aussagen aus Neuseeland und Australien

Die neuseeländische Zentralbank überraschte die Märkte mit einer Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt, doppelt so viel wie erwartet. Gouverneur Adrian Orr sagte, dass die Inflation zu hoch sei und dass die Erwartungen für Preiserhöhungen trotz einer schwächeren Wirtschaft weiterhin hoch sein könnten. Der Gouverneur der Reserve Bank of Australia, Philip Lowe, wies unterdessen die Annahme der Märkte zurück, dass der Zinserhöhungszyklus zu Ende gehe, und erklärte, dass die Notenbank Australiens weiterhin mit der Notwendigkeit höherer Zinsen rechnet.

Die globalen Aktienmärkte steuern nun auf den tiefsten Stand seit einer Woche hin, angeführt von japanischen und europäischen Aktien. Die Märkte in China, Hongkong und Taiwan waren wegen eines Feiertags geschlossen. Der MSCI Asia Pacific Index verzeichnete den stärksten Rückgang seit dem 27. März, wobei Toyota Motor Corp. und Daiichi Sankyo Co. am meisten zu den Verlusten beitrugen. Der Stoxx Europe 600 Index wurde von Bau- und Industriegüteraktien belastet.

Unterdessen stieg die Rendite zweijähriger Staatsanleihen um 5 Basispunkte, nachdem sie im US-Handel um 14 Basispunkte gefallen war. US-Staatsanleihen erlebten bis März eines der turbulentesten Quartale seit Jahren, weil unklar ist, wie sich ddie Inflation entwickeln wird, während gleichzeitig Ansteckungseffekte durch die Turbulenzen im Bankensektor drohen. Swap-Kontrakte stuften die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um einen Viertelpunkt auf der Fed-Sitzung im Mai auf etwa 50% herab, nachdem sie am Dienstag noch bei 70% gelegen hatte.

Viele Händler versuchen sich nun gegen die Inflation abzusichern. Andere Händler hingegen kaufen Gold aus Sorgen über eine Rezession oder Stagflation in den USA. Gold stieg so auf ein 13-Monats-Hoch und dürfte versuchen, sein Allzeithoch zu testen. Bitcoin stieg am Mittwoch und notierte über 28.500 Dollar.

FMW/Bloomberg

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