Die Wetten auf ein Ende der Zinserhöhungen und den Beginn der Zinssenkungen durch die Fed im kommenden Frühjahr haben in diesem Monat eine massive Anleihen-Rallye ausgelöst. Während die Renditen auf Staatsanleihen immer tiefer fallen, steigen globale Anleihen so schnell wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr.
Ein Bloomberg-Index für globale Staats- und Unternehmensanleihen hat in diesem Monat 4,9 % zugelegt, fast so viel wie seit dem Anstieg um 6,2 % im Dezember 2008, als die Rezession ihren Höhepunkt erreichte. Die Rallye wird von zunehmenden Spekulationen angetrieben, dass die US-Notenbank und ihre weltweiten Pendants die Zinserhöhungen weitgehend abgeschlossen haben und bald eine Zinswende einleiten. Infolgedessen gaben die Renditen auf Anleihen deutlich nach.
Aussicht auf Zinssenkungen der Fed
Wie Bloomberg berichtet, haben sich Anleger im November wieder in festverzinsliche Anlagen gestürzt. Gründe dafür sind Anzeichen für eine Abkühlung des globalen Wachstums sowie die Aussicht auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus, die die Händler dazu veranlasst hat, Wetten auf Zinssenkungen der Fed im Jahr 2024 abzuschließen. Der Gouverneur der US-Notenbank Fed, Christopher Waller, gab dieser Entwicklung am Dienstag weiteren Auftrieb, indem er sagte, dass das derzeitige Zinsniveau der Geldpolitik gut geeignet sei, die Wirtschaft zu bremsen und die Inflation zu senken.
Sollte sich die Inflation weiter verlangsamen, sieht er keinen Grund die Zinsen noch einmal zu erhöhen, so Waller. Die Märkte folgern daraus, dass die Fed früher als erwartet die Zinsen senkt. Dementsprechend preisen die Marktteilnehmer nach den Aussagen eine Wahrscheinlichkeit von über 40% ein, dass die US-Notenbank eine erste Zinssenkung nun schon im März ankündigt.
„Waller war ein Mitglied der Falkenpartei, daher ist es bezeichnend, dass er sich nun dovish äußert“, sagte James Wilson, ein leitender Portfoliomanager bei Jamieson Coote Bonds Pty in Melbourne. „Es klingt so, als ob die Fed ihren Zinserhöhungszyklus so gut wie abgeschlossen hat.
Treasuries bauten am Mittwoch im asiatischen Handel ihre monatlichen Gewinne aus, wobei die Renditen 10-jähriger US-Anleihen zum ersten Mal seit mehr als zwei Monaten unter 4,3 % fielen. Australische Anleihen mit ähnlicher Laufzeit stürzten um bis zu 14 Basispunkte ab, nachdem schwächer als erwartet ausgefallene lokale Inflationsdaten die Händler dazu veranlasst haben, darauf zu wetten, dass die politischen Entscheidungsträger mit der Zinserhöhung fertig sind.
Anleihen: Volatiles Jahr
Die aktuelle Rallye ist nur die jüngste Wende in einem volatilen Jahr für globale Anleihen. Die Wertpapiere legten im Januar kräftig zu, bevor sie in den folgenden sechs Monaten ins Trudeln gerieten und dann ab August eine dreimonatige Talfahrt begannen. Als der Bloomberg Global Aggregate Total Return Index Mitte Oktober seinen Tiefpunkt erreichte, lag er in diesem Jahr sogar 3,8 % im Minus. Jetzt liegt er im Jahresverlauf um 1,4 % im Plus.
„Die Fed gibt die Parameter für eine mögliche Lockerung der Politik vor“, sagte Gregory Faranello, Leiter des Bereichs US-Zinshandel und -strategie bei AmeriVet Securities in New York.
Die dovishen Erwartungen der Zentralbanken haben sich als Segen für Unternehmensanleihen erwiesen. Einem Bloomberg-Index zufolge bewegen sich die Renditen-Aufschläge für Investment-Grade-Unternehmensanleihen weltweit auf dem niedrigsten Stand seit April 2022. Sie haben sich im vergangenen Monat verringert, da sich die Anleger angesichts des zunehmenden Optimismus über eine sanfte Landung der US-Wirtschaft auf diese Wertpapiere stürzten.
Die durchschnittliche Rendite von Unternehmensanleihen ging diese Woche auf etwa 5,3 % zurück, nachdem sie im Oktober auf fast 6 % und damit auf den höchsten Stand seit 2009 gestiegen war, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.
Divergierende Ansichten
Es gibt nach wie vor Spannungen zwischen den Ansichten von Kreditanlegern und Zinshändlern, deren Vorhersage rascher Zinssenkungen durch die Fed eine deutlich härtere wirtschaftliche Landung vorauszusetzen scheint.
Swap-Kontrakte (Fed Fund Futures) gehen derzeit von einem vollen Prozentpunkt der Fed-Lockerung bis Ende 2024 aus. In ihren jüngsten Prognosen vom September gingen die US-Notenbanker davon aus, dass sie die Zinsen in diesem Jahr noch einmal anheben würden – was sie bisher nicht getan haben – und die Zinsen 2024 um einen halben Prozentpunkt senken würden. Sie werden diese Prognosen auf ihrer Sitzung vom 12. bis 13. Dezember aktualisieren.
FMW/Bloomberg
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