Europa

Arbeitsmarkt: Die Krise in Deutschland ist da

Lange schien der deutsche Arbeitsmarkt gegenüber der Krise in der Industrie immun zu sein. Aber wie neue Daten zeigen, ist das vorbei

Jahrelang boomte die deutsche Konjunktur, boomte auch der Arbeitsmarkt in Deutschland. Der Höhepunkt dieser Entwicklung – das zeigen Daten – war Ende 2017/Anfang 2018 erreicht, seitdem geht es vor allem in der deutschen Industrie steil bergab (zuletzt haben sich die Daten auf niedrigem Nievau stabilisiert):


source: tradingeconomics.com

Seit Anfang 2018 ist der Aufschwung in Deutschland zu Ende – verschärft wurde die Lage dann durch den Handelskrieg von Donald Trump gegen China, der im Frühjahr 2018 begann. Dabei zeigt sich ein Muster: schwach ist die Industrie, vor allem die Autoindustrie, die unter den rückläufigen Zahlen der Autoverkäufe in China leidet.

Demgegenüber hielt sich der Dienstleistungssekor, der vor allem von der Binnachfrage geprägt ist, lange sehr gut – das ist gewissermaßen das Echo des langen Booms, das nachhallt, selbst wenn der Boom schon zu Ende ist. Sichtbar wird das in den lange sehr starken Daten zum Dienstleistungssektor, der erst in den letzten beiden Monaten Schwäche zeigt:


source: tradingeconomics.com

Die Stärke dieses Dienstleistungssektors war maßgeblich dafür, dass der deutsche Arbeitsmarkt lange kaum auf die Krise der deutschen Industrie reagierte. Aber das ist nun vorbei – auch der Dienstleistungssektor beginnt nun zu schwächeln, wenngleich auf sehr viel höherem Niveau als die Industrie. Damit kommt nun der Arbeitsmarkt – ein nachlaufender Indikator, weil Firmen erst dann Mitarbeiter entlassen, wenn sie die Hoffnung auf Besserung der Lage aufgeben – gewissermaßen von zwei Seiten unter Druck.

Nun zeigt sich: die Krise der Konjunktur erreicht den Arbeitsmarkt in Deutschland – und diese Krise erfaßt speziell die konjunktursensitiven Bereiche wie Zeitarbeit, Industrie, Logistik etc. Heute hat die Bundesagentur für Arbeit die neuesten Daten aus dem Oktober bekannt gegeben – der Abwärtstrend ist nicht mehr zu verkennen:

Am Arbeitsmarkt ist der Trend abwärtsgerichtet
Grafik: Bundesagentur für Arbeit

 Dazu schreibt die Bundesagentur für Arbeit:

„Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X), ein Indikator für die Arbeitskräftenachfrage in Deutschland, ist im Oktober gegenüber September um fünf auf 232 Punkte deutlich zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Minus von 22 Punkten. Die Kräftenachfrage ist damit aktuell weiter rückläufig. Im längerfristigen Vergleich befindet sie sich aber nach wie vor auf hohem Niveau. Hintergrund des Rückgangs des BA-X ist die derzeitige wirtschaftliche Schwächephase, die sich vor allem in den konjunkturnahen Branchen wie der Zeitarbeit und dem Verarbeitenden Gewerbe, aber auch in der Verkehrs-und Logistikbranche sowie dem Handel bemerkbar macht. Bei den Unternehmen dieser Wirtschaftsbereiche ist ein deutlicher Rückgang der Nachfrage nach Arbeitskräften zu verzeichnen. Im Gegensatz dazu ist bei den Unternehmenaus den kon-junkturunabhängigen Dienstleistungsbranchenwie der Öffentlichen Verwaltung, dem Gesund-heits-und Sozialwesenoder dem Bereich Erziehung und Unterricht weiterhin eine steigende Nachfrage nach neuen Mitarbeitern festzustellen.“

Faktisch sind damit also jene Bereiche betroffen, die besonders viel zum deutschen BIP beitragen, während die in dieser Hinsicht nicht produktiven Bereiche wie Verwaltung und Sozialjobs weiter Nachfrage verzeichnen. Damit ist gewissermaßen das auf den Export fixierte Geschäftsmodell Deutschlands betroffen – Besserung ist vorerst nicht in Sicht, im Gegenteil. Wenn auf dem Arbeitsmarkt erst einmal eine Dynamik eingesetzt hat, dauert es lange, bis das „große Schiff“ wieder umzusteuern ist.

Deutschland, so viel scheint klar, durchläuft nun eine Krise, die wohl Jahre dauern wird. Die ohnehin schon politisch immer gespaltenere  Gesellschaft dürfte damit vor weiteren  Zerreißproben stehen..



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4 Kommentare

  1. hierzu ist eigentlich nur eins zu konstatieren, die Krise ist Hausgemacht. Von einer Regierung die Ideologie an erster Stelle setzt, Klimawandel dem Menschen zuschreibt um neue Steuern zu implementieren, keine tragenden Zukunftsmodelle entwickelt sondern einen Atomausstieg sprich Energiewende und die Zuwanderung versaubeutelt, dazu unserer wichtigsten Industrie in den Rücken fällt kann nicht anderes erwartet werden. Das bisherige Ergebnis spricht Bände, diese Regierung verursacht jeden Tag einen Volkswirtschaftlichen Schaden von ca. ZWEI Milliarden Euro, das macht seit Antritt Regierung Merkel summa sumarum ZEHN BILLIONEN Euro. Wer da noch Fragen hat sollte sich mal mit den Zahlen beschäftigen, zugegeben diese Werte erscheinen nicht in Bild, ZDF oder ARD, diese muss man sich schon selber aus den passenden Wirtschaftsartikeln und den Verbänden holen denn das was diese Regierung besonders gut kann ist verschweigen, lügen, verfälschen und vor allem nicht für das Land und dessen Volk dem sie eigentlich verpflichtet ist arbeiten. Das ist allerdings Rechts, Nazi und eine Verschwörungstheorie. Die Zukunft wird es zeigen und da kommt nichts gutes auf uns zu………..

    1. Woher kommt dieser kurze klare Moment der Erkenntnis, dieser Geistesblitz im vorletzten Satz?

      1. Das ist keine Erkenntnis, das war zynisch gemeint, für die jüngeren unter uns.

  2. Pingback: Nachrichten vom 30.10.2019 | das-bewegt-die-welt.de

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