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Banken: Filialschließungen, dann die Gewinne? Mitnichten

Die Banken sind in schwerem Fahrwasser. Am Mittwoch meldet die Deutsche Bank ihre Zahlen für das dritte Quartal 2019. Es kann eigentlich nichts substanziell Gutes dabei herauskommen, schließlich gilt es in nächster Zeit 18.000 Stellen abzubauen, um die Kostenstruktur zur verbessern. Die Abfindungen schlagen mächtig ins Kontor und verursachen beim deutschen Branchenprimus Milliardenkosten. Das Cost-Cutting soll sich aber bald in der Bilanz niederschlagen. Ist das realistisch?

 

Eine reine Online-Bank, die Lösung?

Ausgerechnet eine Tochter der Deutschen Bank, die Norisbank, weckt an dieser Annahme anhand der Geschäftszahlen der letzten Jahre große Zweifel. Bereits im Jahr 2006 übernommen, konnte man nach dem völligen Umbau zu einer Direkt-Anlagebank erwarten, dass die Gewinne mit deutlich reduzierten Personalkosten sprudeln würden. So geschehen in den ersten Jahren als die Verwaltungskosten um 71 Prozent, die Zahl der Mitarbeiter um 84 Prozent und die Zahl der Filialen um 100 Prozent zurückgingen, da man die letzte Vertriebsstelle bereits im Jahre 2012 geschlossen hatte. Bei mittlerweile 550.000 Kunden hätte dies eigentlich zu einer kleinen Gewinnexplosion führen müssen.

Ob Posten wie Bilanzsumme oder Kunden pro Mitarbeiter, Provisions- oder Zinsüberschüsse, alles verbesserte sich in den darauffolgenden Jahren, bis 2013. Aus diesem Jahr stammt der letzte Gewinn von 15 Millionen Euro, in der letzten Bilanz (2018) musste ein Verlust von 27 Millionen verbucht werden.

Sicherlich gibt es verschiedene Ursachen, die für diese Entwicklung verantwortlich sind, aber der Radikalumbau hat nicht die Robustheit erbracht, die man sich erwartet hat und es wird aus meiner Sicht eines deutlich: In dem seit 2012 („Whatever it takes“) grassierenden Zinstief lassen sich mit dem Geschäft mit Girokonten und Krediten für Banken kaum Erträge erzielen.

 

Banken: Die Bestätigung der Thesen von Dr. Krall

Die gerade genannten Zahlen in der Bilanz stützen in großem Maße die Analysen des Ökonomen Markus Krall, der sich jahrelang mit den Risikokennzahlen der Banken beschäftigt hat und deshalb einen tiefen Einblick in die Ertragsstruktur der Institute hat. Seine immer wieder geäußerten Thesen:

„Die Nullzinspolitik der EZB über alle Laufzeiten zerstört die Ertragsbasis der Banken mit hohem Tempo“. Denn bis zu 80 Prozent der Erträge kommen aus dem Zinsgeschäft, Stichwort Fristentransformation.

Die Banken mussten zudem allein im letzten Jahr 2,3 Milliarden an die EZB überweisen, aufgrund des negativen Einlagezinssatzes. Auch wenn es jetzt zu einer Entspannung durch einen Staffelzins kommt, befinden sich die Banken in einem Abwärtsstrudel, wie es die Tochter der Deutschen Bank als reines Online-Institut gerade demonstriert.

Die Norisbank sieht einen Ausweg im Bereich der Privatkundensparte der Mutter Deutsche Bank. Dort will man Kundengruppen mit einem digitalen Produkt- und Serviceangebot bedienen, hierbei soll die neue App des Konzerns mit dem Namen „Yunar“ eine große Rolle spielen.

Mal sehen, was der Chef der Deutschen Bank am Mittwoch für eine Vision für den Rückkehr der Bank in den profitablen Bereich präsentieren wird. Über das Thema Nullzinspolitik hat er bei zahlreichen Gelegenheiten schon lamentiert, nur ist hier keine Linderung in Sicht.

 

Fazit

Die Negativzinspolitik der europäischen Zentralbank frisst ihre Kinder, sprich die Banken, egal ob mit konventionellem Filialgeschäft oder ohne. Solange die Banken jedes Jahr noch Unsummen für Ihre Kapitaleinlagen an die Zentralbank überweisen müssen und aus dem Zinsgeschäft – kurz ausgedrückt: kurz leihen, lang verleihen – keine Einnahmen generieren können, ist das Geschäftsmodell äußerst gefährdet. Deshalb steht weiterhin die bedrohliche Vision des Bankenkenners Dr. Markus Krall im Raum, der ab Ende 2020 den Absturz im Bankensystem prophezeit. Aber es gibt jemand, dem das sicher bewusst sein dürfte, der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde. Ob sie etwas daran ändern wird, oder besser es auch kann?

Aber es scheint, als dass die Minuszinsen eine Art Sargnagel für eine ganze Branche sind, man will es nur (noch) nicht wahrhaben.

 

Banken sind in schwerem Fahrwasser



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3 Kommentare

  1. Die Deutschen Banken haben die Zukunft völlig verschlafen und können „reine Online Bank“ einfach nicht. Banken fintechs (neudeutsch: neo Banken) arbeiten mit ganz anderen Kostenstrukturen als deutsche Onlinebanken wie die Norisbank. Von 2006 bis 2019 ganze 550.000 Kunden. Das ist im europäischen Maßstab ein Treppenwitz.
    Neo Banken wie Revolut haben allein in einem Jahr!!! rund 180.000 neue Kunden gewonnen. Damit hat man jetzt schon 8 Mio Kunden.
    https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/revolut-hat-plotzlich-massiv-mehr-kunden-der-schweiz

    Revolut Gründer Storonsky: „Die Wettbewerber bauen nur lokale Banken, wir bauen globale Bankalternativen.“

  2. Die verantwortlichen Politiker stellen immer wieder aufs Neue unter Beweis, dass sie entweder ziemlich dumm sind oder verantwortungslos und skrupellos. Immer mehr beschleicht mich das Gefühl, sie könnten vielleicht alle diese Eigenschaften gleichermaßen besitzen.

  3. Ich bin ja auch recht sicher, dass sich Dr. Markus Krall nicht irrt – er ist in seinen Vorträgen sehr überzeugend und kann auf eine jahrelange einschlägige Erfahrung zurück blicken.
    ABER: aus welchem Grund verschiebt sich der Beginn des Crashs immer weiter nach hinten? In einem seiner frühen Vorträge war es, glaube ich, noch das letzte Quartal in 20119, danach der Sommer 2020 und nun ist es das Ende des Jahres 2020.
    Wenn es offenbar so ist, dass immer wieder politische Eingriffe erfolgen wie z.B. das QE und der Beginn des Kollapses dadurch DOCH verhindert wird, ist es dann nicht auch möglich, dass der Kollaps komplett aufgeschoben wird… auf einen Sanktnimmerleinstag? Ginge das? Oder wird durch das künstliche Verschieben des Eintritts-Zeitpunkts nur der Kollaps stärker werden?

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