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Denkanstoß für hochspekulative Trader Australien: Ist es Zeit für den BIG SHORT?

Ist es Zeit für den BIG SHORT in Australien? Am Immobilienmarkt lohnt sich ein Blick auf den Anteil variabel verzinslicher Immobilienkredite.

Die Oper in Sydney ist eines der bekanntesten Bauwerke in Australien

Bevor wir nach Australien blicken, ein kurzer Schwenk zurück in das Jahr 2008. Haben Sie auch den Film THE BIG SHORT gesehen, zweifelsohne die beste filmische Abhandlung über die Finanzkrise 2008, die ausgelöst wurde durch den Zusammenbruch am amerikanischen Immobilienmarkt? Haben Sie sich überlegt: „Ich als richtig schlauer Anleger (ein Schuss Satire) hätte damals auch diese Krise vorhergesehen, und hätte dann auch auf den Zusammenbruch des Häusermarkts gewettet“ – richtig? Nur das wäre eben nicht gegangen. Denn nur Banken, Hedgefonds und andere große Institutionelle Investoren mit sehr großen Geldbeträgen handeln Kreditausfallversicherungen und sonstige spezielle Finanzprodukte untereinander – und das an einem Markt, der für Privatanleger überhaupt nicht zugänglich ist. Aber sie als „Normalsterblicher“ hätten damals die Aktien der großen US-Banken shorten können, zum Beispiel über Leerverkäufe der Aktien, über eine Short-Wette in CFDs, über Put-Optionsscheine oder Optionen. Auch damit hätte man gutes Geld verdienen können, sehr gutes Geld!

Blick nach Australien – fallende Immobilienpreise und variable Kreditzinsen

Wer in einer Krise das ganz große Geld verdienen will, muss schon vor der Krise erkennen, dass sie entsteht, und sich entsprechend positionieren. Das ist eben das große Problem mit einem richtigen Crash. Wettet man auf so ein Ereignis, wird man von allen Seiten erst einmal schief angeschaut, denn es läuft ja noch alles prächtig. Man muss also ins Risiko gehen und das tun, was sonst keiner tut. Bietet sich in Australien derzeit so eine Gelegenheit? Wäre es eine Möglichkeit auf fallende Kurse von Finanzdienstleistern zu wetten, oder besser gleich auf fallende Kurse des gesamten Aktienmarkts? Das müssen Sie selbst entscheiden – wir geben hier keine Anlageempfehlungen ab!

Man schaue auf die folgende Grafik von Bloomberg. Sie zeigt Daten von Fitch Ratings aus Mai – demnach hatten Australien, Spanien, Großbritannien und Kanada die höchste Konzentration an variabel verzinslichen Krediten im Verhältnis zu den neu vergebenen Krediten im Jahr 2020. Und Australien ist einsamer Spitzenreiter mit einem Anteil von 90 Prozent. Das bedeutet: Steigen die Zinsen kräftig an, müssen die Schuldner dramatisch steigende Monatsraten hinnehmen – was viele ab einem bestimmten Punkt nicht mehr verkraften können. Zwangsversteigerungen, abstürzende Immobilienpreise und hohe Verluste bei Banken sind die Folge – als mögliches Szenario.

Anteil von Krediten mit variablen Zinsen an allen neuen Krediten

Gestern berichteten wir bereits darüber, dass die Immobilienpreise weltweit in wichtigen Metropolen dabei sind zu fallen, so auch in Australien. Denn in den westlich geprägten Industrienationen gab es zwecks Bekämpfung der Inflation seit Monaten deutlich steigende Zinsen. Und die sind nun mal Gift für die Kreditnehmer – vor allem wenn sie sich eben nicht langfristig feste Zinssätze gesichert haben.

Schauen wir auf die Zinsen in Australien (hier die Details der Zentralbank). Noch im April 2022 bei 0,1 Prozent im Keller, hat man den Leitzins seitdem in fünf Schritten bis zum 7. September angehoben auf 2,35 Prozent. Bei einer Inflation von aktuell 6,1 Prozent könnten die Zinsen womöglich noch weiter angehoben werden. Im folgenden TradingView Chart sehen wir seit 2015 als blaue Linie den Leitzins für Australien, und in orange dazu den Verlauf des Aktienindex S&P/ASX 200 auf CFD-Basis. Steht der Aktienmarkt vor einem Crash, weil eine für die Hauskäufer nicht mehr zu tragende Schuldenlast die australische Volkswirtschaft in den Keller zieht? Dies wäre ein Szenario für Short-Trader auf den dortigen Aktienindex.

Chart zeigt seit 2015 den Aktienmarkt in Australien im Vergleich zum Leitzins

Medienberichte aus Australien sprechen zum Beispiel von düsteren Prognosen für den australischen Immobilienmarkt, von einer sich verschärfenden Krise. Immobilienpreise dürften demnach noch weiter fallen. Laut dem jüngsten Immobilienbericht der Bank ANZ werden die Immobilienpreise in Down Under bis Ende 2023 um fast 20 Prozent fallen – und dieser Absturz sei nicht auf unsere Großstädte beschränkt. Auslöser für den düsteren Trend sei der steile Anstieg der Hypothekenzinsen zwischen Mai und Ende dieses Jahres in Verbindung mit einer geringeren Kreditaufnahmekapazität. Banken würden besorgt prüfen, ob Kreditnehmer angesichts der in die Höhe schießenden Zinssätze in Australien in der Lage sein werden, ihre Rückzahlungen zu leisten. Auch zeigen Berichte aus Australien, dass die Hauspreise derzeit so schnell sinken wie seit der globalen Finanzkrise 2008 nicht mehr – und die Marktbedingungen würden sich wahrscheinlich noch verschlechtern, wenn die Zinsen weiter steigen, so das Immobilienanalyseunternehmen CoreLogic.

Ich kann mich nur wiederholen. Es kann zu einem echten Crash in Australien kommen, weil viele Hypothekendarlehen variabel verzinst sind, und die Kreditnehmer durch die schnell steigenden Zinsen nicht mehr in der Lage sein könnten die Raten zu bedienen. Dies kann zu hohen Ausfällen bei den Banken und zu einem großen Crash am Aktienmarkt führen. Aber dieses Szenario kann so auch gar nicht stattfinden. Es gibt einfach so viele Variablen, die man eben nicht per Computermodell vorausplanen kann.

FMW/Bloomberg

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5 Kommentare

  1. Super Analyse!
    Kompliment 👍

  2. Sehr guter Bericht. Danke dafür. Doch wo findet man Zertifikate auf den ASX 200 ?

  3. Das kommt darauf an, wie viel davon über Swaps gehedged ist.

  4. Wie wird sich dies auf den Wechselkurs AUD/USD auswirken?

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