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Brexit: wie geht es jetzt weiter?

Wie geht es weiter nach dem Brexit?

FMW-Redaktion

Alles in Sachen Brexit dreht sich um den Artikel 50 des Vertrags von Lissabon. Dort heißt es unter Punkt 1 und 2:

1. Any Member State may decide to withdraw from the Union in accordance with its own constitutional requirements.

2. A Member State which decides to withdraw shall notify the European Council of its intention. In the light of the guidelines provided by the European Council, the Union shall negotiate and conclude an agreement with that State, setting out the arrangements for its withdrawal, taking account of the framework for its future relationship with the Union

UK müßte also die EU über den Austrittswunsch informieren – aber Cameron hat gesagt, dass er das nicht tun will, das soll sein Nachfolger erledigen. Und so wird Cameron am Dienstag nach Brüssel fahren, ohne den Artikel 50 zu aktivieren. Damit wird faktisch weitere Zeit gewonnen, denn mit der offiziellen Information an die anderen EU-Mitglieder beginnt eine 2-jährige Frist für Verhandlungen. Laut Angaben vieler Experten sei das ohnehin in zwei Jahren nicht zu schaffen – dazu gleich mehr..

Morgen treffen sich die sechs EU-Gründungsmitglieder in Berlin – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Belegien und Luxemburg. Schon dieses Besetzung ist eine gewisse Aussage! Vermutlich wird es auch ein Sondertreffen der EU-Finanzminister am Wochenende geben. Man kann davon ausgehen, dass es zeitnah zu einem Treffen oder conference calls zwischen den relevanten Notenbanken kommen wird.

Nun gibt es drei Optionen eines „Deals“ zwischen der EU und UK:

das Modell der Welthandelsorganisation (WHO). Vorteil wäre, dass es keiner kompolizierten Verhandlungen bedarf, weil das Abkommen bereits vorliegt, man müßte es also nur aktivieren für das Verhältnis EU-UK. Problem: es gibt dann keinerlei Sonderbehandlung oder Begünstigungen für die Briten

eine Art „New Deal“, also ein ganz auf UK zugeschnittenes Abkommen mit allerlei Sonderstatuten. Ganz großes Problem: das ist in zwei Jahren nicht zu schaffen , siehe Kanada, siehe TTIP etc.

Das „Norwegen-Modell“: UK würde damit in der „European Economic Area“ bleiben, und das ist ein entscheidender Punkt. Denn dann könnten jene Banken, die ihr europäisches Headquarter in London haben, ihren EU-Pass behalten. Aber UK müßte sich dann an die von der EU gesetzten Regeln halten ohne jedes Mitspracherecht. Und müßte weiter das Budget der EU mitfinanzieren – und dafür hätten die Briten wohl nicht erst austreten müssen, oder?

So der so: das wird ein sehr schwieriger Ritt. Die Folge: wir werden mittel- bis langfristig politische Börsen erleben..



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10 Kommentare

  1. Die Richtung wurde ja in Berlin schon angedeutet. Man will auf „mehr Flexibilität setzen“. Heißt übersetzt: Deutschland übernimmt den fehlenden Anteil von GB in der EU-Kasse, London bekommt eine Sonderlocke gedreht und die Wirtschaft kann genauso weiter machen, wie bisher.
    Die Ansteckungsgefahr ist geringer als von vielen befürchtet: London hat noch eine eigene Währung. Die Abtrünnungswilligen werden von der EZB gezähmt. Die Macht sitzt nicht in Brüssel, sondern in Frankfurt.

    1. Dänemark wird folgen, auch ein Land ohne Euro, und eventuell noch Schweden, aber Dänemark wird wieder mit GB und Norwegen die EFTA reaktivieren.

      1. Hier http://www.achgut.com/artikel/vorwaerts_aus_dem_brexit denkt jemand in die gleiche Richtung. Erscheint stimmig, vor allem weil die Sprache kein großes Problem ist und man eh schon gut zusammen arbeitet.

  2. Ich glaube, der DAX wird vor einem weiteren Anstieg das noch offene Gap aus dem Februar 2016 schließen. In Bezug auf den Dow glaube ich in Bezug auf die fundamentale Situation (wir befinden uns im Wahljahr) , dass dieser relativ zügig wieder Fahrt aufnimmt. Der EUR/USD wird eine Erholung ansteuern, vielleicht sehen wir die 1,12/1,13 noch einmal, dann aber wird er gen Süden Richtung 1,08/1,05 (vielleicht sogar 0,80) fallen, bevor er noch einmal neue Hochs Richtung 1,20 ansteuert. Gold wird eine Rally hinlegen, die bis 1700 gehen könnte. Der USD-Index wird steigen (in Abkopplung zum Gold), womit USD/JPY ggf. auch wieder interessant wird … man darf gespannt sein … manchmal hat solch ein Erdbeben an den Märkten auch was Gutes. Man findet ggf. gute Einstiege für Langzeitpositionen … Heil froh bin ich, dass ich am Donnerstag alle Positionen noch glatt gestellt habe. Ein wenig ärgere ich mich, dass sich hierunter auch eine Gold-Longposition befand. Aber gut, es hätte auch anders kommen können … Einstiege findet man ja immer wieder … Schönes Wochenende!

  3. Nicht, dass das besonders wichtig wäre. Aber: Spanien war kein „Gründungsmitglied“ der EU, bzw. der hier vermutlich gemeinten EG.
    Und warum sollten die ersten Mitglieder irgendwelche Sonderrechte haben? Frau Merkel ist übrigens auch noch nicht sehr lange dabei…

    1. Gründungsmitglied der EWG.

  4. Ein Problem der „modernen“ Demokratie ist es, dass verkalkte, debile und festgefahrene Generationen über die Zukunft eines Landes entscheiden dürfen, während die Zukunft, also die jungen Leute dem ohnmächtig gegenüberstehen.
    Kein Thema, das man unter 18 Jahren noch nicht wählen darf, doch was ist mit über 70? Mit Menschen, die wie die Maden im Speck leben, weil sie zufällig in eine Zeit geboren wurden, die ihnen Renten oder Pensionen in, nach heutigen Maßstäben, utopischen Dimensionen für Lebensleistungen beschert hat, die heute als eher bescheiden eingestuft würden. Die niemals in ihrem Leben gezwungen waren, sich mit den Härten des heutigen Arbeitslebens auseinanderzusetzen.

    Wie dem auch sei, anscheinend ist das das Beste, was die Spezies Mensch seit Erfindung der Demokratie in den Zeiten der alten Griechen vor 2500 Jahren zu bieten hat. Mit Ausnahme vielleicht der „freien“ Märkte, die man parallel zur Demokratie installieren konnte und die für den endgültigen Kollaps der menschlichen Vernunft verantwortlich ist.

    Dass diese Generation im Gegenteil aber noch ihre letzte Energie aufbringt, für Strukturen aus dem Mittelalter zu kämpfen, weil ihnen das wichtiger ist, als die Zukunft ihrer Erben, verwundert zwar, sollte aber auch Konsequenzen haben.

    Nun steht die „demokratische“ Entscheidung, Europa sollte nun nicht weiter zögern, sein ohnehin schwierigstes Kind, das ohnehin ständig Extrawurst und Dauerblockierer als Mitglied war, schnellstmöglich loszuwerden. Am besten gleich morgen starten mit den Verhandlungen, die jungen Menschen nach Europa locken, die demokratisch Verantwortlichen dieses Referendums in Ruhe sterben lassen, und dann die ausgestorbene Insel in 10 Jahren neu besiedeln.

    Nur halt nicht mit mit Abschaum und Schwerverbrechern und auf die Art und Weise, wie es schon mal im 15. Jahrhundert mit einer wesentlich größeren „Insel“ weit im Westen geschehen ist…

  5. Hallo,

    „Aber UK müßte sich dann an die von der EU gesetzten Regeln halten ohne jedes Mitspracherecht. Und müßte weiter das Budget der EU mitfinanzieren – und dafür hätten die Briten wohl nicht erst austreten müssen, oder?“

    und genau das wird passieren, sozusagen ein „Brexit für nix“. :D
    Die Briten…, man sollte eins nicht vergessen : Die EZB ist die mit großem Abstand „stärkste“ Notenbank der Welt.

    Viele Grüße
    Marko

    1. Genau, jetzt können die Briten ihre eigenen Regeln leben. Sie hatten ja kein Mitspracherecht, bis auf die Kleinigkeit, dass jedes noch so winzige Mitglied (wie z.B. Gibraltar) jede Entscheidung blockieren kann, wenn es nur mit NEIN stimmt. Dass sie also faktisch fast jede EU-Regelung blockieren und zu ihren Gunsten abändern können. Und das auch zur Genüge ausgenutzt haben.

      Sie hatten auch keinerlei Vorteile durch die EU-Mitgliedschaft…

      Wenn man nun seine große Freiheit nach Jahrzehnten der Sklaverei endlich wieder erlangt hat, würde ich vorschlagen: Ab morgen Tschüss!!!!

  6. Die EZB ist eine kriminelle Vereinigung und die FED ist eine private, kriminelle Vereinigung!

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