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Bundesbank überrascht über Inflation – 12 Euro Mindestlohn heizt an

Einkaufswagen vor einem Supermarkt

Die Bundesbank hat vor wenigen Minuten ihren Monatsbericht für Februar veröffentlicht. Sie titelt hier „Inflationsrate bleibt überraschend hoch“. Die Verbraucherpreise hierzulande seien zum Jahresbeginn 2022 abermals kräftig gestiegen – und das, obwohl ein Sondereffekt wegfiel, der die Inflation im vergangenen halben Jahr nach oben getrieben hatte. So hatte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz im zweiten Halbjahr 2020 für ein halbes Jahr verringert, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abzufedern und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dadurch wurde die Inflation im zweiten Halbjahr 2021 erhöht. Denn die Rate gibt die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahr an, in denen die Preise durch die Mehrwertsteuersenkung deutlich niedriger waren. Trotz des Wegfalls dieses sogenannten Mehrwertsteuer-Basiseffekts sei die Inflationsrate aber nur vergleichsweise wenig zurückgegangen, und zwar von 5,7 Prozent im Dezember auf 5,1 Prozent im Januar (Messung nach HVPI, Standardmessung liegt bei 4,9 Prozent). Einige Ökonomen hatten prophezeit, dass die Inflation ab Januar deutlich sinken werde, eben wegen dieses entfallenden Mehrwertsteuer-Effekts – aber Pustekuchen!

Bundesbank erklärt, warum die Inflation überraschend hoch bleibt

Insbesondere Preise für Energie haben sich laut Aussage der Bundesbank aufgrund deutlicher Tariferhöhungen für Gas und Strom stark verteuert. Auch die Preise für andere Komponenten des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) seien auf breiter Basis gestiegen. Ein Trend, der sich fortsetzen könne. In den kommenden Monaten dürfte der Preisauftrieb vor dem Hintergrund der deutlichen Teuerung auf den Vorleistungsstufen weiterhin hoch bleiben, so eine wichtige Aussage des Berichts. Auf diesen vorgelagerten Stufen ginge der Preisdruck von pandemiebedingten Lieferengpässen sowie gestiegenen Transportkosten und höheren Rohstoffpreisen aus.

Steigende Verbraucherpreise sind laut Bundesbank-Aussage kein deutsches Phänomen. Die hohen Energiepreise hätten wesentlich dazu beigetragen, dass sich der weltweite Anstieg der Verbraucherpreise nochmals verstärkt habe. Der Preisauftrieb habe dabei in vielen Industrieländern an Breite gewonnen. Ursächlich hierfür sei der hohe Kostendruck gewesen, bei zugleich lebhafter Nachfrage, was zunächst vor allem von den Preissteigerungen auf den vorgelagerten Produktionsstufen und für Transportleistungen ausging. Darüber hinaus habe sich in einigen Industrieländern bereits der Lohnanstieg verstärkt. Vor diesem Hintergrund hätten viele Notenbanken ihren geldpolitischen Kurs gestrafft, oder stellten dies zumindest in Aussicht.

Mindestlohn wird ein weiterer Faktor für die Inflation sein

Laut aktuellen Berichten soll in dieser Woche die Anhebung des Mindestlohns in Deutschland auf 12 Euro ab Oktober beschlossen werden – zur aktuellen Lage ein Anstieg von 22 Prozent! Wir hatten darüber bereits berichtet. Auf der einen Seite sind höhere Löhne zwar eine gute Sache für die Arbeitnehmer, gar kein Frage! Aber andererseits müssen Bäcker, Friseure etc ihre deutlich steigenden Lohnkosten auf ihre Kunden abwälzen, was dann wieder höhere Verbraucherpreise bedeutet, also Inflation! Diesen Sachverhalt bespricht heute auch die Bundesbank. Der wohl anstehende deutlich höhere Mindestlohn wird als Push-Faktor für die Inflation kalkuliert.

Dieser politische Eingriff in die Lohnfindung würde die Verdienste in den unteren Entgeltgruppen spürbar anheben und laut Bundesbank auch auf die darüber liegenden Lohnsegmente merklich ausstrahlen. Ihrer Berechnung zufolge wird die Lohnsumme durch die Anhebung des Mindestlohns im kommenden Herbst um 0,8 Prozent höher liegen. Wenn man die historischen Beziehungen zugrunde lege, seien die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Anhebung wohl überschaubar. Im gegenwärtigen Umfeld hoher Inflationsraten sei allerdings nicht auszuschließen, dass sich die höheren Löhne in stärkerem Ausmaß in den Preisen niederschlagen.

Die Verbraucherpreise würden dann aufgrund der höheren Lohnkosten nach und nach steigen. Im Jahresdurchschnitt 2024 dürften sie rund eineinhalb Zehntel Prozent über der Basislinie liegen, nach vier Jahren dürften sie etwa ein Viertel Prozent höher liegen. Als Basislinie nahmen die Fachleute hierbei die zuletzt erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen der Bundesbank an. Das BIP steigt den Berechnungen zufolge zunächst geringfügig. Dieser geringe positive Effekt, der durch die gestiegene inländische Nachfrage ausgelöst wird, werde aber schon bald gedämpft. Denn die höheren inländischen Produktionskosten verringerten die preisliche Wettbewerbsfähigkeit, wodurch die Exporte sinken. Dies kompensiere den positiven Effekt.

Grafik zeigt Mindestlohn-Kalkulation für die Inflation

Grafik der Bundesbank zur Inflation



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