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Boomende Branche, drückende Schulden Carnival Kreuzfahrten: Schulden-Zombie in Schieflage?

Foto: Alfredo Estrella/AFP/Getty Images
Foto: Alfredo Estrella/AFP/Getty Images

Der Kreuzfahrtgigant Carnival (Börsenkürzel an der NYSE: CCL), der unter anderem die Marken AIDA und Cunard betreibt, hat gestern seine Zahlen für das Winterquartal vorgelegt. Trotz eines neuen Umsatzrekordes für diesen verhältnismäßig schwächeren Zeitraum und trotz einer Auslastung von 102% schreibt das unterm Strich Unternehmen weiterhin tiefrote Zahlen. An der Börse konnte die Carnival-Aktie gestern um 0,9% höher schließen.

Carnival – ein Schuldenzombie?

Die 33 Milliarden Dollar an Schulden und die daraus resultierende Zinslast machen den zentralen Belastungsfaktor für das Unternehmen aus. Im Winterquartal erwirtschaftete man einen operativen Gewinn von 276 Millionen Dollar und musste damit Nettozinsen von 438 Millionen Dollar bedienen.

Man konnte die Gesamtverschuldung im Hoch von 36 Milliarden Dollar zwar bereits etwas reduzieren, liegt allerdings immer noch beim Dreifachen des Jahres 2018. Das Eigenkapital wird mit 6,6 Milliarden Dollar bemessen, während das Unternehmen an der Börse mit einer Bewertung von  21,5 Milliarden Dollar gehandelt wird. Dem realen Schuldenberg stehen vor allem Sachwerte in Höhe von 42,7 Milliarden Dollar gegenüber. Wenn man davon ausgeht, dass der Marktwert der Flotte von Carnival im Ernstfall deutlich unter dieser Schätzung liegen mag, dann säße das Unternehmen wohl schon seit längerem auf negativem Eigenkapital. Dieser Umstand war vermutlich auch einigen Geldgebern bewusst als sie in diversen „Covenants“ bereits die Reißleine vorbereitet, doch wohl aufgrund der enormen Nachfrage nach Kreuzfahrten und der Verluste, die aus einer Insolvenz für sie resultieren könnten, vorerst den Finger vom Abzug genommen haben.

Obwohl die 6,6 Milliarden Dollar an Anzahlungen gütiger Urlauber zwar die Schuldenlast ein wenig verringern, könnten die künftigen Umschuldungen zum Problem werden. Bis 2026 werden 7,4 Milliarden Dollar fällig. Der effektive Zins liegt derzeit bei lediglich 5,5% und damit nur 0,3% über dem einer dreimonatigen US-Staatsanleihe – äußerst gering für ein derart Schulden-gehebeltes Unternehmen.

Verwässerung schönt den Verlust pro Carnival-Aktie

Der Umsatz steigt und die Branche boomt – unterm Strich kann das Unternehmen davon aber nicht profitieren. Pro Aktie sieht der Verlust allerdings geringer aus als er ist, da das Unternehmen die Anzahl seiner Anteile von 684 Millionen auf 1263 Millionen in sechs Jahren fast verdoppelt hat. Sollte man die Schuldenkrise überwinden, so wird für die Investoren aufgrund dieser Tatsache trotzdem nur eine dürftige Ausbeute übrigbleiben.

Neben Umschuldungen und geopolitischen Faktoren sehe ich ein weiteres Risiko in den Auswirkungen des Klimadiktats, von dem diese Branche bisher erstaunlicherweise weitgehend verschont geblieben ist. Warum die Ideologen das Fliegen verteufeln, dagegen aber das Gondeln am Kreuzfahrtschiff medial übersehen, erklärt sich mir nicht gänzlich. Ich wünsche mir keinesfalls eine bürokratische Beschneidung der Branche – wenngleich ich sie persönlich für entbehrlich halte – doch sollte man dieses Risiko als Carnival-Investor im Auge behalten..



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1 Kommentar

  1. Klasse Unternehmen – 102% Auslastung, Umsatzrekord – und trotzdem tiefrote Zahlen. Da kann man als Aktionär ganz entspannt bleiben. Den Wertverfall der Flotte bei klimarettungsbedingten Einschränkungen sehe ich nicht, findige Nasen werden die Pötte der dann werkelnden Bundesregierung andienen und diese kann dann für einen kurzen Zeitraum eine standesgemäße Unterkunft für die zu uns migrierenden Beladenen der Welt organisieren. Win-Win-Situation. Wieviel Kähne schippern unter Carnival-Flagge ? Reichen die Betten für ein Jahr ?

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