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Miserable Lage Chemieindustrie mit Klartext: Fehlende Aufträge, Schließung, Verlagerung

Die Chemieindustrie meldet sich über ihren Verband mit klaren Aussagen zu Wort. Fehlende Aufträge, wniger Produktion, Verlagerung.

Industrie-Anlagen
Industrie-Anlagen. Foto: Noomcpk - Freepik.com

Würde man die Bundespolitik dazu fragen, könnte die Antwort in etwa so lauten: „Es ist eine leicht wacklige Lage im Zuge der großen Transformation, aber das wird schon, Kopf hoch“. Aber kommen wir zur Sache. Die deutsche Chemieindustrie kämpft mit hohen Energiepreisen, schwacher Konjunktur, Fachkräftemangel, Bürokratie uvm. Der Gesamtmix an nachteiligen Faktoren sorgt für Produktionsrückgang und Produktionsverlagerung. Der Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) spricht daher heute Klartext.

Chemieindustrie mit rückläufigen Umsätzen, Produktionsschließung, Verlagerung

Die Produktion der Chemieindustrie wird dieses Jahr insgesamt deutlich sinken. Es fehlen Aufträge, Produktion wird teilweise beendet. Hier dazu die Aussagen des Verbands: „Die Talsohle scheint zwar erreicht, eine Trendwende ist aber noch nicht erkennbar. Das Produktionsniveau verharrte weiterhin an einem Tiefpunkt. Kunden im In- und Ausland hielten sich mit Bestellungen zurück. Die Erzeugerpreise und der Branchenumsatz sanken. Den Unternehmen fehlen schlichtweg die Aufträge„, so die Aussage des VCI (hier der aktuelle sechsseitige Quartalsbericht).

„Die deutsche Chemieindustrie tritt auf der Stelle und die Hoffnungen auf eine Besserung zum Jahresende schwinden. Hohe Energie- und Rohstoffpreise und der Auftragsmangel werden die Geschäfte weiterhin belasten. Unsere Unternehmen sind deshalb gezwungen, auf die Kostenbremse zu treten – sei es durch die Schließung von Produktionsanlagen, die Aufgabe einzelner Geschäftsfelder oder die Verlagerung von Investitionen ins Ausland, so die klare Aussage des Verbands für die deutsche Chemieindustrie. Echte Entlastungen für unsere energieintensive Industrie vermisse man nach wie vor. Das Strompreispaket der Bundesregierung werde nicht ausreichen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Chemieindustrie auf ein neues Level zu heben. Der Chemiepakt müsse genutzt werden, um hier nachzubessern.

Daten

Der VCI rechnet für das Gesamtjahr 2023 weiterhin mit einem Produktionsrückgang von 8 Prozent. Der Branchenumsatz wird in diesem Jahr voraussichtlich um 14 Prozent sinken. Erstmals seit sechs Quartalen verbuchte die die Produktion in der Chemieindustrie laut Verbandsaussagen ein leichtes Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Produktion um 6,1 Prozent niedriger. Die Kapazitätsauslastung der Branche sank erneut und lag zuletzt bei 75,7 Prozent.

Die Erzeugerpreise lagen im Vergleich zum Vorquartal um 2,6 Prozent niedriger. Im Vorjahresvergleich waren chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 5,5 Prozent günstiger. Die Nachfrage nach Erzeugnissen aus der Chemieindustrie blieb auch im dritten Quartal insgesamt schwach. Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank saisonbereinigt um 0,3 Prozent auf insgesamt 54,8 Milliarden Euro. Die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie hielten laut VCI die Zahl der Arbeitsplätze trotz der wirtschaftlich angespannten Situation auf stabilem Niveau. Aktuell sind rund 477.000 Menschen in der Branche beschäftigt.



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6 Kommentare

  1. Na, wenn die Talsohle doch erreicht ist. Damit kann man doch leben. Wir sollen doch alle der Umwelt und dem CO2 Ausstoß zuliebe weniger konsumieren.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. am besten auch noch weniger atmen

  2. mmhhh, man kann auch für den Rückgang noch mehr Gründe anführen. Zum Beispiel die Fähigkeit bestimmter „Spitzenpolitiker“ die Tragweite ihres Handelns zu erkennen,wenn sie von sanktionen schwadronieren die anderen ganz böse wehtun sollen. Auch fördert die elende Subventioniererei den Niedergang der Innovationskraft,Produktivität und den Wettbewerbsgedanken. Auch die Strahlkraft von Pisa,Euro, Inflation,zinswende,amerikanischer Weltpolitik und Sättigung der weltmärkte ist auch nicht ganz ohne Folgen.
    Aber wie sagte einst ein kluger Mann/in: es gibt keine Probleme nur herrausforderungen!

  3. Deutschland hat fertig!
    Das europäische Ausland und Amerika frohlocken. Hat man Deutschland, mit seinem viel zu hohen Exportanteil doch endlich dort, wo man sie immer haben wollte. Dank Inflation-Act laufen die Firmen reihenweise in die USA, weil hier klare Renditen zu erkennen sind.
    Was ist für viele eigentlich so schwer, zu erkennen, was die Deutschen wirklich gut können?
    Deutschland hat (bis 2020 jedenfalls) mit seinem hohen Fachkräfteanteil, seinen sehr billigen Energien und seiner pervers gut durchperfektionierten Wertschöpfungskette, Rohstoffe aus dem Ausland veredelt und sie teuer verkauft.
    Jetzt möchten einige Idiologen den Exportstaat in einen Binnenmarkt umbauen, der sich selber stützt und seine Energie komplett autark herstellt.
    Dann schauen wir doch mal. Fachkräfte kriegen wir ja gerade und Energie wird mit Steuergeldern gedeckelt. Große Wertschöpfungsketten, braucht man im zukünftigen Arbeiter- und Bauerstatt eh nicht mehr.
    Ob zukünftige Generationen ohne gut bezahlte Industriearbeitsplätze immer noch glauben, auf so hohem Niveau leben zu können, wie sie es von Eltern und Großeltern anscheinend suggeriert kriegten, wage ich zu bezweifeln.

    1. @Werner Missai
      Na ja, mit den Fachkräften ist das so eine Sache. Scholz war doch gerade erst in Afrika um Fachkräfte anzuwerben. Im Grunde wäre dies eine Aufgabe von Frau Baerbock gewesen. Aber der traut er wahrscheinlich wegen ihrer undiplomatischen Fähigkeiten, der fehlenden Ausdrucksweise und der Überheblichkeit, Belehrung kommt hinzu, keinen großen Erfolg zu. Sie liebt die Phrase.
      Den Erfolg hatte er allerdings auch nicht. Man hat ihn mehr oder weniger abblitzen lassen.Deutschland ist für Afrika nicht mehr attraktiv genug. Afrika bietet für gut ausgebildete Leute gute Arbeitsmöglichkeiten.
      Außerdem : während der Corona Pandemie hat der Westen Afrika im Stich gelassen. Geholfen haben Russland und China. Am Sanktionsregime hält der Westen fest. Russland dagegen spendet Weizen und Dünger.
      „Wir brauchen keine Retter aus dem Westen“, erklärt eine Studentin des Maschinenbaus dem Kanzler.
      Es gibt Perspektiven. Man will zur Entwicklung des eigenen Landes beitragen, bekommt Scholz von jenen Fachkräften gesagt, mit denen er in Deutschland gerne kostengünstig die durch eigenes Versagen entstandenen Lücken schließen möchte.
      Nigeria : Wie jedes andere Land der Welt bildet auch Nigeria seine Fachkräfte nicht für Deutschland, sondern für den eigenen Bedarf aus. Wenn Deutschland Fachkräfte sucht, dann soll es die gefälligst selbst ausbilden, ist die inhärente Botschaft, Trotzdem tingelt Berlin weiter durch die Welt.
      Deutschland sucht keine Partner auf Augenhöhe, sondern Lückenfüller. Das hat man in Afrika erkannt.

      In Russland werden die Fachkräfte aus Afrika ausgebildet die Deutschland gerne hätte. Verdreifachung in den letzte 10 Jahren. Jetzt studieren 35.000 Studenten aus Afrika an russ. Universitäten. Und der Andrang ist groß. Deswegen hat man jetzt nochmals 4.700 Plätze frei gegeben.
      Und noch eine Abfuhr. In Deutschland leben rund 12.000 ausreisepflichtige Asylsuchende die Nigeria auch nicht zurücknehmen möchte. So handeln auch andere afrikanische Staaten. Entweder die Zurückgeschickten haben einen Job der sie ernährt oder aber Deutschland gibt den Ausgewiesenen etliche tausend Euro, damit sie ihrem Heimatland nicht auf die Tasche fallen.

  4. Der Wasserstofftraum platzt als nächstes. Ganz besonders der Traum vom Wasserstoff aus Afrika.

    Unwirtschaftlich: Grünes Wasserstoffprojekt in Heide vorzeitig gestoppt

    https://blackout-news.de/aktuelles/unwirtschaftlich-gruenes-wasserstoffprojekt-in-heide-vorzeitig-gestoppt/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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